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Die Brücken Der Freiheit: Roman

Die Brücken Der Freiheit: Roman

Titel: Die Brücken Der Freiheit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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mein Geld nicht ausgehändigt. Der größte Teil meines Verdienstes wurde mir von einem Unternehmer gestohlen.«
    Der Richter unterbrach ihn: »Das gehört nicht zur Sache«, sagte er. »Sie sind wegen Aufruhrs angeklagt.«
    »Ich habe keinen Aufruhr angezettelt«, sagte Mack, holte tief Luft, konzentrierte sich und fuhr fort: »Ich habe mich lediglich geweigert, mir von den Unternehmern meinen Lohn stehlen zu lassen. Das ist mein Verbrechen. Die Unternehmer werden reich, indem sie die Kohlelöscher bestehlen. Doch was geschieht, wenn die Kohlelöscher beschließen, sich selbst um Aufträge zu bemühen? Die Schiffseigner zeigen ihnen die kalte Schulter. Doch wer sind die Schiffseigner, meine Herren? Niemand anders als die Familie Jamisson, deren Angehörige in diesem Verfahren eine so große Rolle spielen!«
    »Können Sie beweisen, daß Sie nicht zum Aufruhr aufgerufen haben?« fragte der Richter gereizt.
    »Es geht um Ihren Vorwurf, daß die Ausschreitungen von anderer Seite angezettelt wurden«, warf der kritische Geschworene ein.
    Mack ließ sich durch die Unterbrechung nicht aus dem Konzept bringen, sondern setzte seine Verteidigungsrede wie geplant fort. »Meine Herren Geschworenen, stellen Sie ruhig selbst ein paar Fragen!« Er wandte sich wieder an Jay: »Von wem stammte denn der Auftrag, daß diese Kohle ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, wenn es in den Schenken der High Street von Kohlelöschern nur so wimmelt, nach Wapping geliefert werden mußte? Wer hat die Leute bezahlt, die die Karren begleiteten?« Der Richter versuchte, Mack erneut zu unterbrechen, doch der Angeklagte hob die Stimme und sprach weiter. »Wer gab Ihnen Musketen und Munition? Wer sorgte dafür, daß in unmittelbarer Nachbarschaft Truppen bereitstanden? Wer hat denn den ganzen Aufruhr inszeniert?« Er drehte sich wieder um und sprach die Geschworenen direkt an: »Sie kennen inzwischen die Antwort, nicht wahr?«
    Ihm war ein wenig schwindlig. Er hatte sein Bestes getan. Jetzt lag sein Leben in Händen anderer.
    Gordonson erhob sich. »Wir erwarten noch einen Leumundszeugen für Mr. McAsh, den Reverend York. Er ist Pastor in der Heimatgemeinde des Angeklagten. Leider ist er bisher noch nicht eingetroffen.«
    Yorks Ausbleiben enttäuschte Mack nicht sonderlich, denn er versprach sich nicht viel von der Aussage des Pfarrers. Auch Gordonson machte sich keine Illusionen.
    »Wenn er vor der Urteilsverkündung noch kommt, darf er reden«, sagte der Richter. Gordonson hob die Brauen. »Es sei denn, das Gericht hält den Angeklagten für unschuldig«, ergänzte der Richter. »In diesem Falle erübrigen sich natürlich die Aussagen weiterer Entlastungszeugen. Die Geschworenen mögen nun entscheiden.«
    Angstvoll beobachtete Mack die Geschworenen, die nun über sein Schicksal berieten. Sie schienen ihm nicht besonders gewogen zu sein. Vielleicht, dachte er, bin ich zu selbstbewußt aufgetreten. »Was glauben Sie - wie sieht's aus?« fragte er Gordonson.
    Der Anwalt schüttelte den Kopf. »Es wird ihnen nicht leichtfallen zu glauben, daß sich die Familie Jamisson auf eine schäbige Verschwörung mit Sidney Lennox eingelassen hat. Es wäre vielleicht besser gewesen, wenn Sie die Kohlelöscher als gutwillige, aber fehlgeleitete Menschen dargestellt hätten.«
    »Ich habe nur die Wahrheit gesagt«, entgegnete Mack. »Ich kann nicht anders.«
    Gordonson lächelte traurig. »Ja, das weiß ich. Sie wären sonst auch nicht so tief in die Bredouille geraten.«
    Die Geschworenen stritten sich. »Worüber reden sie, zum Teufel?« fragte Mack. »Ich wäre allzugern Mäuschen.« Der kritische Geschworene brachte ein Argument vor und bekräftigte es, indem er wild mit dem Zeigefinger fuchtelte. Hörten ihm die anderen aufmerksam zu - oder bildeten sie eine Front gegen ihn?
    »Seien Sie froh«, sagte Gordonson. »Je länger sie reden, desto besser für Sie, Mack.«
    »Warum?«
    »Wenn sie streiten, gibt es Zweifel. Und wenn es Zweifel gibt, können sie Sie nicht schuldig sprechen.«
    Mack verfolgte die Diskussion mit zunehmender Beklemmung. Der kritische Geschworene zuckte mit den Schultern und beteiligte sich kaum noch an der Debatte. Der Sprecher der Geschworenen sagte etwas zu ihm, und er nickte. Er hat sich nicht durchsetzen können, dachte Mack ängstlich.
    Der Geschworenensprecher ging zur Richterbank. »Sind Sie zu einer Entscheidung gekommen?« fragte der Richt er. »Jawohl.«
    Mack hielt den Atem an. »Und wie lautet sie?«
    »Schuldig im Sinne der

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