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Die Brücken Der Freiheit: Roman

Die Brücken Der Freiheit: Roman

Titel: Die Brücken Der Freiheit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Ladenbesitzer. Auf der einen Seite haßten sie Diebstahl und jede Störung der öffentlichen Ordnung, auf der anderen mißtrauten sie der Regierung und verteidigten eifersüchtig die Freiheit - zumindest ihre eigene.
    Sie befanden die Angeklagte für schuldig, bezifferten den Stoffwert jedoch lediglich auf vier Shilling, was erheblich unter dem tatsächlichen Wert lag. Gordonson erklärte die Gründe: Die Geschworenen wollten mit ihrem Verdikt verhindern, daß der Richter die Frau zum Tode verurteilte, denn für einen Ladendiebstahl mit einer Schadenssumme von über fünf Shilling konnte man bereits gehängt werden.
    Die Angeklagte wurde nicht sofort verurteilt. Die Verkündung der Urteile war jedoch noch für den gleichen Abend vorgesehen.
    Das gesamte Verfahren hatte nicht länger als eine Viertelstunde gedauert. Auch die nächsten Fälle wurden schnell abgehandelt, und es gab nur wenige Verfahren, die länger als dreißig Minuten in Anspruch nahmen.
    Am Nachmittag kamen Cora und Peg an die Reihe. Obwohl  Mack wußte, daß der Ausgang des Prozesses längst feststand, drückte er den beiden die Daumen und hoffte, daß alles nach Plan verlief.
    Jay Jamisson sagte aus, Cora habe ihn auf der Straße in ein Gespräch verwickelt und Peg ihm dabei die Taschen geleert. Als Zeugen benannte er Sidney Lennox, der den Vorfall beobachtet und ihn gewarnt habe.
    Da weder Cora noch Peg seiner Darstellung der Ereignisse widersprachen, trat Sir George in den Zeugenstand, erklärte dem Gericht, daß die beiden bei der Festnahme eines anderen Kriminellen behilflich gewesen seien, und bat den Richter, sie nicht zum Tod durch den Strang, sondern zur Deportation zu verurteilen.
    Der Richter nickte verständnisvoll, doch auch in diesem Fall sollte das Urteil erst am Abend verkündet werden.
    Ein paar Minuten später wurde Macks Verfahren eröffnet.
    Lizzie konnte an nichts anderes mehr denken als an den Prozeß.
    Um drei Uhr aß sie zu Mittag, und da Jay den ganzen Tag im Gericht war, leistete ihre Mutter ihr Gesellschaft.
    »Du hast zugenommen, mein Kind«, sagte Lady Hallim. »Hast du in letzter Zeit zu gut gegessen?«
    »Ganz im Gegenteil«, erwiderte Lizzie. »Mir wird manchmal sogar schlecht beim Essen. Ich glaube, ich habe Reisefieber. Und dann auch noch dieser furchtbare Prozeß.«
    »Der geht dich gar nichts an«, sagte Lady Hallim schroff. »Dutzende von Menschen werden jedes Jahr wegen weit weniger schlimmer Verbrechen gehängt. McAsh kann nicht begnadigt werden, nur weil er in deiner Jugend ein Spielgefährte von dir war.«
    »Woher willst denn du wissen, daß er sich überhaupt eines Verbrechens schuldig gemacht hat?«
    »Hat er's nicht, so wird er freigesprochen. Er wird gewiß genauso behandelt wie alle anderen, die so dumm waren, sich in einen Aufruhr verwickeln zu lassen.«
    »Aber so war das doch gar nicht!« protestierte Lizzie. »Jay und Sir George haben diesen Aufruhr doch ganz bewußt provoziert! Sie brauchten einen Vorwand, um Mack verhaften und den Streik der Kohlelöscher beenden zu können. Jay hat es  doch selbst zugegeben.«
    »Dafür hatten sie dann gewiß einen guten Grund.«
    Tränen schossen Lizzie in die Augen. »Findest du nicht auch, Mutter, daß das unrecht ist?«
    »Ich weiß nur, daß es uns beide nichts angeht, weder dich noch mich, Lizzie«, entgegnete Lady Hallim streng.
    Lizzie, die ihrer Mutter das wahre Ausmaß ihres Kummers verbergen wollte, nahm einen Löffel Nachtisch; es gab gezuckertes Apfelmus. Als ihr Magen revoltierte, legte sie den Löffel wieder hin. »Caspar Gordonson meint, ich könnte Macks Leben retten. Ich müßte nur vor Gericht ein gutes Wort für ihn einlegen.«
    »Gott bewahre!« rief ihre Mutter erschrocken. »Du sollst in einem öffentlichen Gerichtssaal gegen deinen eigenen Mann aussagen! Allein der Gedanke ist unerhört!«
    »Aber es geht doch um ein Menschenleben! Denk doch mal an seine arme Schwester! Wie furchtbar es sie betrüben wird, wenn sie erfährt, daß man ihn aufgehängt hat.«
    »Das sind doch alles nur Bergarbeiter, Liebes! Sie sind anders als wir. Ihr Leben ist billig - sie trauern nicht so wie wir. Seine Schwester wird sich mit Gin betrinken und gleich wieder in die  Grube hinabsteigen.«
    »Das ist doch wohl nicht dein Ernst, Mutter…«
    »Ja, vielleicht übertreibe ich ein wenig. Aber ich bin sicher,  daß es überhaupt keinen Sinn hat, sich über solche Dinge Gedanken zu machen.«
    »Ich kann aber nicht anders! Mack ist ein tapferer junger Mann, der

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