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Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie

Titel: Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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sie am Boden ist, aber das kümmert ihn nicht die Bohne. Sie wühlt im Papierstapel in der Schale vor dem Faxgerät herum. Ein Piepsen. Die älteste Mitteilung. Sie liegt zwei Tage zurück. Atmen. Das Geräusch eines Feuerzeugs. Das Knistern von Tabak, der sich entzündet. Sie hört, wie Rauch ausgestoßen wird. Die Blätter verstreuen sich über dem Boden, als Daddys Stimme aus dem Hörer dringt: »Guten Abend, meine Liebe. Während ich dir diese Mitteilung schicke, tust du so, als ob du in meinem Wartezimmer in Rio in einer Zeitschrift liest. Du bist vor einigen Minuten eingetroffen. Du bist nervös und sehr schön. Deine Augen sind so grau... Ich muss immer daran denken, wie du in Seboomook angekommen bist und ich dir in deinem Zimmer Geschichten vorgelesen habe. Du hast die Bilder immer mit deinen großen grauen Augen angeschaut, die alles sahen. In wenigen Minuten wirst du dich an mich und an die Augenblicke erinnern, in denen ich dich im Arm gehalten habe. An die Abende, an denen ich dich in deinem Bett für die Nacht gut eingepackt oder dir die fieberheiße Stirn mit einem nassen Schwamm gekühlt habe.«
    Marias Zähne stoßen leicht gegen das Glas, das sie an die Lippen führt. Wieder ein Atemzug. Daddy raucht, während er in seinen Papieren blättert. Er notiert sich etwas auf seinem Schreibblock. Er räuspert sich.
    »Dein Psychiater ist ein Dummkopf, meine Liebe. Wärest du früher gekommen, hätte ich dir erklärt, was du empfindest. Letztlich willst du nur eines: verstehen. Meine Festnahme, deine Rache an mir, dein Wunsch, mich umzubringen,
all das ist dir nicht wichtig. Das Ärgerliche an der Sache ist, dass dein Psychiater nicht nur ein Dummkopf ist, sondern auch ein Lügner. Dein Crossman nebenbei gesagt auch. Beide wissen genau, was ich mit deiner zweiten Adoptivfamilie in Hattiesburg angestellt habe. Sie bedienen sich deiner und hoffen, dass du dich nie wieder erinnerst. Aber früher oder später wird die Sache nach oben kommen. Auf die eine oder andere Weise geschieht das immer.«
    Erneut tritt Stille ein. Daddy legt seine Brille auf die Papiere und klopft die Asche seiner Zigarre ab.
    »Jetzt ist es gleich so weit. Es wird nicht lange dauern, bis du in mein Sprechzimmer kommst. Ich höre deine Schritte auf dem Gang. Ich spüre deine Angst und deine Erregung. Wenn auch dein Bewusstsein vergessen hat, wer ich bin, deine Seele, deine Körperzellen und dein Herz haben es nicht vergessen. Sofern du überlebst und diese Mitteilung hörst, wirst du wieder im Besitz all deiner Erinnerungen sein. Ich habe dir das Leben gegeben. Vergiss das nicht, Maria. Und vergiss auch die Stunde der Klapperschlangen nicht. Man darf auf keinen Fall schlafen, wenn die Klapperschlangen aus ihren Löchern gekrochen kommen.«
    Ein leises Geräusch. Daddy drückt auf einen Knopf. Die Tür öffnet sich. Parkettdielen knarren. Maria erinnert sich jetzt, dass Daddy telefonierte, als sie hereinkam, und ihr mit einer Handbewegung bedeutet hatte, näher zu treten. Erneut erklingt die Stimme des Mörders aus dem Hörer. Er flüstert, während er Maria betrachtet. Er lässt sie nicht aus den Augen.
    »Eine letzte Frage, bevor ich auflege, um mich dir zuzuwenden: Ist es dir gelungen, die Kinder aus dem Waisenhaus in Rio zu retten? Nein. Natürlich nicht.«
    Daddys Stimme wird leiser. Mit einem Lächeln fordert
er sie auf, im Sessel Platz zu nehmen. Dann ein Knacken. Er hat aufgelegt.
    Maria bückt sich, um die Blätter aufzuheben, die ihr zu Boden gefallen sind. Obwohl sie die Augen fest zusammenkneift, sieht sie die von Schmutzflecken starrenden Wände einer Elendsbehausung in den Favelas von Rio. Sie öffnet eine Tür. Es ist heiß. Der Raum ist so groß, dass sie kaum die gegenüberliegende Wand erkennen kann. Durch winzige verdreckte Fenster kommt ein wenig Sonnenlicht herein. Die Gitter davor zerschneiden es in schmale staubige Streifen. Maria geht durch die Reihen von Eisenbetten. Halb geöffnete kleine Hände kommen unter den Laken hervor. Abgemagerte Gesichter scheinen ihr zuzulächeln. Auf den Nachttischen stehen Becher, denen ein Geruch nach Fäulnis und nach Sodawasser mit Fruchtsirup entströmt. Maria setzt sich auf das hinterste Bett und nimmt ein kleines, bleiches und entsetzlich dürres Mädchen in die Arme. Der Kleinen aus dem letzten Bett ist es gelungen, ein Bein freizustrampeln. Ein Rest des Getränks läuft ihr über das Kinn und die Kehle. Sie hat sich gewehrt, um nicht davon trinken zu müssen. Ihre Haut ist noch

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