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Die Brut

Titel: Die Brut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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gewesen, ihrer Tochter einen der winzigen, diagonal über den Vorderkopf laufenden
Cornrow
-Zöpfe neu zu flechten. Dabei hatte sie etwas von
white bitches
gemurmelt, und
no idea

    »Wie sieht es bei Ihnen aus? Wollen Sie selbst Kinder?«
    »Oh, ja. Auf jeden Fall. Am liebsten zehn.«
    Tessa rutschte auf ihrem Stuhl ein Stück nach vorn. Bei den letzten Sätzen der Pantherin war etwas passiert. Es war nichts Großes gewesen, aber sie war sicher, dass die Stimme der Pantherin zu zittern begonnen hatte.
    »Und haben Sie schon konkrete Pläne, wann Sie das erste Kind kriegen wollen?«
    Die Pantherin griff zur Seite, trank einen Schluck aus dem Wasserglas.
»Oh no.
Im Moment ist das zu früh. Ich bin so mit meiner Karriere beschäftigt. Mein Album ist gerade erschienen, ich werde den ganzen restlichen Winter auf Tour sein.«
    Tessa wusste, dass sie jetzt nicht nachgeben durfte. Nuala hatte sich scheinbar wieder gefangen, doch hinter diesem Thema lauerte etwas, das sie ans Licht holen musste.
    »Sie sind seit einem halben Jahr mit Chris Mattner zusammen, dem Basketballspieler. Ist er der Mann, mit dem Sie Kinder wollen?«
    »Ich liebe Chris. Oh, ja. Chris ist der perfekte Vater.«
    »Könnten Sie sich auch vorstellen, Ihre Kinder ohne Vater großzuziehen? So, wie es Ihre Mutter getan hat?«
    Wieder streckte Nuala ihre schöne schmale Hand mit dem schlichten Brillantring nach dem Wasserglas.
    »Oh,
come on
, wollen wir nicht über etwas anderes reden?«
    »Ich spüre einen großen Schmerz bei Ihnen, wenn ich Sie auf dieses Thema anspreche. Hat es vielleicht doch damit zu tun, dass Sie Ihren Vater vermissen?«
    Was folgte, geschah sehr schnell und sehr chaotisch. Nuala sprang auf, das Wasserglas fiel zu Boden, der Alarm, wenn der Gast sich zu sehr aufrichtete, ging los. Die schwarze Pantherin hatte ihre beiden nackten Arme um den schlanken, im rosa Ledercatsuit steckenden Körper geschlungen und blitzte Tessa an, als wolle sie auf sie losgehen.
    »
I don’t fucking miss my father. I don’t fucking miss anyone

    Die Aufnahmeleiterin erschien im selben Moment an der Bühnenseite wie Nualas Manager. Tessa sah, dass auf den Kameras noch immer die roten Lampen leuchteten, das Publikum wagte nicht einmal zu tuscheln.
    »Nuala. Es tut mir Leid, wenn ich Ihre Gefühle verletzt habe. Das war nicht meine Absicht.«
    »
Fuck
Absicht.« Die Tränen strömten über Nualas Gesicht. »
Fuck
.« Ein Schluchzen erschütterte den schmalen Körper.
    Der Manager, ein klein gewachsener Mann mit platinblond gefärbten Haaren, kam und reichte Nuala als erstes ein Taschentuch. Tessa verstand nur undeutlich, was er sagte, so leise sprach er auf sie ein, aber es musste etwas sein im Sinne von:
Alles ist cool, Baby, du kannst aufhören, wenn du nicht weiter willst
.
    Tessa warf der Aufnahmeleiterin einen fragenden Blick zu. Die machte ein Zeichen, die Sache erst einmal laufen zu lassen. Von rechts kam Nualas Mutter mit einer für ihre Körperfülle erstaunlichen Behändigkeit auf die Bühne gestürmt. Sie stieß den Manager zur Seite und packte ihre Tochter an den Schultern.
    »
What’s goin’ on, Sugar

    »
I don’t know. I can’t go on. I can’t

    »
Sure you can

    »
No-ho

    »
You go on. And stop crying. Okay

    Die Mutter griff nach dem Kinn ihrer Tochter und drehte es so, dass diese ihr in die Augen schauen musste.
    »
Okay

    Sie wischte ihrer Tochter mit dem Daumen, an dem ein drei Zentimeter langer, hellblau-silber lackierter Fingernagel klebte, die Tränen aus dem Gesicht.
    »
Okay

    »
Okay
«, sagte Nuala leise.
    »
Here we go, Sugar

    Die Mutter gab Nuala einen leichten Klaps auf die Backe.
    »
Make-up
!« Sie schnipste in die Richtung, in der Wiebke mit Puderquaste, Wattestäbchen und Lidschatten bereitstand. Die Maskenbildnerin schoss heran und bemühte sich, unter den strengen Augen der Mutter Nualas Make-up wieder einigermaßen zu richten.
    »
I’m so sorry
«, sagte Nuala, nachdem alle, die nicht auf die Bühne gehörten, die Bühne wieder verlassen hatten, und versuchte zu lachen.
    »Das ist in Ordnung. Absolut in Ordnung.« Die Szene hatte Tessa so fasziniert, dass sie ganz vergessen hatte, ob der scheiternden Sendung in Panik zu geraten. »Nehmen Sie sich alle Zeit, die Sie brauchen.«
    »
No, it’s okay
.
But
–« Nuala setzte sich auf, obwohl sie sich eben erst wieder eingeräkelt hatte. Ihr Blick suchte die Kamera. »
I have to confess something
… Meine Fans sollen es wissen …«
    Im

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