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Die Brücken Der Freiheit: Roman

Die Brücken Der Freiheit: Roman

Titel: Die Brücken Der Freiheit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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recht gewesen wäre, wenn er mit dem Hemd noch ein Weilchen gewartet hätte. Es gefiel ihr, seinen Körper anzusehen. »Was würden Sie vorschlagen?«
    Er überlegte. »Man könnte im Hof ein Lagerfeuer anzünden. Das schönste für die Arbeiter wäre ein gutes Essen mit viel Fleisch. Unsere Rationen sind immer sehr dürftig.«
    »Was würde ihnen am besten schmecken?«
    Mack leckte sich die Lippen. »Alle mögen diese Süßkartoffeln. Und Weizenbrot - es gibt ja sonst nie etwas anderes als dieses grobe Maisbrot.«
    Lizzie freute sich, daß sie das Thema angesprochen hatte. Seine Antworten halfen ihr weiter. »Und was trinken sie am liebsten?«
    »Rum. Aber es gibt da ein paar Männer, die rauflustig werden, wenn sie zuviel getrunken haben. Ich an Ihrer Stelle  würde ihnen Apfelmost geben oder Bier.«
    »Gute Idee.«
    »Und wie wär's mit ein bißchen Musik? Die Schwarzen  tanzen und singen so gerne.«
    Es war richtig lustig, mit Mack ein Fest zu planen. »Gut - aber wer soll spielen?«
    »Es gibt da einen freien Schwarzen namens Pepper Jones. Er musiziert in den Schankstuben von Fredericksburg. Sie könnten ihn anheuern. Er spielt Banjo.«
    Von diesem Musikinstrument hatte Lizzie noch nie etwas gehört. »Was ist denn das?« fragte sie.
    »Ich glaube, es stammt aus Afrika. Nicht so lieblich wie die Fiedel, aber rhythmischer.«
    »Woher kennen Sie diesen Mann? Wann waren Sie denn in Fredericksburg?«
    Ein Schatten huschte über sein Gesicht. »Ich war sonntags mal dort.«
    »Warum?«
    »Ich habe Cora gesucht.«
    »Haben Sie sie gefunden?«
    »Nein.«
    »Das tut mir leid.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Jeder hat hier jemanden verloren.« Traurig wandte er sich ab.
    Lizzie hätte ihn am liebsten in die Arme genommen und getröstet, hielt sich aber zurück. Auch als Hochschwangere durfte sie keinen anderen Mann umarmen als ihren eigenen. Sie versuchte, ihn ein wenig aufzuheitern: »Glauben Sie, Pepper Jones wäre bereit, hier zu spielen?«
    »Bestimmt. Ich habe ihn im Sklavenquartier auf der Plantage der Thumsons spielen sehen.«
    »Wie kamen Sie denn dahin?« fragte Lizzie neugierig.
    »Besuchsweise.«
    »Ich hätte nie gedacht, daß Sklaven so etwas tun.«
    »Unser Leben kann ja nun nicht ausschließlich aus Arbeit bestehen.«
    »Und wie vertreiben sie sich die Zeit sonst?«
    »Die jungen Männer mögen Hahnenkämpfe und marschieren zehn Meilen weit, um einen zu sehen. Die jungen Frauen lieben die jungen Männer. Die älteren wollen einander ihre Babies zeigen und über verlorene Geschwister reden. Und sie singen gerne. Die Afrikaner haben diese harmonischen, traurigen Lieder. Man versteht die Worte nicht, aber die Melodien gehen einem unter die Haut.«
    »Die Bergleute haben auch gesungen.«
    Er zögerte einen Augenblick. »Ja, das stimmt.«
    Lizzie spürte, daß sie ihn traurig gemacht hatte. »Glauben Sie, daß Sie High Glen jemals wiedersehen werden?«
    »Nein. Sie?«
    Tränen traten ihr in die Augen.
    »Nein«, sagte sie. »Ich glaube nicht, daß einer von uns beiden  je zurückkehren wird.«
    Das Baby strampelte. »Autsch!« sagte Lizzie.
    »Wie bitte?«
    Sie legte die Hand auf ihren gewölbten Leib. »Das Baby  strampelt. Er will nicht, daß ich mich nach High Glen zurücksehne, dieser kleine Virginier. Au! Schon wieder!«
    »Tut das richtig weh?«
    »Ja, fühlen Sie!« Sie nahm seine Hand und legte sie auf ihren  Bauch. Seine Finger waren hart und rauh, aber die Berührung war sanft.
    Das Baby hielt still. »Wann ist es soweit?« fragte Mack.
    »In zehn Wochen.«
    »Und wie soll es heißen?«
    »Wenn es ein Junge wird, will mein Mann ihn Jonathan nennen. Ist es ein Mädchen, so heißt es Alicia.«
    Jetzt strampelte das Baby wieder. »Der tritt ja richtig zu!« sagte Mack und lachte. »Kein Wunder, daß Sie jedesmal zusammenzucken.« Er nahm seine Hand fort.
    Er hätte sie ruhig ein bißchen länger dort liegen lassen können, dachte Lizzie. Um ihre Gefühle zu verbergen, wechselte sie das Thema. »Ich werde mich wegen des Festes besser noch mit Bill Sowerby unterhalten.«
    »Ja, wissen Sie denn nicht…?«
    »Was? « »Daß Bill Sowerby uns verlassen hat. «  
    »Verlassen? Was wollen Sie damit sagen? «  
    »Er ist verschwunden. «  
    »Wann? «  
    »Vorletzte Nacht. « Jetzt fiel ihr auf, daß sie Sowerby seit zwei Tagen nich t  gesehen hatte. Es hatte sie nicht weiter beunruhigt, weil es immer wieder mal vorkam, daß sie sich eine Zeitlang nicht über den Weg liefen. »Hat er gesagt, wann er

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