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Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie

Titel: Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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diesem Augenblick waren die Männer von Jericho aus dem Wald gestürmt. Ein Schuss war gefallen. Eine Bleikugel hatte Hezel an der Schulter gestreift, woraufhin sie ihre Röcke gerafft hatte und davongelaufen war. Das Zischen der Mokassin-Schlangen.
Die Schreie des Mädchens. Das Gebrüll der Männer. Sie hatten ihre Hunde losgelassen, halbwilde, massige Tiere, die Hezel im Wald einholten. Während sie ihr winselnd die Hand leckten, hatte sie ihnen den Befehl erteilt, ihre Besitzer auf eine falsche Fährte zu locken, dann hatte sie das Gebiet der Ansiedlung verlassen.
    In der folgenden Woche war Maria erneut im Körper der jungen Frau erwacht. Es war sehr dunkel und heiß. Hezel war zu Tode betrübt. Umgeben von Männern in weißen Gewändern schritt sie zwischen Kiefern dahin. Das Dorf Old Haven stand in Flammen, und die meisten seiner Bewohner waren unter den Kugeln der Männer von Jericho umgekommen. Mit Brandfackeln und Seilen hatten sie die Siedlung in finsterer Nacht überfallen. Die einen waren in den Flammen ihres Hauses umgekommen, andere hatte der Feind an den Ästen der alten Linde aufgehängt oder lebendig in die Feuersbrunst geworfen. Nicht einmal die Kinder hatte er verschont, und so zog jetzt lediglich ein knappes Dutzend von ihnen mit Hezel dahin, die sie abwechselnd bei der Hand hielten. Unter ihnen waren Kano und seine Freunde Cyal und Elikan. Ohne zu klagen, folgten sie ihr so selbstverständlich durch den Wald, als habe sich das Geschehen jener Nacht bereits früher zugetragen und werde sich wiederholen.
    Ein eiskalter Schauer hatte Maria überlaufen, als die Verbindung abgerissen war. Danach hatte sie sich allein inmitten des Waldes befunden und seither nie wieder von Hezel geträumt.

5
    Am nächsten Morgen hatte Maria ihre Umfrage nach dem Verbleib der verschwundenen Gemeinschaft begonnen. Menschen, die schon seit Jahrzehnten in Hattiesburg lebten, hatten sie dabei angesehen, als komme sie von einem anderen Planeten. Auch bei den Geschäftsleuten hatte sie Auskünfte einzuholen versucht und schließlich im Rathaus im Kataster nachgesehen. Alles war vergeblich, bis Cayley sie schließlich auf die richtige Fährte gebracht hatte. Zwei Monate nach Marthas Tod hatte sie mit ihm gemeinsam einige Dosen Bier getrunken. Es war ein heißer Tag gewesen, und als sie es sich im Schatten der Veranda, von der aus man den Fluss sah, bei einer Tüte Chips und zwei Sechserpacks Budweiser gemütlich gemacht hatten, war die Luft noch klebrig. Der Form halber hatte sich der Alte eine Weile bitten lassen, dann aber angefangen zu reden.
    »Das war ein paar Jahre vor dem Prozess gegen die Hexen von Salem, die man dann ja hingerichtet hat. Damals gab es in der Gegend tatsächlich ein Dörfchen namens Old Haven. Ich glaube, es waren Holländer. Eine Handvoll Familien, die 1656 zusammen mit den Überlebenden von dem Seelenverkäufer an Land gegangen waren, den die Leute Friedhof nannten.«
    »Was erzählst du da?«
    »Mein Gott, weißt du das etwa auch nicht? Du hast wirklich keine Ahnung. Wie alle Weiber kannst du die Namen von all den Schwulen aus Hollywood auswendig hersagen, aber unsere Präsidenten könntest du nicht mal dann aufzählen, wenn man dir die Fingernägel mit einer Zange rausreißen würde.«
    Ohne darauf einzugehen, hatte sie zugesehen, wie Cayleys Adamsapfel gleich einem Tischtennisball in seiner
Kehle auf- und abstieg, während er mit einem Zug seine Bierdose leerte, bevor er sie zwischen den Fingern zerknüllte. Dann schien sich sein Blick in der Ferne zu verlieren. »Eigentlich hieß der Kahn Master of the Seas. Es war ein Schoner von hundert Fuß Länge, der zwischen Amsterdam und Boston verkehrte. Damals war so eine Überfahrt eine verdammt haarige Sache, und man musste eine Menge Mumm haben, um das zu riskieren. Nun ja. Also, wir schreiben das Jahr 1656. Auf der Flucht vor dem Hunger und weil man sie wegen ihres Glaubens verfolgt, schiffen sich rund dreißig Familien ein. Nach einem Landfall in Cherbourg und Plymouth begegnet der Kahn einem anderen Schiff, das nach Europa zurückkehrt und dessen Besatzung von riesigen Eisbergen berichtet, die ihnen während drei Vierteln der Überfahrt das Leben zur Hölle gemacht haben. Der Kapitän – ich glaube, das Schiff hieß Chesapeake - hat noch hinzugefügt, sie seien von Cape Cod zusammen mit zwei weiteren Schonern ausgelaufen, die aber während einer nebligen Nacht mitten auf dem Atlantik verschwunden seien. Man habe ein ungeheures Krachen und

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