Die Brut hinter der Mauer
ihn war die Welt untergegangen.
Die beiden Gestalten aber arbeiteten sehr geschickt. Sie räumten den Weg frei und hoben den Bewußtlosen an. Dann marschierten sie mit ihm los.
Irgendwann, das Zeitgefühl hatte Malcolm längst verloren, kam er wieder zu sich.
Zunächst konnte er sich an nichts erinnern, er hatte nur den Eindruck, sich auf einem Boot zu befinden, das hin-und herschaukelte. Bei jeder Bewegung zuckte es wieder durch seinen Schädel, die Schmerzen empfand er als wütende Bisse.
Weshalb lag er auf einem Boot. Hatte man ihn auf den Sumpftümpel hinausgefahren?
Bis er die volle Wahrheit erkannte, verging wiederum Zeit. Die Wahrheit wollte er immer noch nicht wahrhaben. Er hing über der Schulter einer dieser beiden Gestalten, die ihn überwältigt hatten, nahm den Geruch nach altem Wasser und Moder wahr und schlug fast bei jedem Schritt mit dem Gesicht gegen den Rücken.
Die zweite Gestalt schritt hinter ihm her. Manchmal sah er die feuchten, mit Algenschleim bedeckten Hosenbeine und auch die zerfetzten Schuhe, die zwei Füße umspannten.
Was die beiden mit ihm vorhatten, darüber konnte er nicht einmal spekulieren. Wie er die Sache sah, lief es auf eine Entführung hinaus. Nur — was hatten sie davon?
Man schleppte ihn weiter. Trotz der schaukelnden Bewegungen versuchte Malcolm, den Kopf zu drehen. Nur so konnte er erfahren, wo sie ihn hinbrachten.
Erblickte nach rechts.
Sein Sichtfeld war relativ frei. Sie schritten nicht durch den dichten Wald, mehr an dessen Rand entlang, der parallel zum Sumpftümpel verlief. Der Fahrer sah das grünbraune Wasser und auch den Schilfgürtel, der das Ufer kennzeichnete. Eigentlich hatten sie den tückischen Sumpf schon hinter sich gelassen. Malcolm wußte, daß es in dieser Gegend kaum etwas anderes als Buschwerk, Wald und Unterholz gab. Was hätte er hier sollen?
Ein Grab finden!
Trotz der Schmerzen kam ihm der Gedanke klar und scharf. Wenn sie ihn in dieser gottverlassenen Gegend verscharrten, würde kein Hahn nach ihm krähen. Da konnten Trupps suchen, bis sie schwarz wurden. Wahrscheinlich würde man sowieso annehmen, daß ihn der Sumpf verschluckt hatte. Und wer waren die beiden Gestalten, die sich bewegten wie Menschen, wobei er allerdings nicht glaubte, daß es sich um Menschen handelte, denn er hörte kein Atmen.
Malcolm sah sich nicht gerade als Leichtgewicht an. Wer eine Person wie ihn über der Schulter trug, der mußte einfach schneller atmen oder anfangen zu keuchen.
Er hörte nichts, und Menschen, die nicht atmeten, gab es nicht. Es sei denn, bei ihnen handelte es sich um Zombies.
Als ihm dieser Name einfiel, schrillte im Kopf die Alarmglocke. Zombies, Untote, vielleicht Dämonen. Möglicherweise waren die, die sich so lange versteckt gehalten hatten, wieder erschienen, um sich auf furchtbare Art und Weise zu rächen.
Komisch, in diesen Augenblicken dachte er nicht so sehr an sich als an die Schüler. Wenn seine Befürchtungen eintrafen, befanden sie sich in einer wahnsinnigen Gefahr.
Vergessen waren auch die Schmerzen. Er mußte etwas tun, raus aus dieser Klammer.
Leichter gedacht als getan. Der Arm des Unholds hielt ihn eisenhart fest. Wenn Malcolm die Augen weit öffnete, konnte er den Boden kaum erkennen, da Einzelheiten seinen Blicken entrissen wurden. Er schlug.
Es war schon lächerlich, wie er versuchte, in Wadenhöhe zwischen die Beine der Gestalt zu greifen, um diese zum Stolpern zu bringen. Ein vergebliches Unterfangen, der Zombie schleppte ihn weiter, auch ohne nur einmal anzuhalten.
Noch immer stand die Sonne am Himmel. Dabei hieß es doch, daß Zombies Geschöpfe der Nacht wären. Diese hier konnten sich auch tagsüber bewegen. Sie gingen weiter mit ihrer Beute in ein Gebiet hinein, das sich im Vergleich zur Umgebung des Sumpfes verändert hatte, denn aus dem Boden stiegen die Schwaden hervor.
Zunächst glaubte der Fahrer an einen normalen Nebel, bis er erkannte, daß dünne Bodenspalten diesen nebelartigen Dampf entließen, der immer mehr Nachschub bekam und sich ausbreitete, so daß er schon bald einen wolkenartigen Teppich gebildet hatte.
Natürlich kamen in den Sagen und Legenden auch andere, fremde Welten vor. Malcolm hatte oft genug von ihnen gehört, auch darüber gelesen, jedoch nie so recht daran glauben können — bis zu dieser Minute. Da kam er sich vor wie auf einem fremden Planeten. Zu dritt erreichten sie das Zentrum des Nebels, und plötzlich blieb die Gestalt stehen.
Malcolm schaukelte noch zwei-dreimal
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