Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Brueder Karamasow

Die Brueder Karamasow

Titel: Die Brueder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodr Michailowitsch Dostojewski
Vom Netzwerk:
weil er selbst schon sehr glücklich war; zu anderer Zeit hätte er gewartet, bis der erste Eindruck über Pereswon vorüber war, doch jetzt verschmähte er jeden Aufschub und sagte sich: ›Wenn ihr schon durch das Bisherige so glücklich seid, sollt ihr noch glücklicher werden!‹ Er selbst war schon geradezu berauscht.
    »Ich hatte dieses Ding schon vor längerer Zeit bei dem Beamten Morosow gesehen und für dich in Aussicht genommen, Alter. Bei ihm stand es nutzlos herum, er hatte es von seinem Bruder geerbt. Ich erwarb es durch Tausch, indem ich ihm dafür ein Buch aus Papas Bücherschrank gab: ›Der Verwandte Mahomeds‹ oder ›Die heilsame Dummheit‹. Die Schwarte ist hundert Jahre alt und taugt nichts, sie ist in Moskau erschienen, als es noch keine Zensur gab, Morosow ist ein Liebhaber solcher Dinge. Er bedankte sich noch dafür ...«
    Kolja hielt die kleine Kanone so in der Hand, daß alle sie sehen und sich daran erfreuen konnten. Iljuscha, den rechten Arm noch immer um Pereswon, richtete sich auf und betrachtete voll Entzücken das kleine Spielzeug. Der Effekt erreichte den Höhepunkt, als Kolja erklärte, er habe auch Pulver und man könne sogleich aus der Kanone einen Schuß abfeuern, »falls das die Damen nicht beunruhigt«. »Mamachen« bat sogleich, ihr das Spielzeug aus der Nähe zu zeigen, was ihr auch sofort erfüllt wurde. Die kleine Kanone mit ihren Rädern gefiel ihr ausnehmend, und sie begann sie auf ihren Knien hin und her zu rollen. Der Bitte, damit schießen zu dürfen, stimmte sie bereitwilligst zu, allerdings ohne zu verstehen, um was sie gebeten worden war. Kolja zeigte das Pulver und das Schrot. Der Stabskapitän übernahm selbst das Laden, indem er eine ganze kleine Portion Pulver hineinschüttete; das Schießen mit Schrot bat er auf ein andermal zu verschieben. Die Kanone wurde auf den Fußboden gestellt, mit der Mündung nach einer Seite, wo niemand stand; in das Zündloch wurden drei Pulverkörnchen gesteckt und mit einem Streichholz angezündet. Es erfolgte ein glänzender Schuß. »Mamachen« fuhr zwar zusammen lachte jedoch sogleich vor Freude auf. Die Jungen hatten mit schweigsamem Triumphgefühl zugesehen, am glücklichsten war – mit Blick auf Iljuscha – der Stabskapitän. Kolja hob die kleine Kanone auf ... und schenkte sie Iljuscha mitsamt Schrot und Pulver.
    »Die ist für dich! Das hatte ich mir schon lange vorgenommen!« wiederholte er noch einmal ganz glückselig.
    »Ach, schenkt sie mir! Nein, schenkt die kleine Kanone lieber mir!« begann »Mamachen« auf einmal wie ein kleines Kind zu bitten. Auf ihrem Gesicht malte sich die ängstliche Besorgnis, man könnte ihr das Geschenk verweigern; Kolja wurde verlegen. Der Stabskapitän geriet in Unruhe und sprang zu ihr hin.
    »Mamachen, Mamachen«, rief er, »die Kanone gehört dir. Erlaube jedoch, daß sie bei Iljuscha bleibt, weil er sie geschenkt bekommen hat. Aber sie gehört trotzdem dir, Iljuschetschka wird sie dir immer zum Spielen geben; ihr sollt sie beide gemeinsam besitzen, gemeinsam ...«
    »Nein, ich will nicht, daß wir sie gemeinsam besitzen! Nein, sie soll ganz mir gehören und nicht Iljuscha«, fuhr »Mamachen« fort und machte Anstalten loszuweinen.
    »Mama, nimm sie für dich, da, nimm sie für dich«, rief Iljuscha. »Krassotkin, darf ich sie meiner Mama schenken?« wandte er sich bittend an Krassotkin, als fürchtete er, dieser könnte sich gekränkt fühlen, wenn er sein Geschenk einem anderen gab.
    »Natürlich darfst du das«, erwiderte Krassotkin sogleich. Er nahm die kleine Kanone aus Iljuschas Händen und überreichte sie mit einer höflichen Verbeugung dem »Mamachen«.
    Diese brach vor Rührung in Tränen aus.
    »Lieber Iljuschetschka, da sieht man, wer sein Mamachen liebhat!« rief sie gerührt und rollte die kleine Kanone sofort wieder auf ihren Knien hin und her.
    »Mamachen, erlaube, daß ich dir die Hand küsse«, sagte ihr Gatte, eilte zu ihr und führte seine Absicht sogleich aus.
    »Und auch noch der liebenswürdigste junge Mensch ist dieser nette Junge hier!« sagte die dankbare Frau, auf Krassotkin deutend.
    »Und Pulver werde ich dir bringen, Iljuscha, soviel wie du nur haben willst. Wir fabrizieren jetzt selber welches. Borowikow hat die Zusammensetzung erfahren: vierundzwanzig Teile Salpeter, zehn Teile Schwefel und sechs Teile Birkenkohle. Das muß man alles zusammenreiben, dann Wasser zugießen, es zu einem Brei mischen und ihn durch ein Trommelfell reiben – dann ist das

Weitere Kostenlose Bücher