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Die Brücken Der Freiheit: Roman

Die Brücken Der Freiheit: Roman

Titel: Die Brücken Der Freiheit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Lennox war drauf und dran, die Leitung der Plantage an sich zu reißen, und es gab nur eine Möglichkeit, ihn in die Schranken zu weisen: Sie mußte besser sein als er und Jay davon auch überzeugen. Im Grunde kannte sie sich schon recht gut aus - nur von der Tabakpflanze als solcher wußte sie noch nicht allzuviel.
    Am nächsten Tag ließ sie wieder das Pony einspannen und fuhr hinüber zur Plantage von Colonel Thumson. Auf dem Kutschbock saß diesmal Jimmy.
    In den Wochen nach dem Fest hatten die Nachbarn Lizzie und Jay die kalte Schulter gezeigt. Man hatte sie zwar noch zu großen gesellschaftlichen Veranstaltungen eingeladen - unter anderem zu einem Ball und einer großen Hochzeit - , aber niemand bat sie mehr zu einer Feier oder einem Dinner im kleinen Kreise. Daß Jay nach Williamsburg gereist war, schien den Nachbarn allerdings nicht entgangen zu sein, denn inzwischen hatte Mrs. Thumson einmal vorbeigeschaut, und Suzy Delahaye hatte sie zum Tee eingeladen. Es betrübte Lizzie, daß man sie lieber unbegleitet sah, aber Jay hatte mit seinen politischen Tiraden alle Nachbarn vor den Kopf gestoßen.
    Auf dem Weg durch die Pflanzung der Thumsons fiel ihr auf, in welch prächtigem Zustand sie war. Am Anleger standen mehrere Reihen Schweinsköpfe; die Sklaven wirkten fleißig und waren körperlich gut in Schuß; die Schuppen waren frisch gestrichen, die Felder vorbildlich gepflegt. Sie erkannte den Colonel schon von weitem. Er stand am anderen Ende einer Weide mit einigen Plantagenarbeitern zusammen und wies sie ein. Jay ließ sich nie auf seinen Feldern blicken und erklärte niemandem etwas.
    Mrs. Thumson war eine dicke, freundliche Frau über Fünfzig.
    Die Kinder der Thumsons, zwei Söhne, waren beide schon erwachsen und lebten längst woanders. Mrs. Thumson schenkte Lizzie Tee ein und erkundigte sich nach dem Verlauf der Schwangerschaft. Lizzie bekannte, daß sie gelegentlich Rückenschmerzen und dauernd Sodbrennen hatte, und es beruhigte sie zu hören, daß Mrs. Thumson genau die gleichen Probleme gehabt hatte. Sie erzählte auch von ein oder zwei leichten Blutungen, worauf Mrs. Thumson die Stirn runzelte und sagte, sie habe damals keine gehabt, wisse aber, daß es gelegentlich vorkäme. Lizzie solle sich doch ein wenig mehr Ruhe gönnen, meinte sie.
    Doch Lizzie war nicht zu ihr gekommen, um sich über die Schwangerschaft zu unterhalten, und war daher froh, daß sich kurz darauf auch der Colonel zu ihnen gesellte. Auch er war in den Fünfzigern, ein hochgewachsener Mann mit schlohweißem Haar und sehr vital für sein Alter. Er drückte ihr ein wenig steif die Hand, doch stimmte sie ihn mit ihrem Lächeln und einem Kompliment sogleich milder: »Woher kommt es, daß Ihre Pflanzung einen wesentlich besseren Eindruck macht als alle anderen hier in der Gegend?«
    »Danke für das Kompliment«, erwiderte er. »Im wesentlichen liegt es wohl an mir selbst. Bill Delahaye ist immer unterwegs, wissen Sie. Er läßt kein Pferderennen und keinen Hahnenkampf aus. Und John Armstead trinkt lieber, als daß er arbeitet, während sein Bruder die Nachmittage beim Würfel- oder Billardspiel im Fährhaus verbringt.« Mockjack Hall erwähnte er mit keinem Wort.
    »Warum sind Ihre Sklaven so eifrig bei der Sache?«
    »Nun, das hängt ganz von der Ernährung ab.« Es machte ihm offenbar Spaß, sein Wissen mit dieser attraktiven jungen Frau zu teilen. »Man kann sie natürlich auch mit Maisbrei und Maisbrot einigermaßen bei Kräften halten, doch wenn Sie ihnen täglich gesalzenen Fisch und einmal in der Woche Fleisch geben, arbeiten sie viel besser.«
    »Warum haben in letzter Zeit so viele Plantagen Bankrott gemacht?«
    »Um das zu verstehen, müssen Sie das Wesen der Tabakpflanze begreifen. Sie laugt den Boden aus, und das hat nach vier, fünf Jahren einen Qualitätsverlust zur Folge. Sie müssen dann etwas anderes anbauen, Weizen oder Mais zum Beispiel, und für den Tabak neues Land finden.«
    »Wie das? Da müßte man ja unentwegt roden.«
    »So ist es. Jeden Winter fällen wir Bäume und gewinnen  somit neues Land für den Tabakanbau.«
    »Sie haben glücklicherweise genug Land.«
    »Auch auf Mockjack Hall gibt es genug Wald. Und wenn das Land trotzdem knapp wird, sollten Sie etwas dazukaufen oder dazupachten. Der Tabakanbau lohnt sich nur, wenn man ständig in Bewegung bleibt.«
    »Und daran halten sich alle Pflanzer?«
    »Nein. Einige nehmen bei den Kaufleuten Kredite auf und hoffen auf eine Erhöhung der Tabakpreise, um über

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