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Die Brücken Der Freiheit: Roman

Die Brücken Der Freiheit: Roman

Titel: Die Brücken Der Freiheit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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finden. Sie überquerte die Zufahrt zum Schloß und schritt über den sanft abfallenden Rasen zum Fluß hinab.
    Sie empfand keine Reue über die Absage an Robert. Er hat mich nie geliebt, dachte sie. Hätte er's, so wäre er jetzt traurig, aber das ist er nicht. Von Verzweiflung über die verlorene Liebe keine Spur. Er regt sich bloß maßlos darüber auf, daß ihm sein Bruder ein Schnippchen geschlagen hat.
    Dennoch hatte die Begegnung mit Robert sie erschüttert. Was er sich in den Kopf gesetzt hatte, verfolgte er mit der gleichen rücksichtslosen Entschlossenheit wie sein Vater. Natürlich konnte er ihr High Glen nicht wegnehmen. Aber wozu war er sonst noch imstande?
    Sie verdrängte die Gedanken an Robert. Ich bin am Ziel, dachte sie. Ich habe nicht Robert bekommen, sondern Jay… Sie wollte nun bald mit den Hochzeitsvorbereitungen beginnen und einen eigenen Haushalt gründen. Sie konnte es kaum erwarten, mit Jay unter einem Dach zu leben, mit ihm im gleichen Bett zu schlafen und jeden Morgen beim Aufwachen seinen Kopf auf dem Kissen neben ihr zu sehen.
    Sie war erregt - und fürchtete sich. Zwar kannte sie Jay schon seit ihrer frühesten Jugend, doch seit er ein Mann war, hatte sie nur wenige Tage in seiner Nähe verbracht. Es war ein Sprung ins Blaue - aber irgendwie war das wohl bei jeder Ehe so: Richtig kennen lernte man einen Menschen doch sowieso nur, wenn man eine Weile mit ihm zusammenlebte.
    Ihre Mutter war empört über ihre Entscheidung. Sie will mich an einen reichen Mann verheiraten, um damit einen Schlußstrich  unter die jahrelange Armut zu ziehen, dachte Lizzie, das ist ihr großer Traum. Aber sie muß einfach einsehen, daß ich meine eigenen Träume habe.
    Über das Geld zerbrach sich Lizzie nicht den Kopf. Irgendwas wird Sir George Jay schon noch geben, und wenn nicht, können wir allemal noch in High Glen House leben. Einige schottische Großgrundbesitzer rodeten ihre wildreichen Wälder, um die Ländereien als Schafweiden zu verpachten. Vielleicht können Jay und ich das auch tun, dachte Lizzie, dann kommt auch mehr Geld herein.
    Ihr war alles recht: Auf jeden Fall versprach die Zukunft sehr spannend zu werden. Was ihr an Jay am besten gefiel, war sein Abenteuergeist. Er galoppierte mit ihr durch die Wälder, zeigte ihr bereitwillig das Bergwerk und träumte davon, in die Kolonien zu gehen. Ob es dazu jemals kommen würde? Noch hoffte er ja, die Pflanzung auf Barbados zu bekommen… Die Vorstellung, ins Ausland reisen zu können, erregte Lizzie fast ebenso wie die Aussicht auf die bevorstehende Ehe. Das Leben in Übersee war, wie man immer wieder hörte, freier und leichter und unbehindert von den steifen Formalitäten, die sie an der britischen Gesellschaft so störten. Sie stellte sich vor, wie es wäre, ein für allemal die Petticoats und Reifröcke ablegen, kurze Haare tragen und den ganzen Tag, eine Muskete über dem Arm, auf dem Pferderücken verbringen zu können.
    Hatte Jay auch Fehler? Ihre Mutter hielt ihn für eitel und eigensüchtig - aber andere Männer waren Lizzie bisher noch nicht begegnet. Anfangs hatte sie ihn für einen Schwächling gehalten, weil er sich nicht stärker gegen seinen Bruder und seinen Vater zur Wehr gesetzt hatte, doch inzwischen war sie bereit, ihre Meinung darüber zu ändern. Der Heiratsantrag war eine Ohrfeige für die beiden, dachte sie.
    Sie kam zum Flußufer. Kein harmloser Bergbach durchzog das Tal, sondern ein tiefes, reißendes, fast dreißig Meter breites Gewässer. Das Mondlicht schimmerte in silbrigen Flecken auf der unruhigen Oberfläche, die aussah wie ein zerschlagenes Mosaik.
    Die Luft war so kalt, daß das Atmen weh tat, doch der Umhang hielt Lizzie warm. Sie lehnte sich an den breiten Stamm einer alten Föhre und starrte ins rastlose Wasser. Auf einmal bemerkte sie am anderen Ufer eine Bewegung.
    Es war nicht direkt gegenüber, sondern noch ein gutes Stück flußaufwärts. Im ersten Moment dachte sie, es wäre ein Hirsch. Die Tiere waren oft des Nachts unterwegs. Für einen Menschen war der Kopf zu groß. Sekunden später begriff sie: Es war ein Mensch mit einem Bündel auf dem Kopf. Er ging zum Ufer. Unter seinen Füßen knirschte Eis. Dann glitt er ins Wasser.
    In dem Bündel mußten seine Kleider sein. Doch wer schwamm mitten im Winter um diese nachtschlafende Zeit durch den Fluß? War es vielleicht McAsh, der die Wachen auf der Brücke vermeiden wollte? Ihr Körper schauderte unwillkürlich unter dem dicken Pelz. Das Wasser mußte

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