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Die Brueder Karamasow

Die Brueder Karamasow

Titel: Die Brueder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodr Michailowitsch Dostojewski
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Herz wieder aufzudecken und von der »Königin seiner Seele« zu erzählen, wie er es doch vor kurzem getan hatte. Ihn ekelten diese kalten Menschen an, die sich »wie Wanzen an ihm festsogen«. Daher antwortete er auf wiederholte Fragen kurz und in scharfem Ton: »Nun, ich faßte den Entschluß, mich zu töten. Wozu sollte ich leben bleiben? Diese Frage trat mir ganz von selbst entgegen. Ihr Früherer war erschienen; er hatte sie einst verführt, war aber nun voller Liebe zurückgekommen, um nach fünf Jahren durch eine gesetzliche Ehe wiedergutzumachen, was er ihr angetan hatte. Ich sah ein, daß für mich alles verloren war ... Hinter mir lag eine schmähliche Tat, dieses Blut, das Blut Grigoris ... Wozu sollte ich da noch leben bleiben? Also ging ich und löste meine versetzten Pistolen ein, um mir bei Tagesanbruch eine Kugel in den Kopf zu jagen ...«
    »In der Nacht aber wollten Sie noch ein üppiges Gelage veranstalten?«
    »In der Nacht noch ein üppiges Gelage. Ach, zum Teufel, meine Herren, bringen Sie die Sache doch schneller zum Ende! Erschießen wollte ich mich bestimmt, nicht weit von hier, hinter einer Hecke, gegen fünf Uhr morgens, und in meiner Tasche hatte ich vorsorglich einen Zettel, den ich bei Perchotin geschrieben hatte, als ich die Pistolen lud ... Da ist der Zettel, lesen Sie ihn! Für Sie erzählen möchte ich es nicht!« fügte er auf einmal geringschätzig hinzu. Er zog den Zettel aus der Westentasche und warf ihn auf den Tisch; der Staatsanwalt und der Untersuchungsrichter lasen ihn mit Interesse durch und nahmen ihn, wie es sich gehört, zu den Akten.
    »Aber sich die Hände zu waschen, daran dachten Sie immer noch nicht, nicht einmal, als Sie bei Herrn Perchotin eintraten? Sie fürchteten also nicht, Verdacht zu erregen?«
    »Was kümmerte mich der Verdacht? Mochte man mich in Verdacht haben oder nicht, ganz egal! Ich wäre doch hierhergefahren und hätte mich um fünf Uhr erschossen, und Sie hätten es nicht verhindern können. Wäre nicht der Fall mit dem Vater hinzugekommen, hätten Sie ja nichts erfahren und wären nicht hierhergekommen. Oh, das war der Teufel, der Teufel hat den Vater ermordet, durch den Teufel haben Sie es so schnell erfahren! Wie geht es nur zu, daß Sie so schnell hierhergekommen sind? Seltsam, unbegreiflich!«
    »Herr Perchotin teilte uns mit, Sie hätten, als Sie zu ihm kamen, Ihr Geld in den Händen, in den blutigen Händen gehalten ... Eine Menge Geld ... Ein ganzes Päckchen Hundertrubelscheine ... Und das habe auch sein Bursche gesehen.«
    »Das ist richtig, meine Herren. Ich erinnere mich, daß das richtig ist.«
    »Jetzt tritt uns eine kleine Frage entgegen. Könnten Sie uns mitteilen«, begann Nikolai Parfjonowitsch außerordentlich sanft, »woher Sie auf einmal so viel Geld hatten, während doch aus den Tatsachen und aus dem zeitlichen Ablauf hervorgeht, daß Sie nicht in Ihrer Wohnung vorbeigegangen sind?«
    Der Staatsanwalt runzelte über diese allzu direkt gestellte Frage ein wenig die Stirn, unterbrach aber Nikolai Parfjonowitsch nicht.
    »Nein, in meiner Wohnung bin ich nicht vorbeigegangen«, antwortete Mitja äußerlich sehr ruhig, aber er blickte dabei zur Erde.
    »Gestatten Sie mir dann, die Frage zu wiederholen«, fuhr Nikolai Parfjonowitsch, sich gewissermaßen anschleichend, fort. »Woher konnten Sie auf einmal diese Summe erhalten, während Sie nach Ihrem eigenen Geständnis noch um fünf Uhr dieses Tages ...«
    »Während ich um fünf Uhr zehn Rubel brauchte und meine Pistolen bei Perchotin versetzte und dann zu Frau Chochlakowa ging und sie um dreitausend Rubel bat, die sie mir aber nicht gab, und so weiter der ganze Kram«, unterbrach ihn Mitja in scharfem Ton. »Ja, sehen Sie, meine Herren, eben war ich noch in Not, und auf einmal kamen bei mir Tausende zum Vorschein – wie ist das wohl zugegangen? Wissen Sie, meine Herren, Sie haben jetzt beide Angst: Wenn er uns nun nicht sagt, wo er das Geld herhatte, was dann? Und so ist es auch: Ich werde es Ihnen nicht sagen, meine Herren! Sie haben es erraten! Sie werden es nicht erfahren«, sagte Mitja klar und deutlich, und man hörte aus seinen Worten die feste Entschlossenheit heraus.
    Der Staatsanwalt und der Untersuchungsrichter schwiegen eine Weile.
    »Sehen Sie doch ein, Herr Karamasow, daß es für uns unbedingt notwendig ist, das zu wissen«, sagte Nikolai Parfjonowitsch ruhig und sanft.
    »Das sehe ich ein, aber ich sage es nicht.«
    Nun mischte sich auch der Staatsanwalt ein und

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