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Die Brueder Karamasow

Die Brueder Karamasow

Titel: Die Brueder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodr Michailowitsch Dostojewski
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möchte auch mein Glück versuchen, hihi!«
    »Herrlich, wunderschön! Nehmen Sie zehn, da!«
    »Er zog wieder alle Banknoten aus der Tasche und suchte einen Zehnrubelschein heraus.
    »Wenn Sie verlieren, kommen Sie ruhig wieder, kommen Sie ruhig wieder!«
    »Schön!« flüsterte Maximow erfreut und lief in das andere Zimmer zurück.
    Auch Mitja kehrte sogleich zurück und entschuldigte sich, daß er auf sich hatte warten lassen. Die Polen hatten sich bereits gesetzt und das Spiel Karten entsiegelt. Sie machten jetzt weit höflichere, beinahe freundliche Gesichter. Der Herr auf dem Sofa steckte sich eine neue Pfeife an und machte sich bereit, die Bank zu halten; auf seinem Gesicht prägte sich sogar eine gewisse Feierlichkeit aus.
    »Auf Ihre Plätze, Panowie!« rief Pan Wroblewski.
    »Nein, ich werde nicht mehr spielen«, versetzte Kalganow. »Ich habe vorhin schon fünfzig Rubel an Sie verloren.«
    »Der Herr hat Unglück gehabt, der Herr kann wieder Glück haben«, bemerkte der Herr auf dem Sofa.
    »Wieviel ist in der Bank? Kann man va banque 58 spielen?« fragte Mitja eifrig.
    »Zu dienen, Panie. Vielleicht hundert Rubel, vielleicht zweihundert, soviel wie Sie setzen wollen.«
    »Eine Million!« rief Mitja lachend.
    »Vielleicht hat der Pan Hauptmann die Geschichte von Pan Podwysocki gehört?«
    »Was ist das für ein Podwysocki?«
    »In Warschau kann jeder va banque spielen. Podwysocki kommt herein, sieht in der Bank tausend Gulden liegen und sagt: ›Va banque!‹ Der Bankhalter erwidert: ›Panie Podwysocki, setzen Sie bar oder na honor 59 ?‹ – ›Na honor, Panie‹, antwortete Podwysocki. ›Um so besser, Panie.‹ Der Bankhalter zieht die Taille ab, Podwysocki gewinnt und will sich die tausend Gulden nehmen. ›Warten Sie, Panie‹, sagt der Bankhalter, zieht einen Schubkasten auf und gibt ihm eine Million. ›Nehmen Sie, Panie, das ist Ihr Gewinn.‹ Die Bank hatte eine Million betragen. ›Das habe ich nicht gewußt‹, sagt der Bankhalter, ›Sie haben na honor gespielt, und wir ebenfalls na honor.‹ Podwysocki nahm die Million.«
    »Die Geschichte ist nicht wahr«, sagte Kalganow.
    »Panie Kalganow« in besserer Gesellschaft spricht man nicht so.«
    »Na, so ein polnischer Spieler wird einem ausgerechnet eine Million aushändigen!« rief Mitja, besann sich aber sofort: »Verzeihen Sie, Panie, ich habe mich erneut vergangen! Er wird die Million aushändigen, – na honor, auf polnisches Ehrenwort! Sehen Sie, wie ich polnisch sprechen kann, hahaha! Hier, ich setze zehn Rubel, auf den Buben.«
    »Und ich ein Rubelchen auf das Dämchen, auf das hübsche Coeurdämchen, auf das Fräuleinchen, hihi!« kicherte Maximow, schob seine Dame heraus, rückte ganz dicht an den Tisch, als wollte er heimlich spielen, und schlug hastig ein Kreuz unter dem Tisch.
    Mitja gewann. Auch das Rubelchen gewann.
    »Ecke!« rief Mitja.
    »Und ich setze wieder ein Rubelchen. Ich bin ein Simplespieler, ein kleiner, ganz kleiner Simplespieler«, murmelte Maximow glückselig; er freute sich schrecklich darüber, daß sein Rubelchen gewonnen hatte.
    »Geschlagen!« rief Mitja. »Die Sieben auf paix!«
    Er wurde auch auf paix geschlagen.
    »Hören Sie auf!« sagte Kalganow.
    »Auf paix, auf paix!« rief Mitja, seine Einsätze verdoppelnd; doch alles, was er auf paix setzte, wurde geschlagen. Und die Rubelchen gewannen.
    »Auf paix!« brüllte Mitja wütend.
    »Sie haben zweihundert Rubel verloren, Panie. Wollen Sie noch zweihundert setzen?« erkundigte sich der Herr auf dem Sofa.
    »Wie? Zweihundert habe ich schon verloren? Also noch zweihundert! Die ganzen zweihundert auf paix!« Er holte Geld aus der Tasche und wollte die ganzen zweihundert Rubel auf die Dame werfen, als Kalganow plötzlich die Karte mit der Hand zudeckte.
    »Genug!« rief er mit seiner hellen Stimme.
    »Was soll das heißen?« rief Mitja und sah ihn starr an.
    »Genug! Ich will nicht, daß Sie weiterspielen. Sie sollen nicht mehr spielen.«
    »Warum?«
    »Darum. Spucken Sie auf die ganze Geschichte und gehen Sie weg! Ich lasse Sie nicht weiterspielen!«
    Mitja blickte ihn erstaunt an.
    »Hör auf, Mitja. Er hat vielleicht recht, du hast sowieso schon viel verloren«, sagte Gruschenka; ihre Stimme hatte dabei einen seltsamen Klang.
    Die beiden Polen standen plötzlich mit beleidigter Miene auf.
    »Machen Sie Scherz, Panie?« sagte der kleine Herr und blickte Kalganow streng an.
    »Wie können Sie sich erdreisten, das zu tun?« brüllte auch Pan Wroblewski Kalganow

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