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Die Brüder Karamasow

Die Brüder Karamasow

Titel: Die Brüder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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wie auf Gott den Herrn?« erwiderte Smerdjakow mit derselben Ruhe, nur daß er einen Augenblick lang die Augen geschlossen hatte.
    »Erstens«, rückte ihm Iwan Fjodorowitsch zu Leibe, »weiß ich, daß man einen epileptischen Anfall nicht vorhersagen kann. Ich habe mich danach erkundigt, versuch nicht erst Ausflüchte! Tag und Stunde kann man nicht vorhersagen. Wie kam es also, daß du mir damals Tag und Stunde vorhergesagt hast, und noch dazu das von dem Keller? Wie konntest du im voraus wissen daß du bei einem Anfall ausgerechnet in diesen Keller fallen würdest – wenn du den Anfall nicht absichtlich simuliert hast?«
    »In den Keller mußte ich sowieso gehen, mehrmals an jedem Tag«, antwortete Smerdjakow gedehnt und ohne jede Eile! »Genauso bin ich vor einem Jahr vom Dachboden heruntergefallen. Sicherlich kann man einen epileptischen Anfall nicht auf Tag und Stunde voraussagen, doch ein Vorgefühl kann man immer haben.«
    »Aber du hast Tag und Stunde vorausgesagt!«
    »Über meine Epilepsie, ob sie echt war oder nicht, werden Sie sich am besten bei den Ärzten erkundigen, gnädiger Herr. Daß ich mit Ihnen weiter über dieses Thema rede, ist zwecklos.«
    »Und der Keller? Wie hast du das mit dem Keller vorhergewußt?«
    »Immer kommen Sie mit diesem Keller! Als ich damals in den Keller hinunterstieg, hatte ich Angst und Sorgen, Angst besonders deshalb, weil ich Sie nicht mehr in meiner Nähe hatte und mir von niemand mehr Schutz und Hilfe versprechen konnte. Ich stieg also damals in den Keller hinab und dachte: ›Jetzt wird es gleich kommen, jetzt wird es gleich passieren! Werde ich hinunterstürzen oder nicht?‹ Und eben infolge dieser Unruhe packte mich der unvermeidliche Krampf in der Kehle – na, und da fiel ich hinunter. Das alles und mein ganzes Gespräch mit Ihnen am Tag vor dem Verbrechen, als ich Ihnen meine Befürchtungen und auch das von dem Keller mitteilte – das habe ich mit allen Einzelheiten dem Doktor Herzenstube und dem Untersuchungsrichter Nikolai Parfjonowitsch mitgeteilt, und es ist alles zu Protokoll genommen worden. Und der hiesige Arzt, Herr Warwinski, hat im Beisein aller besonders darauf aufmerksam gemacht, daß es eben von diesem Gedanken so gekommen sein muß, das heißt von dieser Besorgnis: Werde ich fallen oder nicht! Deswegen hat mich denn auch der Krampf gepackt. So haben sie es auch niedergeschrieben, daß es so vorgegangen sein müsse, das heißt infolge meiner Besorgnis.«
    Nachdem Smerdjakow das gesagt hatte, stieß er einen tiefen Seufzer aus, als sei er von der Anstrengung erschöpft.
    »Also das hast du schon bei der Vernehmung ausgesagt?« fragte Iwan Fjodorowitsch etwas verblüfft. Er hatte beabsichtigt, ihn damit zu schrecken, daß er über ihr damaliges Gespräch aussagen wollte, und nun stellte sich heraus, daß der andere es schon selbst getan hatte!
    »Was habe ich denn zu fürchten? Sollen sie doch die ganze reine Wahrheit aufschreiben!« sagte Smerdjakow entschieden.
    »Und du hast ihnen unser Gespräch am Tor erzählt, ohne etwas wegzulassen?«
    »Nein, ganz ohne Auslassungen nicht.«
    »Daß du einen epileptischen Anfall simulieren kannst, wie du dich damals mir gegenüber rühmtest, hast du das auch gesagt?«
    »Nein, das habe ich nicht gesagt.«
    »Sag mir jetzt, warum hast du mir damals zugeredet, nach Tschermaschnja zu fahren?«
    »Ich fürchtete, Sie würden nach Moskau fahren. Tschermaschnja war immerhin näher.«
    »Du lügst! Du selbst hast mich aufgefordert wegzufahren! Du hast gesagt: ›Fahren Sie weg! Weg von der Sünde!‹«
    »Das habe ich damals einzig und allein aus Freundschaft für Sie und aus herzlicher Ergebenheit getan, weil ich ein Unglück im Haus ahnte und Sie mir leid taten. Nur tat ich mir selber noch mehr leid. Darum sagte ich: ›Fahren Sie weg von der Sünde!‹ Denn Sie sollten verstehen, daß zu Hause Unheil drohte, und dableiben, um den Vater zu beschützen.«
    »Da hättest du deutlicher sprechen sollen, du Dummkopf!« rief Iwan Fjodorowitsch mit plötzlicher Heftigkeit.
    »Wie hätte ich denn damals deutlicher sprechen können? Aus mir sprach ja nur die Angst, und Sie hätten auch wütend werden können. Ich konnte zwar befürchten, daß Dmitri Fjodorowitsch etwas Böses verüben und das Geld stehlen würde, da er es als sein Eigentum betrachtete – aber wer konnte wissen, daß die Sache mit einem Mord endet? Ich dachte, er würde einfach die dreitausend Rubel entwenden, die der Herr in einem Kuvert unter der Matratze

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