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Die Brücken Der Freiheit: Roman

Die Brücken Der Freiheit: Roman

Titel: Die Brücken Der Freiheit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Street hinauf. Ihre rotweißen Uniformen schimmerten im Mondlicht. An der Spitze der Kolonne ritt Jay Jamisson. Er hielt sein Pferd am kurzen Zügel in einem forschen Schritt. Der so lange herbeigesehnte erster Kampfeinsatz stand ihm nun endlich unmittelbar bevor.
    Seine Miene war ausdruckslos, doch sein Herz klopfte heftig. Der Lärm der von Lennox provozierten Schlacht war bereits zu hören: Männergeschrei, Pferdegewieher, Musketenschüsse. Jay hatte noch nie Schwert oder Schußwaffe gegen andere Menschen eingesetzt. An diesem Abend aber war es soweit. Obwohl Jay sich einredete, daß seine disziplinierten und gut durchtrainierten Soldaten diese krakeelenden Haufen von Kohlelöschern das Fürchten lehren würden, fehlte es ihm an Zuversicht.
    Oberst Cranbrough hatte ihm den Einsatzbefehl erteilt und ihn ohne einen höherrangigen Offizier zum Orte des Geschehens geschickt. Normalerweise hätte Cranbrough die Abteilung selbst befehligt. Aber der Oberst war sich der besonderen Situation und der starken politischen Einflußnahme bewußt und zog es vor, sich aus dem Konflikt herauszuhalten. Anfangs war Jay stolz auf das ihm erwiesene Vertrauen gewesen, doch inzwischen hätte er lieber einen erfahrenen Vorgesetzten dabeigehabt.
    In der Theorie hatte Lennox' Plan idiotensicher geklungen. Jetzt, auf dem Weg zum Einsatzort, sah Jay ein, daß er voller Unwägbarkeiten war. Was machen wir, wenn sich McAsh heute abend woanders aufhält, dachte er. Was, wenn ihm die Flucht gelingt, bevor ich ihn verhaften kann?
    Je näher sie dem Kohlelager kamen, desto langsamer wurden sie. Zum Schluß kam seine Kolonne nur noch im Schneckentempo voran. Viele der Demonstranten waren angesichts der heranrückenden Soldaten geflohen oder in Deckung gegangen. Einige jedoch warfen Kohlebrocken nach ihnen, und bald ging ein wahrer Hagel von Wurfgeschossen auf Jay und seine Männer nieder. Sie ließen sich davon jedoch nicht beirren, marschierten, wie vorgesehen, bis zu den Toren des Lagerplatzes und gingen dort in Schußposition.
    Es war nur möglich, eine einzige Salve abzufeuern. Für das Nachladen fehlte so dicht am Feind die Zeit.
    Jay hob sein Schwert. Die Kohlelöscher saßen auf dem Hof in der Falle.
    Sie hatten versucht, die Tore zu schließen, aber es war ihnen nicht ganz gelungen. Jetzt gaben sie ihre Bemühungen auf, was zur Folge hatte, daß die beiden Torflügel wieder sperrangelweit auseinanderklafften. Einige kletterten über die Mauer, andere unternahmen den kläglichen Versuch, hinter Kohlehaufen oder den Rädern eines Karrens Deckung zu finden. Sie boten ein Ziel  wie Hühner in einem Stall.
    Plötzlich erschien auf der Mauer eine breitschultrige Gestalt.
    Der Mondschein erhellte ihr Gesicht. Es war McAsh. »Halt!«  schrie er. »Nicht schießen!«
    Fahr zur Hölle! dachte Jay.
    Er senkte das Schwert und rief: »Feuer!«
    Die Musketen krachten ohrenbetäubend. Rauchschwaden stiegen auf und hüllten die Soldaten vorübergehend ein. Zehn oder zwölf Kohlelöscher stürzten zu Boden. Einige schrien vor Schmerzen, andere waren totenstill. McAsh sprang von der Mauer und kniete neben dem reglosen, blutüberströmten Körper eines Negers nieder. Als er aufsah, traf Jay sein Blick, und seine wutverzerrte Miene ließ dem Befehlshaber der Soldaten das Blut in den Adern gefrieren.
    »Attacke!« schrie Jay.
    Die Angriffslust, mit der sich die Kohlelöscher den auf sie losstürmenden Soldaten entgegenwarfen, überraschte ihn. Er hatte fest damit gerechnet, daß sie fliehen würden. Statt dessen wichen sie Schwert-und Musketenhieben aus und suchten den Nahkampf. Sie wehrten sich mit Knüppeln, Kohleklumpen, Fäusten und Füßen, und Jay mußte entsetzt mit ansehen, wie einige Uniformierte zu Boden gingen.
    Er drehte sich um und suchte McAsh, doch der war nicht mehr zu sehen.
    Jay fluchte. Ziel und Zweck des Einsatzes war die Verhaftung von Mack McAsh. Darum hatte Sir Philip nachgesucht, und er, Jay, hatte versprochen, ihm diese Bitte zu erfüllen. War der Gesuchte jetzt entkommen?
    Plötzlich tauchte McAsh unmittelbar vor ihm auf.
    Anstatt davonzulaufen, griff der Mann den Befehlshaber seiner Gegner an!
    McAsh packte Jays Zügel. Jay hob sein Schwert. McAsh duckte sich und schnellte um das Pferd herum, so daß er sich unvermittelt links von Jay befand. Das Schwert fuhr herunter,verfehlte aber sein Ziel. McAsh sprang auf, griff Jay am Ärmel und zerrte daran. Jay versuchte, sich loszureißen, was ihm jedoch mißlang. Mit grausamer Konsequenz

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