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Die Brücken Der Freiheit: Roman

Die Brücken Der Freiheit: Roman

Titel: Die Brücken Der Freiheit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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klopfte ihn mit einem Stock so lange aus, bis keine Läuse mehr herausfielen.
    Der Kapitän erstellte eine Liste der Überlebenden und fragte jeden einzelnen, welchen Beruf er in der Heimat ausgeübt habe. Einige waren ungelernte Gelegenheitsarbeiter, andere wie Cora und Peg - hatten überhaupt noch nie auf anständige Weise ihren Lebensunterhalt verdient. Ihnen wurde nahegelegt, zu übertreiben oder sich etwas auszudenken. Peg wurde auf diese Weise zur Schneidergehilfin und Cora zur Bardame. Mack merkte bald, daß hinter den Bemühungen des Kapitäns die verspätete Absicht steckte, die Sträflinge für die Käufer attraktiver zu machen.
    Man schickte sie in den Laderaum zurück. Am gleichen Nachmittag kamen zwei fremde Männer zu ihnen und unterzogen sie einer kritischen Musterung. Die beiden bildeten ein seltsames Paar: Der eine trug über einer grobgewebten Hose den roten Rock eines britischen Soldaten, der andere eine gelbe Weste, wie sie früher einmal in Mode gewesen war, und eine mit groben Stichen zusammengenähte Wildlederhose. Trotz ihrer merkwürdigen Kleidung wirkten sie wohlgenährt und hatten die roten Nasen von Männern, die sich so viele geistige Getränke leisten können, wie sie wollen. Beau Bell flüsterte Mack zu, sie seien »Seelentreiber«, und erklärte ihm, was das bedeutete: Diese Männer kauften Sklaven, Vertragssklaven und Sträflinge gleich gruppenweise ein und trieben sie wie Schafherden landeinwärts, um sie auf entlegenen Farmen und oben in den Bergen zu verkaufen. Mack gefielen die beiden nicht. Als sie sich wieder entfernten, hatten sie keinen Kauf abgeschlossen. Bell erklärte, daß am nächsten Tag Pferderennen stattfinden und die wohlhabenden Farmer aus der Umgebung deshalb in die Stadt kommen würden. Am Ende des Tages wären dann die meisten Sträflinge verkauft. Für den Rest würden dann die Seelentreiber einen Spottpreis anbieten. Mack hoffte, daß Cora und Peg diesen Burschen nicht in die Hand fielen.
    Am Abend gab es erneut ein gutes Mahl. Mack aß langsam und schlief danach sehr gut. Am Morgen sahen die Sträflinge ein bißchen besser aus: Ihre Augen wirkten klarer, und alle schienen wieder lächeln zu können. Während der Fahrt hatte es immer nur einmal täglich, am Abend, zu essen gegeben. Diesmal bekamen sie ein Frühstück mit Porridge, Sirup und einen Schuß Rum mit Wasser.
    Trotz der Ungewissen Zukunft, die ihnen bevorstand, waren die Sträfling also bester Laune, als sie, noch immer angekettet, die Leiter hinaufkletterten und an Deck humpelten. Auf dem Wasser und an der Anlegestelle herrschte noch größere Betriebsamkeit als am Tag zuvor. Mehrere kleine Boote legten an, zahlreiche Fuhrwerke rollten durch die Hauptstraße, und überall standen in kleinen Gruppen Menschen im Sonntagsstaat herum und gönnten sich offensichtlich einen arbeitsfreien Tag.
    In Begleitung eines hochgewachsenen, grauhaarigen Negers kam ein dickbäuchiger Mann mit einem Strohhut auf dem Kopf an Bord. Die beiden sahen sich die Sträflinge kritisch an, suchten sich diesen oder jenen aus und wiesen andere zurück.
    Mack merkte sehr bald, daß sie die jüngsten und stärksten Männer aussuchten. Daß er sich schließlich unter den vierzehn oder fünfzehn Auserwählten befand, war unvermeidbar. Frauen und Kinder waren nicht darunter.
    Als die Männer ihre Auswahl getroffen hatten, sagte der Kapitän: »So, ihr geht gleich mit diesen Herren mit.«
    »Wohin?« fragte Mack, doch sein Einwurf wurde überhört.
    Peg fing an zu weinen.
    Mack schloß sie in die Arme. Er hatte gewußt, daß es so kommen würde, und es brach ihm schier das Herz. Alle Erwachsenen, denen Peg in ihrem Leben vertraut hatte, waren ihr wieder genommen worden: Die Mutter war einer Krankheit erlegen, den Vater hatte man gehängt. Und jetzt wurde Mack einfach weggekauft. Er drückte sie an sich, und Peg klammerte sich an ihm fest. »Nimm mich doch mit!«jammerte sie.
    Er löste sich von ihr. »Versuch, wenn irgend möglich, bei Cora zu bleiben!« sagte er.
    Cora küßte ihn mit verzweifelter Leidenschaft auf die Lippen. Es war kaum faßbar, daß er sie vielleicht nie wiedersehen, nie wieder mit ihr das Lager teilen, nie wieder ihren Körper berühren und sie nie wieder vor Lust stöhnen hören würde. Heiße Tränen rannen ihr die Wangen hinunter und flossen beim Küssen in seinen Mund. »Versuch uns zu finden, Mack, um Gottes willen«, bat sie ihn flehentlich.
    »Ich werde mein Bestes tun.«
    »Versprich es mir!« forderte

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