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Die Brüder Karamasow

Die Brüder Karamasow

Titel: Die Brüder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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gewiß eben jener Herr Rakitin, dessen von der bischöflichen Behörde herausgegebene Broschüre ›Das Leben des in Gott entschlafenen Starez Sossima‹ ein Büchlein voll tiefer religiöser Gedanken mitsamt der ausgezeichneten frommen Widmung an Seine Eminenz, ich unlängst mit solchem Genuß gelesen habe?«
    »Ich hatte es nicht für den Druck geschrieben ... Es ist dann nachher gedruckt worden«, murmelte Rakitin; er schien auf einmal etwas verblüfft zu sein und sich beinahe zu schämen.
    »Oh, das ist ja schön! Ein Denker wie Sie kann und muß zu jeder Erscheinung des sozialen Lebens vorurteilsfrei Stellung nehmen. Durch die Protektion Seiner Eminenz hat Ihre höchst nützliche Broschüre starken Absatz gehabt und entsprechenden Nutzen gebracht ... Aber was ich fragen wollte: Sie sagten soeben, Sie seien mit Fräulein Swetlowa sehr nahe bekannt?« Nebenbei: ich erfuhr an diesem Tag während der Verhandlung zum erstenmal, daß Gruschenkas Familienname Swetlowa war.
    »Ich kann nicht für alle meine Bekanntschaften eine Verantwortung übernehmen ... Ich bin ein junger Mann... Und wer kann schon für alle Leute einstehen, mit denen er in Berührung kommt?« erwiderte Rakitin einigermaßen aufgebracht.
    »Ich verstehe, verstehe vollkommen!« rief Fetjukowitsch, als wäre er selbst verlegen und beeile sich, eine Entschuldigung vorzubringen. »Sie durften wie jeder andere durchaus ein eigenes Interesse daran haben, mit einer jungen schönen Frau bekannt zu werden, die gern die Blüte der hiesigen Jugend bei sich empfing, aber ... Ich wollte nur fragen: Es ist uns bekannt, daß Fräulein Swetlowa vor zwei Monaten dringend mit dem jüngsten Karamasow, Alexej Fjodorowitsch, bekannt zu werden wünschte und Ihnen nur dafür, daß Sie ihn zu ihr brachten, und zwar in seinem damaligen Mönchsgewand, fünfundzwanzig Rubel versprach, wenn Ihnen das wirklich gelingen sollte. Das kam, wie ebenfalls bekannt ist, am Abend jenes tragischen Tages zustande, der den Anlaß des jetzigen Prozesses bildet. Sie brachten Alexej Karamasow zu Fräulein Swetlowa – bekamen Sie nun diese fünfundzwanzig Rubel Belohnung von Fräulein Swetlowa? Das ist es, was ich gern von Ihnen hören möchte.«
    »Das war ein Scherz ... Ich sehe nicht ein, wieso Sie das interessieren kann. Ich habe sie aus Spaß genommen ... Um sie später zurückzugeben ...«
    »Also Sie haben sie genommen. Und bis jetzt haben Sie sie ja wohl nicht zurückgegeben ... Oder haben Sie es doch getan?«
    »Das ist doch ganz belanglos ...«, murmelte Rakitin. »Ich kann auf solche Fragen nicht antworten ... Ich werde sie natürlich zurückgeben ...«
    Der Präsident schritt ein, doch der Verteidiger erklärte, er sei mit Herrn Rakitins Befragung fertig. Rakitin trat etwas begossen von der Bühne ab. Der Eindruck der hohen Vornehmheit seiner Rede war verdorben, und Fetjukowitsch begleitete ihn mit den Augen, auf diese Weise das Publikum auf ihn hinweisend: Da seht ihr, von welcher Sorte eure vornehmen Belastungszeugen sind!‹ Ich erinnere mich, daß es auch dabei nicht ohne Zwischenfall von seiten Mitjas abging. Wütend über den Ton, in dem Rakitin über Gruschenka sprach, schrie er plötzlich von seinem Platz aus: »Bernard!« Und als sich der Präsident nach Beendigung der Vernehmung Rakitins mit der Frage an den Angeklagten wandte, ob er seinerseits etwas bemerken wolle, schrie Mitja mit schallender Stimme: »Er hat sich von mir Geld gepumpt, als ich schon unter Anklage stand! Er ist ein verächtlicher Bernard und Streber und glaubt nicht an Gott, und den Bischof hat er hinters Licht geführt!«
    Mitja wurde wegen seiner maßlosen Ausdrücke natürlich wieder zur Ordnung gerufen, Herr Rakitin aber war abgetan. Auch die Vernehmung des Stabskapitäns Snegirjow ging nicht ganz nach Wunsch vonstatten, aber aus einem völlig anderen Grunde. Er trat ganz abgerissen auf, in schmutziger Kleidung und mit schmutzigen Stiefeln; außerdem stellte es sich heraus, daß er trotz aller Vorsichtsmaßregeln und einer vorhergehenden Untersuchung seines Zustandes durch Sachverständige total betrunken war. Auf die Fragen nach der ihm von Mitja zugefügten Beleidigung weigerte er sich zu antworten.
    »Gott verzeihe ihm! Iljuschetschka hat es mir verboten. Gott wird es mir vergelten!«
    »Wer hat Ihnen verboten auszusagen? Von wem reden Sie da?«
    »Iljuschetschka, mein Söhnchen, hat gesagt: ›Papachen, Papachen, wie hat er dich erniedrigt!‹ Bei dem Stein hat er es gesagt. Jetzt liegt er im

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