Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Brueder

Die Brueder

Titel: Die Brueder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
hatte zu diesem Zweck eine unbrauchbare Maschine nach der anderen bestellt, die meisten aus Amerika. Die eigenartigen Apparate waren nach und nach in irgendwelchen Ecken verstaubt.
    Das Beeindruckendste war eine Universalmaschine, die laut der amerikanischen Werbeschrift, die mit dem Wunderding aus Illinois geliefert worden war, sowohl dreschen als auch sägen, pumpen und sogar Äcker umpflügen konnte und zwar »ebenso effektiv wie sechzehn Männer und acht Pferde«.
    Es handelte sich um ein Robinson-Lokomobil, also eine fahrbare Dampfmaschine, die von einem van-Duzen-Motor, einem Glühkopfmotor, angetrieben wurde. Dreschen und Pumparbeiten wurden auf dem Gut von bedeutend geländegängigeren Maschinen bewältigt, aber noch bestand die kecke Hoffnung, die Wundermaschine ließe sich dazu bewegen, wie vom Hersteller versprochen Äcker zu pflügen. Auf die Frage, was geschehen sei, als Albies Vater mit der Maschine zu pflügen versucht habe, wiesen sie mit skeptischer Ironie auf den größten Nachteil des mecha­nischen Pfluges hin: Er kam nicht vom Fleck, weil die Räder auf der Stelle durchdrehten. Also waren sie wieder zu Pferden und anderen Zugtieren übergegangen.
    Zwei Probleme galt es zu lösen: den unzureichenden Antrieb und, soweit Sverre das beurteilen konnte, die fehlerhafte Beschaffenheit der Antriebsräder. Die mannshohen Eisenräder auf beiden Seiten der Maschine waren fast vollkommen glatt, ein kurzer Blick genügte, um sich die abrutschenden Räder zu erklären.
    Sie brachten ein paar Tage damit zu, die Maschine und den van-Duzen-Motor zu restaurieren, und führten dann eine Probefahrt von den Ställen zum Vorplatz und zurück durch. Die Gärtner benötigten anschließend mehrere Stunden, um die ordentlich geharkten Kiesflächen wiederherzustellen.
    Nachdem sie fünf Pflugscharen an der Maschine montiert und eine Weide umzupflügen versucht hatten, blieben sie wie erwartet stecken. Selbst auf einer trockenen Wiese drehten die großen Antriebsräder durch und gruben sich dabei, je mehr Gas gegeben wurde, immer tiefer ein.
    Dennoch waren sie sich einig, dass der Gedanke, Zugtiere durch Maschinen zu ersetzen, klug war und eine logische Entwicklung darstellte. Aber die Konstruktion musste grundlegend verbessert werden, es war also an der Zeit, sich dem Reißbrett zuzuwenden.
    In ihrem Ingenieursbüro ersannen sie bereits am ersten Tag zwei einfache Veränderungen. Der augenfälligste Fehler war, dass die Antriebsräder keinen Halt fanden. Sie zeichneten Räder, die zwar den gleichen Durchmesser besaßen, aber von Stahlbändern mit zwei Finger breiten v-förmigen Aufsätzen umspannt wurden. Dass diese Veränderungen die Bodenhaftung um ein Vielfaches erhöhen würden, sah man bereits auf dem Reißbrett. Jetzt mussten sie diese Räder nur noch in einer mechanischen Werkstatt einer Werft in Southampton fertigen lassen, dann war das erste Problem gelöst.
    Albie fand auch, dass der Abstand zwischen den Pflugscharen und der Maschine zu gering war, wodurch diese einen ungünstigen Winkel zur Unterlage aufwiesen. Dieser Fehler konnte in der eigenen Werkstatt behoben werden, indem man die Stahlbalken, die den Pflug zogen, einfach verlängerte.
    Ein weiteres Problem stellte wohl auch die Zugkraft dar, die Leistung des van-Duzen-Motors war nicht sonderlich beeindruckend. Aber damit würden sie sich befassen, wenn die anderen Verbesserungen durchgeführt waren.
    Anschließend widmeten sie sich einige Zeit lang anderen Beschäftigungen. Albie zog sich in die gut sortierte technische Bibliothek zurück und vertiefte sich in das Thema Motoren.
    Sverre begab sich unterdessen mit einer Zeichnung eines neuen Radtyps für Pferdefuhrwerke zum Personentransport in die Wagenmacherwerkstatt. Von einer bereits auf dem Gut existierenden Konstruktion ausgehend, einem mit Eisenriemen bereiften hölzernen Speichenrad, zielten seine Experimente darauf ab, die Lauffläche u-förmig einzukerben und diese Kerbe mit mehreren Schichten Lederstreifen aus der Sattlerei zu füllen. Der Gedanke war einfach. Der scheppernde Stahlriemen würde durch weiches Leder ersetzt werden, was den Lärm bedeutend reduzieren musste.
    In Erwartung der ersten Prototypen aus der Wagenwerkstatt und Sattlerei des Gutes begab er sich mit seiner Staffelei in den Park, um herauszufinden, mit welcher Methode sich das schimmernde, wechselhafte Licht zwischen den Kronen der Eichen wiedergeben ließ.
    Es verstrichen einige Wochen, ehe die neuen, verbesserten

Weitere Kostenlose Bücher