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Die Brücken Der Freiheit: Roman

Die Brücken Der Freiheit: Roman

Titel: Die Brücken Der Freiheit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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zu Lizzie sagte, hörte aber den gereizten Ton. Lizzies Antwort war dagegen klar verständlich: »Das ist doch barbarisch!« Mack in seiner Not empfand ihr gegenüber eine tiefe Dankbarkeit. Ihre Empörung war ihm ein kleiner Trost. Da gab es unter den Adligen und ihrem Anhang immerhin eine Person, eine einzige, die auf dem Standpunkt stand, daß es nicht recht ist, Menschen unmenschlich zu behandeln.
    Roberts Antwort klang ungehalten, obwohl Mack auch diesmal den Wortlaut nicht verstand. Während die beiden noch miteinander stritten, tauchten aus dem Treppenschacht die ersten Kumpel auf. Doch anders als sonst traten sie nicht sofort den Heimweg an, sondern versammelten sich um das Göpelwerk und sahen dem grausamen Schauspiel schweigend zu. Dann kamen auch die Frauen dazu: Nach dem Ausleeren ihrer Körbe verschwanden sie nicht wieder im Schacht, sondern schlossen  sich der schweigenden Menge an.
    Robert befahl dem Stallknecht, das Pferd anzuhalten.
    Nun konnte auch Mack endlich stehenbleiben. Wenigstens das. Er wollte sich stolz und ungebeugt zeigen, aber die Beine versagten ihm den Dienst. Er fiel auf die Knie. Der Knecht ging zu ihm, um ihm das Geschirr abzunehmen.
    Da trat Robert Jamisson vor, gebot dem Mann mit erhobener Hand Einhalt und sagte so laut, daß alle Umstehenden es hören konnten: »Nun, McAsh, Sie sagten doch gestern, daß Ihnen noch ein Tag Arbeit bis zur Versklavung fehlt, nicht wahr? Diesen Tag haben Sie jetzt hinter sich. Selbst nach Ihren eigenen unsinnigen Regeln sind Sie jetzt persönliches Eigentum meines Vaters.« Er drehte sich um und setzte zu einer Rede an die versammelte Menge an.
    Doch Robert Jamisson kam nicht mehr zu Wort, denn in diesem Augenblick begann Jimmy Lee zu singen.
    Jimmy stimmte ein berühmtes Kirchenlied an, das allen wohlvertraut war. Sein reiner Tenor klang weit hinaus über das Tal:

    Behold, a man in anguish bending Marked by pain and loss Yonder stony hill ascending Carrying a cross.

    Robert lief rot an. »Halt's Maul!« schrie er.

    Jimmy ignorierte ihn und sang die zweite Strophe, und die anderen stimmten ein. Bald schwoll der Gesang zu einem hundertstimmigen Chor an.

    He is now transfixed with sorrow In the eyes of men When we see the bright tomorrow He will rise again.

    Robert wandte sich ab. Er war hilflos. Wütend stapfte er durch den Matsch zu seinem Pferd und ließ Lizzie, klein und unbeugsam in ihrem Widerspruch, allein zurück. Er saß auf und ritt voller Ingrimm den Berg hinunter, während hinter ihm der Chor der Bergarbeiter wie ein brausender Gewittersturm die Luft erfüllte:

    Look no more with eyes of pity See our victor y When we build that heavenly city All men shall be free !

Kapitel 1 1
    ALS JAY AM MORGEN ERWACHTE, wußte er, daß er um Lizzies Hand anhalten wollte.
    Erst tags zuvor hatte ihm seine Mutter diese Idee in den Kopf gesetzt, doch er war längst von ihrer Richtigkeit überzeugt. Es kam ihm alles ganz natürlich, ja unvermeidlich vor.
    Doch nun zerbrach er sich den Kopf darüber, ob Lizzie ihn überhaupt haben wollte.
    Er gefiel ihr, soviel war ihm klar, aber das war nichts Besonderes. Die meisten Mädchen mochten ihn. Aber Lizzie brauchte Geld, und er hatte keines. Seine Mutter meinte zwar, dieses Problem ließe sich lösen, doch war es durchaus denkbar, daß Lizzie die finanzielle Sicherheit vorzog, die Robert ihr bieten konnte. Die Vorstellung, sie könne Robert heiraten, war ihm inzwischen so zuwider, daß ihm dabei schier übel wurde.
    Zu seinem Verdruß mußte Jay feststellen, daß Lizzie schon früh am Morgen ausgeritten war. Er brannte darauf, sie zu sehen, und hielt das tatenlose Warten auf dem Schloßhof nicht aus. Er ging zu den Ställen und sah sich den weißen Hengst näher an, den sein Vater ihm zum Geburtstag geschenkt hatte. Das Tier hieß Blizzard-Schneesturm. Jay hatte zwar gelobt, sich niemals auf dieses Pferd zu setzen, doch die Versuchung war einfach zu groß.
    Er ritt nach High Glen und galoppierte über die weiche, federnde Wiese neben dem Fluß. Er kam sich vor wie auf dem Rücken eines Adlers, der mit ihm, vom Aufwind emporgetragen, durch die Lüfte segelte.
    Der Galopp war Blizzards Stärke. Im Schritt und im Trab war er nervös, nicht trittsicher, unzufrieden und störrisch. Aber einem Pferd, das im Galopp dahinflog wie eine Kanonenkugel, verzieh man Schwächen im Trab gerne.
    Auf dem Heimweg schwelgte er in Gedanken an Lizzie. Sie war immer ein außergewöhnliches Mädchen gewesen, schon als Kind:

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