Die Brut hinter der Mauer
erreichbar, wenn Johnny in das nächste Dorf ging. Das wieder würde eine lange Wanderschaft bedeuten.
Vielleicht hätte Malcolm mehr gewußt. Der würde sich wundern, wenn er zurückkehrte und den Bus nicht mehr vorfand. Vielleicht hätte Malcolm auch mehr sagen oder erklären können, denn er hatte die Geschichte von den Dämonen erzählt.
Was lauerte hier?
Auch über Johnnys Arme strich eine Gänsehaut, als er in den sonnigen Dunst über dem See schaute. Die Stille gefiel ihm nicht. Der Wald wirkte unheimlich. Das Tal des Unheils hatte man dieses Gebiet genannt. Sehr zu Recht, wie sie nun selbst erlebt hatten.
»Wie kommen wir denn jetzt nach Hause?« fragte ein Mädchen, das ziemlich weit vorn stand.
»Wir werden wohl zu Fuß gehen müssen«, erwiderte Dick Chilmark.
»Eine andere Chance haben wir nicht.«
Die Gesichter der Schüler drehten sich ihrem Lehrer zu, der einen rat-und hilflosen Eindruck machte und sich überhaupt nicht in seiner Rolle wohl fühlte.
»Wohin denn gehen?«
»Zumindest, bis wir den nächsten Ort erreichen. Dort können wir dann einen Ersatzbus chartern, denke ich. Allerdings müßten wir abwarten, bis Malcolm zurückkehrt.«
»Wie lange kann das dauern?«
»Keine Ahnung.« Chilmark war ehrlich. »Ich weiß nichts. Ich kenne mich hier nicht aus. Malcolm wollte nur Holz für ein Lagerfeuer suchen. Lange kann er nicht wegbleiben.«
»Vielleicht hat er gesehen, wie sein Bus versunken ist«, meldete sich die blonde Gaby aus dem Hintergrund. »Wenn er am Sumpf geblieben ist, bestimmt.«
Dick Chilmark nickte. »Ja, das ist durchaus möglich. Warten wir mal ab. Jedenfalls kennt er sich in dieser Gegend aus, denn er ist nicht weit von hier entfernt aufgewachsen. So, Freunde, jetzt wollen wir nicht mehr über unser Pech nachdenken und das hier als ein Abenteuer der besonderen Art ansehen. Einverstanden?«
So recht wollte kein Funke überspringen. Die Zustimmung oder Begeisterung hielt sich doch sehr in Grenzen, was der Lehrer durchaus verstehen konnte.
Als er sich umdrehte, schaute er in das Gesicht des Johnny Conolly. Ihm fiel der nachdenkliche Ausdruck des Jungen auf.
»Ist was, Johnny?«
»Nein, was sollte sein?«
»Komm mal mit.« Sie gingen einige Schritte zur Seite, bis sie außer Hörweite waren. »Du machst dir deine eigenen Gedanken über den Fall, wie mir scheint.«
»Wie kommen Sie darauf?«
Chilmark strich durch seinen Bart. »Ich will nicht gerade sagen, daß ich dich gut kenne, Johnny, aber ich habe einiges von dir gehört. Das heißt, ich sprach hin und wieder mit deinen Eltern über gewisse Vorfälle, die bei euch geschehen sind. So ganz wollte keiner mit der Sprache heraus. Dein Vater und deine Mutter ergingen sich stets in Andeutungen, so mußte ich mir mein eigenes Bild machen. Kann es sein, daß eure Familie ein Geheimnis umgibt?«
Da wollte Johnny nicht zustimmen. »Nein, doch kein Geheimnis! Wir sind eine völlig normale Familie, Mr. Chilmark. Das müssen Sie mir glauben.«
Er nickte. »In gewisser Hinsicht seid ihr schon eine normale Familie. Nur habe ich den Eindruck, daß du über gewisse Dinge mehr weißt als alle anderen von uns, mich eingeschlossen.«
»Was soll ich sagen?«
Dick Chilmark legte eine Hand auf die Schulter seines Schülers.
»Johnny, hör mir zu. Kann das, was hier geschehen ist, einen anderen Grund gehabt haben als nur ein Versagen der Technik?«
Johnny schaute zu Boden. Natürlich wußte er, worauf der Lehrer hinauswollte. Er hütete sich, eine konkrete Antwort zu geben. Es wurde sowieso schon zuviel geredet, und er wollte auf keinen Fall derjenige sein, der irgendwelchen Gerüchten neue Nahrung gab. »Ich weiß nicht, was Sie damit sagen wollen, Mr. Chilmark?«
»Technik schließe ich so gut wie aus. Kann es eine andere Kraft gewesen sein? Eine Kraft, die wir nicht begreifen können? Die mehr ist als alles, was wir kennen?«
»Das ist schwer.«
»Johnny, bitte.«
»Es tut mir leid, ich weiß es auch nicht.« Er blickte seinem Lehrer ins Gesicht. »Wir sollten warten, bis Malcolm zurückkehrt. Wenn der die Gegend kennt, dann weiß er auch, was hier läuft. Davon bin ich überzeugt, der kennt sich aus.«
»Ja, ja«, stöhnte Chilmark die Antwort. »Irgendwo hast du schon recht, mein Junge.« Er nickte sich selbst zu. »Warten wir also, bis Malcolm zurückkehrt. Hoffentlich bald.«
Johnny nickte. »Lange kann es nicht dauern.«
Dick Chilmark warf ihm noch einen seltsamen Blick zu, bevor er zu den anderen Schülern
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