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Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie

Titel: Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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der Hitze zusammenzurollen.
    »Großer Gott, sie wird verbrennen.«
    »Keine Bewegung, Maria. Der Erzfeind ist in Hollys Traum eingedrungen. Sie träumt, dass sie schaukelt, und er versucht sie aus dem Heiligtum zu locken, um sich ihres Geistes bemächtigen zu können.«
    Maria wendet sich den Hütern zu und sieht, dass Cyals und Elikans Augen weiß werden. Auch Gordon konzentriert sich.
    »Was treibt ihr da?«
    »Wir suchen Holly. Du bleibst hier und näherst dich dem Mädchen nicht, ganz gleich, was passiert. Wenn du sie in diesem Zustand berührst, bedeutet das deinen Tod.«
    Summend schaukelt das Mädchen weiter. Dann kommt
der Reifen zum Stillstand. Sie wendet den Kopf dem Wald zu, als habe sie von dorther etwas gehört. Maria überläuft ein Zittern. Sie hört, wie Holly sagt: » Mama?«

9
    Holly träumt. Das Seil am Ast der Ulme knirscht. Dicke Regentropfen prallen auf ihre Schultern. Wie sonderbar Träume doch sind. Gerade noch hatte sie auf ihrem Feldbett in der Hütte des Heiligtums gelegen. Ihr fällt ein, dass sie nach dem Abendessen mit Maria und Gordon schaukeln wollte. Deshalb ist ihr wohl dieser Traum gekommen. Eine schaukelnde Bewegung. Sie spürt den Reifen unter ihren Händen, hört das Knirschen des Seils.
    Holly öffnet die Augen. Sie lächelt. Sie ist im Garten ihres Elternhauses in New Orleans. Sie ist jetzt wach. Der Regen lässt allmählich nach. Die Wolkendecke reißt auf, sodass man hier und da blauen Himmel erkennen kann. Das Unwetter ist vorüber. Holly sieht sich im Garten um. Wo früher Rasen war, ist um das Haus herum nur noch eine große braune Schlammfläche zu sehen. Es ist ein hübsches Haus, ärmlich, aber hübsch. Der Wirbelsturm hat einige Reihen Dachziegel und ein Stück Dachpappe weggerissen, aber Holly weiß, dass ihr Vater das im Handumdrehen in Ordnung bringen wird. Sie sieht zu den zerbrochenen Fensterscheiben hin, in die der Wirbelsturm kräftige Ulmenäste geschleudert hat. Es sieht aus, als steckten Bleistifte in den Augen des Hauses. Dem Haus geht es nicht gut, das kann Holly spüren.
    Als sich ihre Vision erweitert und der Dunst sich auflöst, geht ihr Blick über die verwüstete Hecke hinweg. Jetzt sieht sie die Nachbargärten und ein Stück der Straße. Die stählernen Gittermasten der elektrischen Freileitung sind
eingeknickt, die Kabel liegen in Wasserpfützen. Daneben sieht sie eine lang gestreckte Gestalt. Eine tote alte Frau mit einem vom Stromschlag geschwärzten Gesicht scheint sie aufmerksam zu mustern. Die Vögel singen wieder. Allmählich sind in der Stadt wieder Geräusche zu hören, während sich der Nebel nach und nach auflöst. Hammerschläge ertönen, Stimmen. Musik aus Transistorradios. Überall steigt Rauch auf. Es sieht so aus, als gehe die Überschwemmung langsam zurück und als beginne die Sonne, das viele Wasser nach und nach verdunsten zu lassen.
    Holly schaukelt. Über die Hecke hinweg sieht sie den alten Webster. Er trägt einen Strohhut und summt ein Lied, während er auf seinem Rasen den Schutt zusammenschaufelt. Er wendet Holly sein verwestes Gesicht zu. Die Hälfte seines Kopfes fehlt, und Holly glaubt seine Zunge erkennen zu können, die sich zwischen den zerbrochenen Zähnen bewegt.
    »Entsetzliches Unwetter, Holly, was?«
    »Absolut. Tut mir leid, dass Sie tot sind.«
    »Nicht weiter schlimm, Schätzchen. Solche verdammten Sachen passieren nun mal, stimmt’s?«
    »Man darf nie ›verdammt‹ sagen. Das gehört sich nicht.«
    Der alte Webster legt die erdige Hand vor den Rest seines Mundes. Er lächelt.
    »Tut mir leid, Miss. Es bleibt unter uns, in Ordnung?«
    »Na klar. Ich hab es ja auch gesagt, also sind wir quitt.«
    Der Nachbar räumt weiter Schutt beiseite. Holly schaukelt, wobei ihre Füße den Schlamm streifen, aus dem vereinzelt Gräser hervorkommen. Sie ist glücklich. Heute ist ihr Geburtstag. Deshalb war sie ja mit ihren Eltern ins Einkaufszentrum gegangen, um Geschenke einzukaufen. Sie ist auch deshalb glücklich, weil sie ihre besten Freundinnen zu einer Feier eingeladen hat. Was die wohl machen? Sie ist besorgt. Sie dreht sich zu der vom Stromschlag getroffenen
Alten um, die gerade aufsteht, ihr geschwärztes Gesicht schüttelt und sich das verbrannte Kleid glatt streicht.
    »Ist wenigstens nichts weiter passiert, Mrs. Galloway?«
    Die Alte lächelt Holly verlegen zu.
    »Nein, aber denk doch nur, wie ich aussehe. Ich bin ins Wasser gefallen und kann mein Kleid nur noch wegwerfen.«
    »Ich kauf Ihnen ein noch

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