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Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie

Titel: Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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verstörtes Mädchen, von dem niemand etwas wissen wolle, weil sie Entsetzliches durchgemacht habe. Der Mann vom FBI habe hinzugefügt, das Mädchen gehöre einem Zeugenschutzprogramm an, weshalb niemand wissen dürfe, wer sie sei oder woher sie komme. Das Ehepaar Parks habe den Bedingungen zugestimmt, und drei Tage später sei das Mädchen ins Haus gekommen.
    Maria geht zum nächsten Blatt über. Einige Monate später, heißt es da, habe ihre Mutter versucht, mehr in Erfahrung zu bringen. Mit viel Mühe habe sie schließlich festgestellt, wer Marias wirklicher Vater war, ein gewisser Anthony Gardener. Bei Marias Geburt habe er gerade sein Psychologiestudium beendet gehabt und in einem abgelegenen Haus am Ortsausgang von Phoenix in Arizona gelebt, wo er seine Praxis eingerichtet habe. Viel mehr sei über ihn nicht in Erfahrung zu bringen gewesen, außer dass er seine Frau umgebracht habe, als Maria ein Jahr alt war, und er dann verschwunden sei. Die Polizei habe vergeblich nach ihm gefahndet, und Maria sei dem Ehepaar Kransky übergeben worden.
    Das letzte Blatt. Janet Parks endet ihren Brief mit der Erklärung, es sei ihr selbst nicht recht, dass sie all das schreibe, doch nehme sie an, dass sie kein Recht habe, Maria diese Dinge zu verschweigen. Sie hat ein Foto Gardeners beigefügt. Sie schließt mit dem Hinweis, dass der Mann vom FBI sicher äußerst aufgebracht wäre, wenn er etwas von diesem Brief wisse, aber man könne an der Situation nun einmal nichts ändern.
    Eine Welle von Ekel überflutet Maria. Erneut sieht sie die groben, trübseligen Gesichter der beiden Kranskys in Boston vor sich, die Abgründe und das kleine zwischen Schnellstraße und Bahnlinie eingequetschte Haus. Mit seitlich
ausgestreckten Armen balanciert sie an der Bordsteinkante entlang. Daddys Auto streift sie. Der Geruch nach Zigarre kommt aus dem halb geöffneten Autofenster. Er überdeckt einen anderen, den Maria kennt. Es ist ein vertrauter, ferner Geruch, der weit in die Vergangenheit reicht. Jetzt hat sie ihre allererste Erinnerung wiedergefunden. Es ist eher eine Empfindung als eine Erinnerung.
    Ein Haus am Rande der Wüste. Sie ist ein Jahr alt. Sie liegt in ihrer Wiege. Durch das einen Spaltbreit geöffnete Fenster kommt das strohfarbene Licht der Sonne herein. Man könnte das Fenster für ein offenes Auge in der Haut der Hauses halten. Maria betrachtet das über ihr hängende Mobile, das in der heißen Luft tanzt. Während sie nach ihrem Plüschkaninchen greift, erstarren ihre Hände mitten in der Bewegung. Sie hat etwas gesehen, das sich durch das Auge in der Wand hereinwindet, hat gehört, wie es zu Boden gefallen ist. Es bewegt sich langsam vorwärts und macht dabei ein rasselndes Geräusch. Es ist etwas von draußen, das hier drinnen nichts zu suchen hat. Das rasselnde Geräusch nähert sich der Wiege. Das Lebewesen ist lang und kräftig, es windet sich langsam empor. Von panischer Angst erfasst, stößt Maria ein Keuchen aus. Der Kopf des Wesens taucht in ihrem Gesichtsfeld auf: ein schuppiges Dreieck mit kalten Augen, die sie anstarren. Als es auf die Matratze fällt, gibt es ein lang gezogenes Pfeifen von sich. Es sucht die Kühle. Mit seiner kleinen bösen Zunge streift es die Fußknöchel des Säuglings. Es hat Hunger und empfindet die Gerüche, die der Matratze entströmen, als angenehm. Maria versucht, die Füße so weit wie möglich an ihre Hände heranzuziehen. Das Wesen öffnet sein Maul. Gerade als es vorschnellen will, fährt eine riesige Hand blitzschnell an Marias Augen vorüber. Der Riese ist zurückgekehrt. Der Riese ist da. Maria atmet seinen Geruch nach Eau de Cologne ein, während sich seine Finger
um den Hals des Wesens schließen. Man hört es knacken. Das Wesen wird schlaff. Es fällt zu Boden. Das Gesicht des Riesen wird sichtbar. Maria kann seine Augen nicht sehen, nimmt aber seinen Geruch wahr. Seine Stimme lässt die Luft erzittern: »Die Stunde der Klapperschlange, Maria. Vergiss das nicht: Man darf auf keinen Fall schlafen, während die Klapperschlangen aus ihrem Versteck kriechen.«
    Vor dem Koffer kniend öffnet Maria die Augen erneut und nimmt das Foto aus dem Umschlag. Es ist alt, von den Jahren gebräunt. Ein Mann sitzt auf der Veranda eines hübschen Hauses, dessen Garten an die Wüste grenzt. Anthony Gardener trägt einen Leinenanzug und hält eine Klapperschlange in der Hand, die er soeben getötet hat. Maria spürt, wie der Boden unter ihren Füßen zu schwanken beginnt. Das Lächeln des

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