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Die Brücken Der Freiheit: Roman

Die Brücken Der Freiheit: Roman

Titel: Die Brücken Der Freiheit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Anblick seines Geschlechts eine merkwürdige Faszination. Wo sich die muskulösen Oberschenkel trafen, saß ein verschrumpeltes Anhängsel in einem buschigen Nest aus dunklem, gelocktem Haar.
    Wenn er noch lange so daliegt, erfriert er vielleicht doch noch, dachte sie, kniete neben ihm nieder und öffnete das durchnäßte Kleiderbündel auf seinem Kopf. Dann legte sie ihm die Hand auf die Schulter. Er war kalt wie ein Grab. »Stehen Sie auf!« sagte sie mit Nachdruck, doch Mack rührte sich nicht. Lizzie schüttelte ihn und fühlte die harten Muskeln unter seiner Haut: »Stehen Sie auf, sonst erfrieren Sie!« Sie packte ihn mit beiden Händen, doch gegen seinen Willen konnte sie ihn nic ht aufrichten. Sie hatte das Gefühl, sein Körper wäre aus Stein gehauen. »Mack, ich flehe Sie an! Sie dürfen jetzt nicht sterben!« Ein Schluchzen mischte sich in ihre Stimme.
    Endlich rührte er sich. Langsam erhob er sich auf alle viere, dann ergriff er ihre Hand. Mit Lizzies Hilfe kam er auf die Füße. »Gott sei Dank!« murmelte sie. Er stützte sich schwer auf sie, und unter Aufbietung aller Kräfte schaffte sie es, ihn aufrecht zu halten, ohne selbst zusammenzubrechen.
    Sie mußte ihn irgendwie wärmen. Lizzie öffnete ihren Umhang und drückte ihren Körper gegen den seinen. Durch den Seidenstoff ihres Kleides spürte sie die grauenhafte Kälte seines Fleischs an ihren Brüsten. Er klammerte sich an sie. Sein breiter, harter Körper saugte ihr die Wärme aus dem Leib. Es war die zweite Umarmung zwischen ihnen, und wieder überkam Lizzie jenes starke Gefühl der Intimität, als wäre sie seine Geliebte.
    Solange er naß war, konnte er nicht richtig warm werden. Sie mußte ihn irgendwie abtrocknen, doch dazu benötigte sie einen Lumpen oder irgend etwas anderes, das sie als Handtuch benutzen konnte. Sie trug mehrere Unterröcke aus Leinen unter ihrem Kleid: Auf einen davon konnte sie verzichten. »Können Sie jetzt allein stehen?« fragte sie. Er hustete heftig und nickte dabei. Sie ließ ihn los, hob ihr Kleid und zog sich mit ein paar raschen Bewegungen einen Unterrock aus. Trotz seines erbärmlichen Zustands ließ Mack sie nicht aus den Augen. Dann begann Lizzie, seinen Körper abzurubbeln.
    Sie trocknete ihm das Gesicht und die Haare ab, dann seinen breiten Rücken und die festen, derben Hinterbacken. Sie kniete nieder und trocknete seine Beine. Sie stand auf, drehte ihn um und wollte seine Brust abtrocknen, als ihr Blick auf sein Glied fiel. Es hatte sich aufgerichtet und ragte ihr entgegen.
    Sie hätte eigentlich entsetzt und angewidert sein müssen, aber dem war nicht so. Vielmehr erfüllten sie Faszination, Neugier und ein törichter Stolz darüber, daß sie imstande war, solche Reaktionen bei einem Mann hervorzurufen. Und da war noch etwas anderes, eine Art schmerzhaftes Sehnen, das sie schlucken ließ. Es hatte nichts mit jener glücklichen Erregung zu tun, die sie empfunden hatte, als Jay sie küßte, nichts mit neckischer Schmuserei. Sie fürchtete auf einmal, McAsh könne sie zu Boden werfen, ihr die Kleider vom Leibe reißen und sich über sie hermachen. Doch das unheimlichste, das schrecklichste von allem war, daß ein winziger Teil von ihr wünschte, eben dies möge geschehen.
    Ihre Befürchtungen waren grundlos. »Entschuldigung«, murmelte Mack, wandte sich ab, bückte sich, zog eine klitschnasse Tweedhose aus seinem Kleiderbündel, wrang sie aus und streifte sie sich über. Lizzie Herzschlag begann sich allmählich zu beruhigen.
    Sie sah ihm zu, wie er als nächstes ein Hemd auswrang, und es war ihr auf einmal klar, daß er, wenn er jetzt die feuchten Kleider anzog, wahrscheinlich schon bei Tagesanbruch mit tödlicher Lungenentzündung darniederliegen würde. Aber nackt konnte er auch nicht herumlaufen.
    »Ich hole Ihnen ein paar trockene Kleider aus dem Schloß«, sagte sie.
    »Nein«, erwiderte Mack. »Man wird Ihnen sofort neugierige Fragen stellen.«
    »Ich komme auf Schleichwegen hinein und hinaus und nehme die Männerkleidung, die ich im Bergwerk getragen habe.«
    Er schüttelte den Kopf. »So lange kann ich nicht warten. Ich muß gehen. Sobald ich mich bewege, wird mir wärmer.« Er fing an, eine Decke aus Schottentuch auszuwringen.
    Einer Eingebung folgend, schlüpfte Lizzie aus ihrem Umhang. Groß wie er war, würde er Mack passen. Es war ein teures Stück, und es war keineswegs sicher, daß sie jemals wieder etwas Vergleichbares bekommen würde. Aber er würde Mack das Leben retten. Lizzie

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