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Die Brücken Der Freiheit: Roman

Die Brücken Der Freiheit: Roman

Titel: Die Brücken Der Freiheit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Boden und aßen ihr Mittagsmahl. Um sie herum standen Säcke und Truhen, die vermutlich Reisevorräte enthielten. Ganz unten, am Fuß der Leiter, stapelten zwei Männer Fässer und blockierten sie mit Keilen, damit sie sich unterwegs nicht selbständig machen konnten. Auf Höhe des zweiten Unterdecks, das offensichtlich für die Sträflinge vorgesehen war, wurden Mack und Barney von einem Matrosen ruppig von der Leiter gezogen und durch eine Tür geschubst.
    Es roch nach Teer und Essig. Mack versuchte, in der Düsternis etwas zu erkennen. Die Decke des Quartiers befand sich nur zwei oder drei Zentimeter über seinem Kopf, so daß ein großer Mann hier nicht aufrecht stehen konnte. Sie war an zwei Stellen von Gittern durchbrochen, durch die ein wenig Luft und Licht in das Verlies drangen - wenn auch nicht von draußen, sondern nur aus dem darüberliegenden Deck, das seinerseits durch mehrere offene Luken erhellt wurde. An den Längswänden waren durchgehende breite Holzpritschen angebracht, eine  Reihe auf Taillenhöhe und die andere ein paar Zentimeter über den Bodenplanken.
    Mit Entsetzen erkannte Mack, daß es sich bei den Pritschen um die Lager der Sträflinge handelte. Auf diesen nackten Brettern würden sie die Reise verbringen.
    Sie schleppten sich mühsam den schmalen Gang zwischen den Pritschen entlang. Die ersten Kojen waren bereits belegt. Die Sträflinge, noch immer paarweise aneinandergekettet, lagen still da und versuchten zu begreifen, was mit ihnen geschah. Ein Matrose dirigierte Peg und Cora auf die Pritsche neben Mack und Barney. Sie kamen sich vor wie Messer in einer Schublade. Derb schob der Matrose sie enger zusammen, so daß ihre Körper einander berührten. Peg konnte aufrecht sitzen, die Erwachsenen konnten es nicht. Mack konnte sich günstigstenfalls auf einen Ellbogen stützen.
    Am Ende einer Pritschenreihe entdeckte Mack ein großes, gut einen halben Meter hohes zylindrisches Tongefäß mit breitem, flachem Sockel und einem zwanzig bis fünfundzwanzig Zentimeter breiten, abwärts gewölbten Rand. Drei andere solcher Gefäße befanden sich im Raum und stellten die einzig erkennbare Möblierung dar. Mack kam sehr bald dahinter, daß es die Toiletten waren.
    »Wie lange dauert es nach Virginia?« fragte Peg.
    »Sieben Wochen«, erwiderte Mack. »Wenn wir Glück haben.«
    Lizzie sah zu, wie ihre Seetruhe in die große Kabine im Heck der Rosebud getragen wurde. Für sie und Jay war das Eignerquartier reserviert, ein Schlaf-und ein Aufenthaltszimmer, die insgesamt mehr Platz boten, als Lizzie erwartet hatte. Alle Welt schwadronierte von den grauenhaften Begleitumständen der Atlantiküberquerung, doch Lizzie war fest entschlossen, das Beste daraus zu machen.
    Das war überhaupt ihre neue Lebenseinstellung: Finde dich mit dem Unvermeidlichen ab, und mache das Beste daraus. Sie konnte Jays Verrat nicht vergessen. Jedesmal, wenn sie an das hohle Versprechen am Hochzeitstag dachte, ballte sie unwillkürlich die Fäuste und biß sich auf die Lippen. Andererseits bemühte sie sich ständig, die Erinnerung daran zu verdrängen.
    Noch vor wenigen Wochen hatte sie die Vorfreude auf die Reise schier verrückt gemacht. Amerika - das war ihr großes Ziel, ihr großer Ehrgeiz gewesen, einer der Gründe dafür, daß sie Jay geheiratet hatte. Sie hatte von einem neuen Leben in den Kolonien geträumt, von einer freieren, unbeschwerteren Existenz, einem Leben in der Wildnis, ohne Petticoats und Besuchskärtchen, von einem Land, in dem es nichts machte, wenn Frauen Trauerränder unter den Fingernägeln hatten und offen ihre Meinung sagten wie ein Mann. Doch als sie dann von dem Kuhhandel erfuhr, auf den Jay sich eingelassen hatte, verlor der Traum einiges von seinem verheißungsvollen Glanz. Wir sollten die Plantage eigentlich Twenty Graves nennen, dachte sie trübsinnig - »Zwanzig Gräber«.
    Sie tat so, als sei ihr Jay so lieb wie eh und je, doch ihr Körper sagte ihr die Wahrheit. Wenn er in der Nacht zu ihr kam und sie berührte, reagierte sie anders als früher. Sie küßte und streichelte ihn, gewiß, aber seine Finger brannten nicht mehr auf ihrer Haut, und seine Zunge schien nicht mehr wie früher ihre Seele zu erreichen. Es hatte eine Zeit gegeben, da war ihr schon bei seinem bloßen Anblick feucht zwischen den Beinen geworden. Jetzt schmierte sie sich vor dem Zubettgehen heimlich mit kühlender Salbe ein, weil sie beim Geschlechtsverkehr sonst Schmerzen hatte. Jay stöhnte und schnaufte vor Lust wie eh

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