Die Brücken Der Freiheit: Roman
die Runden zu kommen. Dick Richards, der frühere Eigentümer von Mockjack Hall, verließ sich darauf - was letztlich dazu führte, daß Ihr Schwiegervater plötzlich Plantagenbesitzer wurde.«
Lizzie erwähnte nicht, daß Jay nach Williamsburg gereist war, um sich dort Geld zu leihen. »Wir könnten Stafford Park rechtzeitig vor dem kommenden Frühjahr roden«, sagte sie. Stafford Park war ein von der übrigen Plantage getrenntes Waldgelände zehn Meilen weiter flußaufwärts, das wegen der langen Wegstrecke vernachlässigt worden war. Jay hatte versucht, Stafford Park zu verkaufen oder zu verpachten, aber keinen Abnehmer gefunden.
»Warum probieren Sie es nicht erst einmal mit Pond Copse?« fragte der Colonel. »Der Flecken liegt nicht weit von Ihren Trockenschuppen und hat den richtigen Boden. Was mich daran erinnert…« Er sah auf die Uhr, die auf dem Kaminsims stand. »Ich muß meine Schuppen noch inspizieren, bevor es dunkel wird.«
Lizzie erhob sich. »Ich muß zurück und mit meinem Verwalter reden«, sagte sie.
»Überarbeiten Sie sich nicht, Mrs. Jamisson. Denken Sie an Ihr Kind!«
Lizzie lächelte. »Ich werde große Verschnaufpausen einlegen, das verspreche ich Ihnen.«
Colonel Thumson gab seiner Frau einen Abschiedskuß und verließ mit Lizzie das Haus. Er half ihr in die Kutsche und begleitete sie bis zu seinen Tabakschuppen. »Sie sind eine bemerkenswerte junge Dame, Mrs. Jamisson, wenn ich mir diese private Anmerkung gestatten darf.«
»Warum nicht? Ich danke Ihnen.«
»Ich hoffe, wir werden Sie noch des öfteren bei uns sehen.« Colonel Thumson lächelte und zwinkerte sie mit seinen blauen Augen an. Als er ihre Hand ergriff, um ihr einen Kuß aufzudrücken, streifte sein Arm wie zufällig ihren Busen. »Bitte lassen Sie es mich wissen, wenn ich Ihnen in irgendeiner Weise zu Diensten sein kann.«
Sie fuhr davon. Das war wohl der erste Antrag zum Ehebruch, dachte sie. Und das im siebten Monat! Dieser alte Schwerenöter! Sie wußte, daß sie eigentlich hätte empört sein müssen und war doch angenehm berührt. Natürlich würde sie das Angebot nie annehmen, ja, sie würde gut daran tun, dem Colonel fortan aus dem Weg zu gehen. Und doch schmeichelte es ihr, begehrt zu sein.
»Schneller, Jimmy!« rief sie. »Ich will zu Abend essen.«
Am nächsten Morgen schickte sie Jimmy zu Lennox und bestellte diesen auf ihr Empfangszimmer. Seit dem Vorfall im Fährhaus hatte sie mit ihm kein Wort mehr gewechselt. Sie fürchtete sich vor ihm und erwog, zu ihrem Schutz auch Mack kommen zu lassen, nahm letztlich aber doch davon Abstand. In meinem eigenen Hause werde ich wohl ohne Leibwächter auskommen, dachte sie.
Sie saß auf einem großen geschnitzten Stuhl, der schon vor hundert Jahren aus England importiert worden sein mußte. Lennox traf zwei Stunden später ein. Seine Stiefel waren dreckverkrustet, Lizzie wußte, was seine Trödelei zu bedeuten hatte:
Er war nicht bereit, nach ihrer Pfeife zu tanzen, und wollte sie das wissen lassen. Wenn sie ihn zu Rede stellte, würde er eine entsprechende Ausrede parat haben. Lizzie beschloß daher, so zu tun, als habe er ihrer Aufforderung umgehend Folge geleistet.
»Wir werden Pond Copse roden, damit wir im Frühjahr neue Tabakfelder anlegen können«, sagte sie, »und ich möchte, daß schon heute damit begonnen wird.«
Damit hatte Lennox nicht gerechnet. »Warum?« fragte er.
»Tabakfarmer müssen den Winter dazu nutzen, neue Anbauflächen zu erschließen. Es ist dies die einzige Möglichkeit, kontinuierlich hohe Erträge zu erwirtschaften. Ich habe mich auf dem Gelände umgesehen: Pond Copse erscheint mir von allen in Frage kommenden Flecken der vielversprechendste zu sein, und Colonel Thumson ist da ganz meiner Meinung.«
»Bill Sowerby hat so etwas nie getan.«
»Bill Sowerby hat auch nie profitabel gewirtschaftet.«
»Die vorhandenen Felder sind doch in bester Ordnung.«
»Der Tabakanbau laugt das Land aus.«
»Ach so!« erwiderte Lennox. »Aber deswegen düngen wir ja kräftig.«
Lizzie zog die Brauen zusammen. Über Düngung hatte Thumson kein Wort verloren. »Ich weiß nicht…«
Ihr Zögern war fatal. »Solche Dinge sind ohnehin Männersache«, sagte er.
»Sparen Sie sich Ihre Moralpredigten!« fuhr Lizzie ihn an. »Und erklären Sie mir das mit dem Düngen!«
»Über Nacht treiben wir Vieh auf die Tabakfelder. So wird der Boden gedüngt und auf die nächste Saison vorbereitet.«
»So gut wie neues Land wird es kaum sein«, sagte sie,
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