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Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie

Titel: Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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Splittern von Holz gehört, dann Schreie, das ferne Läuten einer Glocke und schließlich das Geräusch, mit dem das Wasser über den untergegangenen Rümpfen zusammenschlug. Danach nichts mehr.«
    »Cayley, komm zur Sache.«
    »Ich bin schon die ganze Zeit dabei. Der Kapitän der Master of the Seas entschließt sich also, erst entlang der Küste des Landes, in dem die degenerierten Franzosen leben, nach Süden zu fahren und dann von der spanischen Küste aus auf dem 42. Breitengrad Kurs auf Boston zu nehmen, um den treibenden Eisbergen auszuweichen.«
    »Der 42.? Ist da nicht die Titanic auf ihren Eiswürfel gestoßen?«
    »Ja, aber ich nehme an, damals wusste noch niemand,
dass diese Drecksbrocken so weit nach Süden treiben können. Kurz, unmittelbar bevor sie die hohe See erreichen, fischt die Besatzung der Master of the Seas Schiffbrüchige auf, die in einer Nussschale dahintreiben. Eine schwangere Frau, einen Fischer und ein totes Kind. Im Logbuch steht, dass es Portugiesen waren, oder Basken, ich weiß es nicht mehr so genau.«
    »Nun leg schon dein Ei!«
    »Wirst es erwarten können. Es kommt an Bord zum Streit. Die einen verlangen, dass die Schiffbrüchigen zum Teufel gehen sollen, andere, mitfühlendere Seelen, wollen, dass der Kapitän sie an Bord nimmt, nach Vigo zurückkehrt und sie dort an Land setzt. In einem Punkt aber sind sich alle einig: Auf keinen Fall soll das tote Kind an Bord.«
    »Warum nicht?«
    »Ein alter Seemannsaberglaube. Kaninchen und Leichen haben auf einem Schiff nichts zu suchen. Dann entscheidet der Kapitän: Weil er schon ziemlich viel Zeit verloren hat, will er die Schiffbrüchigen mit nach Amerika nehmen und sie dort einem anderen Schoner übergeben, der nach Europa ausläuft. Was das Kind angeht, ist er mit allen anderen einig: Die Portugiesen müssen es ins Wasser werfen, bevor sie die Jakobsleiter raufklettern und die Cholera an Bord bringen, die sie im Leibe haben, ohne es zu ahnen. Ja, bevor die Master of the Seas den 42. Breitengrad entlanggefahren ist, hat sie den Tod an Bord genommen.«
    Cayley hatte eine Pause gemacht, um sein neuntes Bier zu trinken, woraufhin er die zusammengeknüllte leere Dose über das Geländer zu den anderen geworfen hatte. Dann war er mit eintöniger Stimme fortgefahren: »Bei der Ankunft in Boston leben nur noch ungefähr vierzig Leute an Bord: der halb verrückte und im Sterben liegende Kapitän, zwei Männer der Besatzung, denen es kaum besser geht, und die holländischen Auswanderer, die sich bestens
gehalten haben, während fast alle anderen um sie herum krepiert sind. Genau gesagt waren die nicht das kleinste bisschen krank oder auch nur erkältet, ist dir das klar? Anfangs hatten die Leute in Boston nichts gegen sie, doch als dann die Leichen an Land geschafft werden, damit sie verbrannt werden können, geht das Gekeife los. Das hatte vor allem damit zu tun, dass die Holländer alle völlig gleich angezogen waren und sich auf eine Weise verhielten, die überhaupt nicht geschätzt wurde.«
    »Nämlich?«
    »Die haben nicht miteinander geredet.«
    »Willst du damit sagen, dass sie stumm waren?«
    »Nein. Die brauchten nicht zu reden, um sich zu verständigen. Sie haben sich in die Augen gesehen, und schon war alles klar.«
    »Woran haben die Bewohner von Boston das gemerkt?«
    »Vermutlich, indem sie sie beobachtet haben. Ein Kind, das seiner Mutter wortlos ein Stück Brot hinhält, eine Frau, die blitzartig ausweicht, wenn ein Wagen vorüberkommt und sich dann ihrem Mann zuwendet, um ihm mit den Augen zu danken. Als sich die Siedler von Boston das lange genug angesehen hatten, waren sie davon überzeugt, es mit lauter Hexen und Zauberern zu tun zu haben.«
    »Und wie ist die Sache weitergegangen?«
    »Einen Monat nach ihrer Ankunft haben die Holländer Boston mitten in der Nacht verlassen. Vermutlich hatten sie in den Gedanken der Leute da gelesen, dass es ihnen sonst dreckig gehen würde. Man weiß, dass sie nach Norden gezogen sind und sich da niedergelassen haben. Sie haben die Siedlung Old Haven gebaut und dort bis 1690 in Sicherheit gelebt. Dann sind die Leute von Jericho gekommen und haben ihnen das Dorf über den Köpfen angezündet. So, jetzt weißt du alles.«
    »Und was ist aus ihnen geworden?«

    Cayley hatte einen Rülpser heruntergeschluckt, bevor er antwortete: »Es heißt, dass sie über das Meer zurückgekehrt sind. Manche sagen aber auch, dass sie in die unbesiedelten Gebiete im Westen aufgebrochen sind. Ich weiß aber,

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