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Die Brut

Titel: Die Brut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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Schoß.
    »Reg dich nicht auf. Du bist klug genug, selbst zu wissen, dass ich für den Notfall vorsorgen muss. Keine Versicherung der Welt zahlt, wenn wir eine Sendung ausfallen lassen müssen, weil du mit vorzeitigen Wehen im Krankenhaus liegst.«
    »Du hättest mich fragen müssen.«
    »Tessa.« Ungeduldig steckte sich Attila ein weiteres Stück Baguette in den Mund. »Mach bitte kein Drama draus. Bleib einfach auf’m Damm, krieg dein Kind an dem Tag, an dem du’s kriegen sollst, dann ist alles phantastisch.«
    »Entschuldige mich.« Mühsam rückte Tessa vom Tisch zurück. Ihr Stuhl machte auf dem Steinfußboden ein hässliches Geräusch. Zum Glück musste sie in diesem Restaurant keine Treppen steigen, um zu den Toiletten zu kommen. Die Stiefel, die letzte Woche noch so wunderbar gepasst hatten, quetschten ihre Zehen schmerzhaft zusammen. Sie betrat den Vorraum und stützte sich auf eins der Waschbecken. Nur von den wenigen Schritten war sie außer Atem.
    Verrat
. Mehr konnte sie nicht denken.
Verrat
.
Attila, wie kannst du mir das antun? Nach den drei Komma eins vier Millionen
.
    Tessa schloss sich in einer der Klokabinen ein. Schwerfällig ging sie in die Hocke und versuchte, sich über die Schüssel zu beugen. Obwohl sie den Finger tief in den Hals steckte, kam nichts. Die Leber war schlecht gewesen. Das blonde Gift würde alles tun, um sie außer Gefecht zu setzen. Was hatte sie gesagt, als sie sich von Attila verabschiedet hatte:
Bis bald?
    Tessa ging in den Vorraum zurück und spritzte sich Wasser ins Gesicht.
    Jetzt, wo alles angefangen hatte, sich so gut zu ergänzen. Seit der Geschichte in
Now!
war Attila zum größten Fan ihrer Schwangerschaft geworden. Wie konnte er ihr jetzt so in den Rücken fallen. Das blonde Gift würde ihr Pralinen mit einem Wehenmittel zuschicken, nur damit sie die letzten Sendungen übernehmen konnte. Ab sofort durfte sie nur noch Dinge essen, von denen sie sicher sein konnte, dass das blonde Gift sie nicht berührt hatte.
    Tessa stöhnte auf. Der Kleine hatte ihr einen heftigen Tritt gegen die Rippen verpasst. Sie schaute sich nach einem Sessel oder einer Liege um. Nichts. Nur Waschbecken. Und die Klokabinen.
    Der Kleine trat ein zweites Mal zu.
    »Hey! Lass das!«
    Im Spiegel sah Tessa, dass die Wimperntusche an ihrem rechten Auge ein wenig verlaufen war. Es musste von dem Wasser sein, dass sie sich eben ins Gesicht gespritzt hatte. Tessa schaute sich um. Kosmetiktücher gab es auch keine. Sie öffnete ihre Handtasche, holte eine Packung Papiertaschentücher heraus und beugte sich ein wenig näher an den Spiegel heran, um die verschmierte Farbe besser abwischen zu können.
    Tritt.
    Tessa ließ das Taschentuch ins Waschbecken fallen und fasste mit beiden Händen nach ihrem Bauch. So schlimm hatte er noch nie getreten. War er krank? Sie versuchte ein paar Mal tief ein- und auszuatmen. Was hatte Elena ihr gesagt?
Dein Kind spürt, wenn du dich verkrampfst. Gib ihm Ruhe. Entspann dich.
    Tritte. Noch mehr Tritte. Diesmal direkt in den Magen. Die Übelkeit, die sich bis eben noch verschanzt hatte, schoss empor. Während Tessa sich in eins der feuerwehrroten Waschbecken übergab, stürmten Bilder aus Filmen auf sie ein, Gesichter mit panikgroßen Augen, Schwenk nach unten, aufplatzende Bauchdecken, tentakelige Monster, die kreischend im Dunkeln verschwanden.
    »Hör doch auf! Verdammt! Hör auf!« Mit der flachen Hand schlug sie einmal kräftig gegen ihren Bauch. Sofort wurde es ruhig. Tessa lauschte in sich hinein. Nichts mehr. Aus der benachbarten Küche drang das Klappern von Tellern und anderem Geschirr.
    Sie spülte den Mund mit kaltem Wasser aus. Und versuchte, nicht in das Waschbecken zu gucken. Es war nicht ihre Schuld. Ein Restaurant-Waschraum, in dem es keine Liege gab, hatte nichts anderes verdient. In ihrem Bauch blieb alles ruhig.
    »Hallo?« Sie legte das Kinn auf die Brust und sagte noch einmal leise: »Hallo?«
    Nichts. Ihr Kind regte sich nicht mehr. Von der einen Sekunde auf die andere still geworden.
    Es ist normal. Es bedeutet nichts. Er hat sich einfach beruhigt.
    Vorsichtig schob Tessa ihr Hemd hoch und streichelte die Stelle, die sie eben geschlagen hatte. »Entschuldige. Es tut mir Leid«, flüsterte sie. »Es tut mir Leid.«
    »Ja, es ist wichtig, dass man mit ihnen spricht.«
    Tessa stieß einen Schrei aus.
    Die Frau, die die Tür zum Waschraum geöffnet hatte, lächelte. »Ich wollte Sie nicht erschrecken. Machen Sie nur weiter. Sprechen Sie mit

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