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Die Brüder Karamasow

Die Brüder Karamasow

Titel: Die Brüder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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Kopfkissen hat er ein Heft liegen, in das ihm jemand französische Worte mit russischen Buchstaben hineingeschrieben hat, hehehe!« Iwan Fjodorowitsch ließ schließlich alle Zweifel fallen; er konnte an seinen Bruder Dmitri nur noch voller Ekel denken. Nur eines war seltsam: daß Aljoscha immer noch hartnäckig dabei blieb, nicht Dmitri habe den Mord begangen, sondern »mit aller Wahrscheinlichkeit« Smerdjakow. Iwan war sich immer dessen bewußt gewesen, daß Aljoschas Urteil ihm sehr viel galt, daher war er jetzt sehr erstaunt über ihn. Seltsam war auch, daß Aljoscha keine Gelegenheit suchte, mit ihm über Mitja zu sprechen, und selbst nie davon anfing, sondern nur auf seine, Iwans, Fragen antwortete. Übrigens wurde er in dieser Zeit durch etwas ganz anderes abgelenkt. Nach seiner Ankunft aus Moskau hatte er sich in den ersten Tagen rückhaltlos seiner glühenden, sinnlosen Leidenschaft für Katerina Iwanowna hingegeben. Es ist hier nicht der Ort, von dieser neuen Leidenschaft Iwan Fjodorowitschs anzufangen, die für sein ganzes späteres Leben bedeutsam werden sollte; das könnte als Stoff für einen zweiten Roman dienen, von dem ich noch nicht weiß, ob ich ihn jemals in Angriff nehmen werde. Aber eines kann ich auch jetzt nicht verschweigen: Als Iwan Fjodorowitsch mit Aljoscha in der Nacht von Katerina Iwanowna wegging und zu ihm sagte: »Ich mag sie nicht«, log er gewaltig. Er liebte sie unsinnig, obgleich er sie zeitweilig auch dermaßen haßte, daß er sie hätte ermorden können. Es kamen hier viele Ursachen zusammen. Tief erschüttert durch das Ereignis mit Mitja hatte sie sich auf den wieder zu ihr zurückgekehrten Iwan Fjodorowitsch wie auf einen Retter gestürzt. Sie war beleidigt, gekränkt, in ihren Gefühlen gedemütigt. Und da erschien nun wieder der Mensch, der sie früher so geliebt hatte, oh, sie wußte das, und dessen Verstand und Herz sie immer so hoch über sich selbst gestellt hatte. Aber das strengdenkende Mädchen gab sich ihm nicht völlig zum Opfer hin, trotz seines Karamasowschen Ungestüms und des starken Zaubers, den er auf sie ausübte. Sie quälte unaufhörlich die Reue darüber, daß sie Mitja untreu geworden war, und in bösen Augenblicken, wenn sie sich mit Iwan stritt, und solche Augenblicke gab es viele, sagte sie ihm das auch. Das war es, was er in dem Gespräch mit Aljoscha »Unwahrhaftigkeit und Lüge« genannt hatte. Es war allerdings tatsächlich auch viel Unwahrhaftigkeit mit im Spiel, und das war es, was Iwan Fjodorowitsch am meisten aufregte ... Doch von alledem später! Kurz, zeitweilig vergaß er Smerdjakow beinahe. Und dennoch begannen ihn zwei Wochen nach seinem ersten Besuch bei Smerdjakow wieder alle jene sonderbaren Gedanken zu peinigen wie früher. Es genügt, wenn ich sage, daß er sich unaufhörlich fragte, warum er damals, in der letzten Nacht, die er vor seiner Abreise in Fjodor Pawlowitschs Haus zubrachte, leise wie ein Dieb auf die Treppe hinausgegangen war und gelauscht hatte, was sein Vater unten tat. Warum hatte er sich später nur angewidert daran erinnert? Warum hatte ihn am anderen Morgen unterwegs eine solche Niedergeschlagenheit überkommen? Und warum hatte er, als er in Moskau ankam, zu sich gesagt: »Ich bin ein Schurke"? Und er stellte sich vor, daß er um dieser quälenden Gedanken willen am Ende sogar Katerina Iwanowna vergessen könnte, mit solcher Stärke hatten sie ihn auf einmal wieder gepackt! Gerade als er darüber nachdachte, begegnete er auf der Straße Aljoscha. Er hielt ihn sofort an und legte ihm ohne weiteren Umstand die Frage vor: »Erinnerst du dich? Als damals nach dem Mittagessen Dmitri ins Haus stürzte und den Vater schlug, damals sagte ich dir auf dem Hof, ich behielte mir das Recht, etwas zu wünschen, vor. Sag mal, hast du damals gedacht, daß ich den Tod des Vaters wünschte, oder hast du es nicht gedacht?«
    »Ja, ich habe es gedacht«, antwortete Aljoscha leise.
    »Es war übrigens auch so, und war nicht schwer zu erraten. Aber ist dir damals nicht auch der Gedanke gekommen, daß mein Wunsch speziell dahin ging, es sollte ›ein Reptil das andere auffressen‹, das heißt, kein anderer als Dmitri sollte den Vater totschlagen, und zwar so bald wie möglich – wobei ich selbst nicht abgeneigt wäre, dabei Vorschub zu leisten?«
    Aljoscha wurde ein wenig blaß und blickte dem Bruder stumm in die Augen.
    »Sprich doch!« rief Iwan! »Ich will ganz genau wissen, was du damals gedacht hast. Die Wahrheit will ich hören,

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