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Die Brut hinter der Mauer

Die Brut hinter der Mauer

Titel: Die Brut hinter der Mauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Widerlich.« Die dunkelhaarige Linda drehte sich auf der Stelle um und verließ die Hütte.
    »Blöde Gans«, murmelte Johnny hinter ihr her. Er wartete noch eine Weile, bevor er ebenfalls ins Freie ging. Lehrer und Schüler hatten sich auf der Lichtung versammelt. Sie würden über das weitere Programm reden wollen, und Johnny mußte ebenfalls hin und zuhören.
    Linda wartete trotzdem auf ihn. Johnny verdrehte die Augen, als er ihre roten Hosenbeine sah. »Mußt du mir immer hinterherrennen?« beschwerte er sich.
    »Ich habe nur gewartet.«
    »Und weiter?«
    »Nichts weiter.« Linda grinste. »Jetzt hören wir uns an, was der Pauker da zu…« Sie sprach nicht weiter und gab unartikulierte Laute von sich. Dabei drehte sie sich nach rechts und streckte den rechten Arm aus. Der Finger zeigte auf eine Lücke zwischen den Bäumen und dorthin, wo sich der Sumpf ausbreitete.
    »Was ist denn?« fragte Johnny.
    »Das… das darf nicht wahr sein! So etwas gibt es nicht. Ich… ich glaube, ich spinne.«
    Nein, sie hatte nicht gesponnen. Auch Johnny sah das Unwahrscheinliche, das Unglaubliche. Sie waren die einzigen Zeugen, denn die anderen achteten nicht auf den Bus.
    Obwohl kein Fahrer hinter dem Lenkrad saß, hatte sich der Bus in Bewegung gesetzt. Und nicht nur das, er rollte direkt auf den Sumpf zu…
    ***
    »Neiiinnnn!« Lindas Schrei gellte wie der Klang einer Sirene durch die Stille und erreichte auch die Ohren der übrigen Schüler. Sie lief ihnen und dem Lehrer bereits entgegen, wobei sie mit dem hin-und herzuckenden Finger auf den Bus wies, von dem immer mehr in den grünbraunen Tiefen verschwand.
    Dann erst drehten sich die anderen um. Sekundenlang waren sie stumm, dann brach es aus ihnen hervor.
    Plötzlich redeten alle durcheinander. Vier Schüler liefen auf den Bus zu, als wollten sie ihn stoppen.
    Erst die laute Stimme des Lehrers holte sie zurück, denn sie liefen Gefahr, ebenfalls zu versinken.
    Unternehmen konnten sie nichts. Sie mußten mit ansehen, wie der Bus allmählich verschluckt wurde.
    Auch Johnny hatte die Gruppe mittlerweile erreicht. Er war ebenso weiß im Gesicht wie die anderen, die für diesen Vorgang keine Erklärung hatten.
    Einer meinte: »Da war bestimmt die Handbremse los.«
    »Na und? Der Bus stand auf flachem Gelände.«
    »Wieso konnte er dann fahren?«
    »Dämonen!« flüsterte ein Mädchen. »Hier soll es doch Dämonen geben, wie wir hörten.«
    Niemand lachte über die Bemerkung. Die Schüler standen unbeweglich auf dem Fleck, und manch einer von ihnen spürte die Gänsehaut auf seinem Rücken.
    Selbst Dick Chilmark wirkte so, als hätte er sich am liebsten verstecken wollen. Er hatte den Kopf eingezogen und atmete scharf durch die Nase. Irgendwie wirkte er hilflos, so wie alle anderen auch. Der Sumpf kannte keine Gnade. Der hätte auch Panzer und Flugzeuge verschlungen, wären ihm diese angeboten worden. Dort, wo die Schüler standen, war es still. Kommentare wurden nicht mehr gegeben. Sie lauschten dem Schmatzen, dem Gurgeln, diesen urwelthaften Geräuschen, die vom Sumpf herzu ihnen drangen, eine Begleitmusik des Todes, die das Verschwinden des Busses begleitete. Ab und zu sah es so aus, als wollte er sich noch einmal aufbäumen, doch die Fangarme ließen ihn nicht mehr los.
    Mit dem Heck ragte er noch in die Höhe. Dann war es, als würde der Sumpf noch einmal Atem holen, um sich zu einem letzten Schlingen bereit zu machen.
    Noch einmal vernahmen sie das Schmatzen. Eine lautstarke Warnung, die keiner der Schüler überhörte.
    Und einige Sekunden später gab es den Bus nicht mehr. Da starrten sie auf eine leere braungrüne Fläche, auf der die letzten Wellen ausliefen. Das Schweigen blieb, ebenso wie die Furcht auf den jungen Gesichtern. Johnny Conolly bewegte sich. Er trat neben seinen Lehrer, ohne ihn anzusprechen. Die Stirn des Jungen war gewölbt, ein Zeichen bei ihm, daß er scharf nachdachte.
    Was hier geschehen war, konnte mit den normalen Gesetzen der Physik wohl nicht erklärt werden. Auf diesem Gelände, über das man sich Legenden erzählte, mußte eine Kraft herrschen, die von Menschen nicht unter Kontrolle gebracht werden konnte. Es war schlimm, dieser Bus war von allein losgefahren, ohne daß der Weg abschüssig gewesen wäre. Allein diese Tatsache bewies, daß etwas nicht stimmte. Auch Johnny war durcheinander. Er hätte am liebsten seinen Vater und seinen Onkel bei sich gehabt, die jedoch lebten in London, viele Meilen entfernt und waren auch telefonisch nur

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