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Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie

Titel: Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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Stimme: »Na, mein Kind, hast du dich am Tahoe-See gut amüsiert? Hat es dir Spaß gemacht, dich im Ferienlager bumsen zu lassen, während man deine Eltern umgebracht hat?«
    »Ich habe mich nicht bumsen lassen.«
    »Spielt auch keine Rolle. Jedenfalls hättest du zumindest anrufen können, als uns der Schweinehund den Bauch aufgeschlitzt hat. Das hätte ihn vielleicht gehindert. Hast du gesehen, was er uns angetan hat? Ja, hast du es gesehen?«
    Maria spürt, wie ihr die Tränen in die Augen steigen. Sie muss unbedingt etwas trinken. Nur damit kann sie das verjagen. Das Schnarchen ihres Vaters und die vor Süßlichkeit klebende Stimme ihrer Mutter. Sie spürt, wie ihr das
Wesen im Rücken näher kommt. Sie nimmt den Geruch nach verfaultem Fleisch wahr, der dem Morgenrock der Mutter entströmt, während sie sich die Frisur zu ordnen versucht, wobei sie sich die Haare büschelweise ausreißt.
    »Du musst wissen, dass er uns entsetzlich gequält hat, Maria. Gott im Himmel, er hat uns ganz grauenhaft gequääält.«
    Maria erstarrt. Sie weiß, dass die Mutter sie gleich mit den eiskalten Fingern berühren und dabei eine stinkende fettige Masse auf ihrer Schulter hinterlassen wird. Leichenfett. Sie konzentriert sich, um nicht zusammenzufahren, als ihr das Wesen ins Ohr flüstert: »Du findest mich abstoßend, nicht wahr?«
    »Nein, Mama. Du fehlst mir.«
    »Natürlich findest du mich abstoßend. Aber ist dir auch klar, dass ich dich gleichfalls abstoßend finde? Meinst du etwa, ich finde die Vorstellung nicht ekelhaft, dass du am Tahoe-See den Jungs einen abgelutscht hast, während man Papa und mir die Augen ausgekratzt und den Leib aufgeschlitzt hat? Meinst du, dass ich das nicht ekelhaft finde?«
    Maria legt sich eine Hand vor den Mund, um sich nicht übergeben zu müssen. Ihre Mutter brummelt vor sich hin, während sie davonschlurft. Der Sessel. Dann Stille. Sie sind fort, aber sie werden wiederkommen. Sie und die anderen. Marias Tote. Deshalb muss sie trinken.

7
    Maria geht in die Küche, um sich ein Glas Gin einzugießen. Ein großes Senfglas randvoll, das sie schlückchenweise leeren wird, bevor sie sich das nächste eingießen wird. Und dann noch eins. Und so weiter, bis sie umfällt. Sie verzieht das Gesicht, als ihre Kehle anfängt zu brennen.
Sie entspannt sich ein wenig. Sie stellt das Glas auf die Arbeitsfläche und räumt Cayleys Einkäufe ein. Sie sehnt sich danach, gemeinsam mit ihm einige Dosen Bier zu leeren. Sie hat entsetzliche Angst vor der Nacht. Sie wickelt sich in eine Decke und greift nach einer Tüte Chips. Gerade als sie hinausgehen will, sieht sie, dass ihr Anrufbeantworter blinkt. Sie wählt die Nummer der Mailbox. Die Automatenstimme teilt ihr mit, sie habe drei Anrufe. Der letzte stammt vom heutigen Vormittag. Sie lächelt, als sie die Stimme des dicken Bannerman hört. Er zögert, stottert herum, sucht nach Worten. Er hat noch nie gern auf Anrufbeantworter oder Mailboxen gesprochen. Er sagt, er wisse, dass sie zurück sei, und Abigail und er sie für den Fall, dass sie reden oder einfach nicht allein sein möchte, zum Abendessen erwarten. Er habe Bier kalt gestellt und Abby einen Braten vorbereitet. Maria nimmt einen ordentlichen Schluck Gin und geht zur nächsten Mitteilung über. Sie stammt vom Vorabend. Da kämpfte sie im Flugzeug aus Rio in elftausend Metern Höhe gegen den Schlaf. Die Stimme des Direktors des FBI hallt im Lautsprecher: »Maria, ich bin’s, Stuart Crossman. Herzlichen Glückwunsch wegen Daddy. Ich weiß, dass es hart war und er Ihnen vor seinem Tod noch eine ganze Reihe von grauenhaften Sachen erzählt hat. Hier neben mir ist Dr. Blum, einer unserer Psychiater. Sie haben nächste Woche in Boston einen Termin bei ihm. Er wird Ihnen helfen, die Sache zu bewältigen. Das ist kein unverbindliches Angebot, sondern eine dienstliche Anweisung.«
    Papier raschelt. Dann fährt Crossman fort: »Ich möchte gern Ihre Meinung in einer anderen Angelegenheit hören, die mir gerade übertragen worden ist. Es geht um den Mord an Archäologen, die für bedeutende Museen unseres Landes tätig waren. Obwohl sie alle auf die gleiche Weise umgekommen sind, denke ich nicht, dass es sich um ein
und denselben Täter handelt. Ehrlich gesagt kann es kein Einzeltäter gewesen sein. Ich weiß nicht... Mir gefällt die Sache nicht. Ich habe Ihnen eine Kopie der Akte zugefaxt. Rufen Sie mich gleich nach Ihrer Rückkehr an.«
    Sie nimmt noch einen Schluck Gin. Typisch Crossman: Er weiß genau, dass

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