Die Brücken Der Freiheit: Roman
Bedingung.«
»Und die wäre?«
»Sie selbst müssen das Gericht um Gnade für Mack bitten.«
»Kommt überhaupt nicht in Frage«, sagte Jay.
»Es wäre genauso wirksam, würde Ihrer Familie aber die peinliche Szene ersparen, daß eine Ehefrau in aller Öffentlichkeit Stellung gegen ihren Mann bezieht.« Plötzlich wirkte der Anwalt regelrecht verschlagen. »Statt dessen würden Sie, Mr. Jamisson, sehr großmütig erscheinen. Sie könnten sagen, weil Mack als Bergmann in den Jamissonschen Gruben gearbeitet habe, wolle die Familie um seine Begnadigung bitten.«
In Lizzies Herz keimte Hoffnung auf. Einen Gnadenappell von Jay, dem Offizier, der den Aufruhr niedergeschlagen hatte, würde das Gericht höher bewerten als alles, was sie selber sagen konnte.
Jays Gesicht zuckte, und Lizzie spürte, wie er, hin- und hergerissen, die möglichen Konsequenzen überdachte. Dann sagte er verdrießlich: »Ich glaube, mir bleibt nichts anderes übrig.«
Ehe Lizzie sich darüber freuen konnte, meldete sich Sir George wieder zu Wort. »Es gibt da eine Bedingung, auf deren Erfüllung Jay, wie ich weiß, nicht verzichten wird.«
Lizzie hatte ein unangenehmes Gefühl; ihr war, als wisse sie bereits, was jetzt kommen würde.
Sir George sah sie an. »Du mußt diesen Unfug mit dem getrennten Leben und dergleichen vergessen. Du mußt in jeder Form Jays Ehefrau bleiben und dich entsprechend verhalten.«
»Nein!« rief sie. »Er hat mich belogen! Wie kann ich ihm da noch vertrauen? Nein, das kommt nicht in Frage!«
»Dann wird Jay das Gericht auch nicht um Gnade für McAsh bitten«, gab Sir George zurück.
»Ich muß Ihnen sagen, Lizzie, daß Jays Appell aussichtsreicher wäre als Ihr eigener«, gab Gordonson zu bedenken. »Schließlich ist er der Ankläger.«
Lizzie war bestürzt. Das ist nicht fair, dachte sie. Sie zwingen mich zu einer Wahl zwischen Macks Leben und meinem eigenen. Wie kann ich mich auf so etwas einlassen?
Alle starrten sie an: Jay, Sir George, Gordonson, ihre Mutter und Pastor York. Sie wußte, daß sie nachgeben sollte, aber irgend etwas in ihr sträubte sich dagegen. »Nein«, sagte sie trotzig. »Ich werde nicht mein Leben gegen Macks verschachern.«
»Denken Sie noch einmal darüber nach«, bat Gordonson.
»Du hast keine andere Wahl«, sagte ihre Mutter.
Lizzie sah sie an. Es wunderte sie nicht, daß ihre Mutter ihr den Weg des geringsten Widerstands anempfahl. Aber Mutter stand kurz davor, in Tränen auszubrechen. »Was ist denn los?« fragte Lizzie.
Lady Hallim fing an zu weinen. »Du mußt Jay eine gute Ehefrau sein.«
»Und warum?«
»Weil du ein Baby bekommst.«
Lizzie starrte ihre Mutter an. »Was? Wovon redest du da? «
»Du bist schwanger. «
»Und woher willst du das wissen? «
»Dein…« Lady Hallim schluchzte so heftig, daß sie nur noc h stockend sprechen konnte. »Dein Busen ist… ist größer geworden, und vom… vom Essen wird dir schlecht. Du bist seit zwei Monaten… verheiratet. So ganz unerwartet ist das ja nun auch wieder nicht.«
»O Gott!« Lizzie war sprachlos. Alles schien auf dem Kopf zu stehen. Ein Baby! War das möglich? Sie dachte nach, und ihr fiel ein, daß seit der Hochzeit ihre Periode ausgeblieben war. Dann stimmte es also. Ihr eigener Körper stellte ihr eine Falle. Jay war der Vater ihres Kindes. Und ihre Mutter hatte gemerkt, daß nur noch diese Eröffnung Lizzies Meinung zu ändern imstande war.
Sie sah ihren Ehemann an. Er war noch immer wütend auf sie, aber es lag auch etwas Flehendes in seinem Blick. »Warum hast du mich belogen?« fragte sie.
»Ich wollte es nicht, aber ich konnte nicht anders.«
Bitterkeit überkam sie. Ihre Liebe zu ihm würde nie wieder sein, wie sie einmal war. Aber er war immer noch ihr Mann.
»Einverstanden«, sagte sie.
»Dann sind wir uns also einig«, bemerkte Gordonson.
In Lizzies Ohren klang es wie die Verurteilung zu lebenslanger Haft.
»Oh yes! Oh yes! Oh yes!« rief der Ausrufer des Gerichts. »Meine Herren, die königlichen Richter, befehlen allen Anwesenden absolute Ruhe bei der Verkündung von Todesurteilen gegen die Gefangenen. Zuwiderhandlungen werden mit Gefängnisstrafe geahndet!«
Der Richter setzte seine schwarze Mütze auf und erhob sich.
Mack schauderte vor Ekel. Neunzehn Fälle waren verhandelt und zwölf Angeklagte schuldig gesprochen worden. Die nackte Angst ergriff ihn. Lizzie hatte Jay gezwungen, das Gericht um Gnade für ihn zu bitten. Das bedeutete, daß die Todesstrafe aufgehoben
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