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Die Brüder Karamasow

Die Brüder Karamasow

Titel: Die Brüder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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auf!‹ Und dann auf deutsch: ›Gott der Vater.‹ Er lachte wieder und stammelte: ›Gott der Sohn.‹ – ›Gott der Heilige Geist.‹ Dann ging ich weg. Zwei Tage später kam ich wieder vorbei, und er schrie mir von selbst zu: ›Onkel! Gott der Vater, Gott der Sohn!‹ Nur ›Gott der Heilige Geist‹ hatte er vergessen. Ich erinnerte ihn daran, und er tat mir wieder leid. Dann wurde er von hier fortgebracht, und ich bekam ihn nicht mehr zu sehen. Und nun waren dreiundzwanzig Jahre vergangen, und ich sitze eines Morgens in meinem Zimmer, schon mit weißem Kopf, da kommt auf einmal, ein blühender junger Mensch herein, den ich gar nicht kenne, hebt den Finger und sagt lachend: ›Gott der Vater, Gott der Sohn, Gott der Heilige Geist. Ich bin eben angekommen und eile zu Ihnen, um mich für das Pfund Nüsse zu bedanken! Mir hatte damals noch nie jemand ein Pfund Nüsse gekauft. Sie sind der einzige Mensch gewesen, der mir ein Pfund Nüsse gekauft hat!‹ Da erinnerte ich mich an meine glückliche Jugend und an den armen Knaben ohne Schuhchen auf dem Hof, und das Herz drehte sich mir um, und ich sagte: ›Du bist ein dankbarer junger Mensch! Dein ganzes Leben hindurch hast du an das Pfund Nüsse gedacht, das ich dir in deiner Kindheit geschenkt habe?‹ Und ich umarmte ihn und segnete ihn und mußte weinen. Er lachte, weinte aber auch ... Denn der Russe lacht sehr oft gerade dann, wenn er weinen muß. Aber er weinte auch, das sah ich. Und jetzt, o weh, o weh!«
    »Auch jetzt weine ich, Deutscher, auch jetzt weine ich!« rief Mitja von seinem Platz aus.
    Dieses Geschichtchen machte auf das Publikum jedenfalls einen angenehmen Eindruck. Die größte Wirkung zu Mitjas Gunsten aber hatte Katerina Iwanownas Aussage, von der ich gleich sprechen werde. Und überhaupt, als die vom Verteidiger geladenen Zeugen begannen, da schien das Glück dem Angeklagten auf einmal wirklich zu lächeln, und was das merkwürdigste war, das kam sogar für den Verteidiger überraschend. Doch noch vor Katerina Iwanowna wurde Aljoscha vernommen; er erinnerte sich einer Tatsache, die wie ein eindeutiges Zeugnis gegen einen wichtigen Punkt der Anklage aussah.
4. Das Glück lächelt Mitja
    Aljoscha wurde unvereidigt aufgerufen, und ich erinnere mich, daß ihn beide Parteien von den ersten Worten des Verhörs an außerordentlich sanft und freundlich behandelten. Man sah, daß ihm ein guter Ruf voranging. Aljoscha machte seine Aussagen in bescheidener, ruhiger Weise; trotzdem brach dabei seine warme Teilnahme für den unglücklichen Bruder durch. Er zeichnete den Charakter seines Bruders als den eines Menschen, der vielleicht zum Jähzorn neige und sich von seinen Leidenschaften hinreißen lasse, doch zugleich edel, stolz, hochherzig und sogar zu Opfern bereit sei, wenn solche von ihm gefordert würden. Er gab zu, daß sich sein Bruder in den letzten Tagen infolge seiner Leidenschaft für Gruschenka und der Rivalität mit seinem Vater in einer unerträglichen Lage befunden hatte. Aber mit Entrüstung wies er auch nur die Vermutung zurück, daß sein Bruder zu einem Raubmord fähig wäre, wenn er auch einräumte, daß diese dreitausend Rubel in Mitjas Geist beinah zu einer Art Manie geworden seien, daß er sie für sein Erbteil erachtet habe, das ihm von seinem Vater betrügerisch vorenthalten wurde, und daß er, obgleich durchaus nicht eigennützig, doch von diesen dreitausend Rubeln nicht habe reden können, ohne in Wut und Raserei zu geraten. Auf eine Frage über die Nebenbuhlerschaft der beiden »Personen«, wie sich der Staatsanwalt ausdrückte, das heißt Gruschenkas und Katjas, antwortete er ausweichend; auf eine oder zwei Fragen lehnte er die Antwort sogar ab.
    »Hat Ihnen Ihr Bruder wenigstens gesagt, daß er seinen Vater töten wollte?« fragte der Staatsanwalt. »Sie können die Antwort verweigern, wenn Sie das für nötig halten«, fügte er hinzu.
    »Direkt hat er es nicht gesagt«, antwortete Aljoscha.
    »Wie denn? Indirekt?«
    »Er hat mir gegenüber einmal von seinem persönlichen Haß auf den Vater gesprochen und gesagt, er fürchte, in einem besonders schlimmen Augenblick, in einem Augenblick des Ekels wäre er vielleicht imstande, ihn zu töten.«
    »Und als Sie das hörten, haben Sie es geglaubt?«
    »Ich muß zu meinem Schmerz sagen, daß ich es glaubte. Aber ich bin stets davon überzeugt gewesen, ein höheres Gefühl würde ihn in einem solchen verhängnisvollen Augenblick retten, wie es ihn ja auch tatsächlich gerettet hat

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