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Die Brücken Der Freiheit: Roman

Die Brücken Der Freiheit: Roman

Titel: Die Brücken Der Freiheit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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einmal darüber nach…«
    »Nein! Aber ich werde etwas anderes tun, warten Sie…« Lizzie suchte verzweifelt nach einem rettenden Gedanken. »Ich schreibe an Mr. York, den Pastor von Heugh. Ich werde ihn bitten, nach London zu kommen und sich bei der Gerichtsverhandlung für Mack zu verwenden.«
    »Ein schottischer Landpfarrer?« fragt e Gordonson. »Ich glaube nicht, daß sich das Gericht von seiner Aussage sonderlich beeindrucken lassen wird. Es gibt nur einen sicheren Weg: Sie selbst müssen sich für ihn verwenden.«
    »Das kommt nicht in Frage.«
    »Ich werde mich nicht mit Ihnen streiten, das würde Sie nur noch in Ihrer Entschlossenheit bestärken«, sagte Gordonson einsichtig und wandte sich zur Tür. »Sie können Ihre Meinung jederzeit ändern. Sollte Sie sich dazu durchringen, so kommen Sie bitte zur Verhandlung. Sie findet morgen in drei Wochen im Old Bailey statt. Denken Sie daran, daß es um Kopf und Kragen geht.«
    Er ging, und Lizzie ließ ihren Tränen freien Lauf.
    Mack war im Gefängnis von Newgate in einer Gemeinschaftszelle untergebracht.
    An das, was ihm in der vergangenen Nacht widerfahren war, konnte er sich nur noch ungenau entsinnen. Eine nebelhafte Erinnerung sagte ihm, daß man ihn gefesselt auf einen Pferderücken gelegt und quer durch London geschleppt hatte, bis zu einem hohen Gebäude mit vergitterten Fenstern, einem mit Kopfsteinpflaster befestigten Hof, einem Treppenhaus und einer beschlagenen Tür. Dann war er in die Zelle geführt worden, in der er jetzt nach wie vor einsaß. Zerschlagen und todmüde, wie er war, war er rasch eingeschlafen.
    Beim Aufwachen stellte er fest, daß die Zelle ungefähr so groß war wie Coras Wohnung. Es war kalt: In den Fensterhöhlen gab es keine Scheiben, und im Kamin brannte kein Feuer. Es stank. Mindestens dreißig andere Personen waren auf engstem Raum mit ihm zusammengepfercht - Männer, Frauen und Kinder, dazu ein Hund und ein Schwein. Alle schliefen auf dem Boden und teilten sich einen einzigen großen Nachttopf.
    Es herrschte ein ständiges Kommen und Gehen. Im Morgengrauen hatten einige die Zelle verlassen. Wie Mack bald erfuhr, handelte es sich nicht um weibliche Gefangene, sondern um Häftlingsfrauen, die die Wärter bestochen hatten und dafür die Nächte bei ihren Männern verbringen durften. Für alle, die in der Lage waren, die entsprechenden Wucherpreise zu bezahlen, schafften die Wärter Lebensmittel, Bier, Gin und Zeitungen in die Zellen. Manche Häftlinge gingen in andere Zellen, um Freunde zu empfangen. Ein Gefangener erhielt Besuch von einem Pfarrer, ein anderer von einem Barbier. Es war offenbar alles erlaubt - nur kostete eben auch alles seinen Preis.
    Die Häftlinge lachten über ihre mißliche Lage und machten sich über ihre Vergehen lustig. Das ständige Herumalbern ging Mack schon bald auf die Nerven. Er war kaum aufgewacht, da wurde ihm schon ein Schluck Gin offeriert. Ein anderer kam und bot ihm einen Zug aus der Tabakspfeife an. Es ging zu wie auf einer Hochzeitsfeier.
    Mack tat der ganze Körper weh, doch am schlimmsten waren die Kopfschmerzen. Am Hinterkopf hatte er eine blutverkrustete Beule, und seine Gemütsverfassung war schlichtweg elend. Ich habe in jeder Hinsicht versagt, dachte er. Ich bin aus Heugh davongelaufen, um frei zu sein - und hocke jetzt im Gefängnis.
    Ich habe für die Rechte der Kohlelöscher gestritten - und damit nur erreicht, daß einige von ihnen zu Tode gekommen sind. Und ich habe Cora verloren. Man wird mich des Hochverrats, des Aufruhrs oder sogar des Mordes beschuldigen und wahrscheinlich zum Tod am Galgen verurteilen.
    Viele seiner Mithäftlinge hatten ähnliche Sorgen wie er, waren aber, wie es schien, zu dumm, um den Ernst ihrer Lage zu begreifen.
    Für Esther gab es nun keine Chance mehr, jemals ihr Heimatdorf zu verlassen. Mack machte sich Vorwürfe, daß er sie nicht gleich mitgenommen hatte. Sie hätte sich wie Lizzie Hallim als Mann verkleiden können. Da sie schneller und gewandter war als er, wäre ihr die Arbeit auf dem Schiff wahrscheinlich leichter gefallen. Und mit ihrem gesunden Menschenverstand hätte sie Mack sogar mancherlei Scherereien ersparen können.
    Hoffentlich bekommt Annie einen Jungen, dachte er. Dann lebt wenigstens ein Mack weiter. Es kann ja sein, daß Mack Lee ein glücklicheres und längeres Leben beschieden sein wird als Mack McAsh…
    Seine Stimmung befand sich auf einem Tiefpunkt, als ein Aufseher die Tür aufsperrte und Cora hereinkam.
    Obwohl ihr

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