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Die Brücken Der Freiheit: Roman

Die Brücken Der Freiheit: Roman

Titel: Die Brücken Der Freiheit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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zurückkommt?«
    »Ich weiß nicht, ob er überhaupt mit jemandem gesprochen hat. Aber ich würde sagen, daß er gar nicht mehr zurückkommt.«
    »Warum?«
    »Er schuldet Sidney Lennox Geld, eine ganze Menge. Und er kann es nicht zurückzahlen.«
    Lizzie war empört. »Und Lennox spielt sich seither als  Verwalter auf, wie?«
    »Es war bisher nur ein Arbeitstag… Aber es stimmt, ja.«
    »Ich will nicht, daß er die Leitung der Plantage übernimmt!« sagte Lizzie erregt.
    »Da sprechen Sie mir aus dem Herzen!« sagte Mack emphatisch. »Auch die anderen Arbeiter wollen ihn nicht.«
    Lizzie runzelte mißtrauisch die Brauen. Jay schuldete Sowerby eine Stange Geld - den seit Monaten nicht ausgezahlten Lohn - und hatte ihn mit der Rückzahlung bis nach der Tabakernte vertröstet. Wieso hatte der Verwalter nicht einfach gewartet? Er hätte seine Schulden dann doch bezahlen können. Wahrscheinlich war er von Lennox bedroht worden und hatte Angst vor ihm. Je länger sie darüber nachdachte, desto wütender wurde sie.
    »Ich denke, daß Lennox Sowerby einfach rausgeekelt hat«, sagte sie.
    Mack nickte. »Ich weiß auch nicht viel darüber, aber ich teile Ihre Vermutung. Ich habe mich einmal mit Lennox angelegt und Sie sehen ja selbst, wie es mir ergangen ist.«
    Nicht Selbstmitleid, sondern bittere Einsicht in die realen Verhältnisse prägte seinen Ton. Lizzie fühlte sich ihm auf einmal sehr nahe. Sie berührte seinen Arm und sagte: »Sie sollten stolz auf sich sein. Sie sind ein tapferer, anständ iger Mann.«
    »Und Lennox ist ein korrupter Grobian - aber was geschieht? Er wird hier Verwalter. Auf die eine oder andere Weise wird er euch genügend Geld abluchsen, um in Fredericksburg eine Wirtschaft aufzumachen. Und bald führt er hier das gleiche Leben wie einst in London.«
    »Wenn es nach mir geht, nicht«, erwiderte Lizzie entschlossen. »Ich werde sofort mit ihm reden.« Lennox lebte in einem kleinen Zweizimmerhäuschen unweit der Tabakschuppen, wo auch Sowerby wohnte. »Ich hoffe, er ist zu Hause.«
    »Nein, zur Zeit ist er nicht da. Um diese Zeit am Sonntag geht er immer ins Fährhaus, eine Kaschemme drei oder vier Meilen flußaufwärts von hier. Er kommt erst in der Nacht wieder zurück.«
    Lizzie hatte nicht die Geduld, bis zum nächsten Tag zu warten. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, wollte sie es auch durchführen. »Ich fahre zum Fährhaus«, sagte sie. »Reiten kann ich nicht mehr, aber mit der Ponykutsche wird es schon gehen.«
    Mack zog die Brauen zusammen. »Wäre es nicht besser, mit ihm hier darüber zu sprechen, wo Sie die Hausherrin sind? Er ist ein harter Brocken.«
    Ein Anflug von Furcht überkam Lizzie. Mack hatte recht.
    Lennox war gefährlich. Trotzdem war ihr der Gedanke, die unausweichliche Konfrontation auf die lange Bank zu schieben, ein Greuel. Mack konnte sie beschützen. »Wollen Sie mich begleiten?« fragte sie. »Ich würde mich sicherer fühlen, wenn Sie dabei wären.«
    »Selbstverständlich.«
    »Sie können die Kutsche lenken.«
    »Sie müssen mir erst zeigen, wie es geht.«
    »Da ist nichts dabei.«
    Gemeinsam gingen sie zum Haus hinauf. James, der Stallbursche, tränkte gerade die Pferde. Er und Mack zogen die kleine Kutsche heraus und spannten ein Pony ein. Lizzie verschwand unterdessen im Haus, um sich einen Hut zu holen.
    Über die Straße, die am Flußufer entlangführte, verließen sie die Plantage und erreichten nach einer Weile die Fähre. Das Fährhaus, eine Holzrahmenkonstruktion, war nicht viel größer als die Zweizimmerhäuschen, in denen Sowerby und Lennox wohnten. Lizzie ließ sich von Mack beim Aussteigen helfen und die Tür zur Schenke aufhalten.
    Die Gaststube war düster und voller Rauch. Auf Bänken und Holzstühlen saßen zehn oder zwölf Gestalten vor Krügen oder Tontassen. Manche spielten Karten, andere rauchten Pfeife. Aus dem Hinterzimmer ertönte das Klicken von Billardkugeln.
    Unter den Anwesenden befanden sich weder Frauen noch Schwarze. Mack folgte Lizzie hinein, blieb aber, das Gesicht im Schatten, an der Tür stehen. Aus dem Hinterzimmer kommend, betrat ein Mann die Schankstube, wischte seine Hände an einem Handtuch ab und fragte: »Was darf ich Ihnen bringen, Sir - oh! Eine Lady!«
    »Nichts, vielen Dank«, sagte Lizzie mit klarer Stimme. Im Raum wurde es schlagartig still.
    Sie blickte in die Runde. Die meisten Gesichter hatten sich ihr zugewandt. Lennox saß in der Ecke und beugte sich über einen Würfelbecher mit zwei Würfeln. Auf

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