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Die Brut

Titel: Die Brut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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Küche zurückgekommen war, ging auf Katharina zu und gab ihr die Hand. Zum ersten Mal fiel Tessa auf, dass er immer so ging, als ob er die Hände in den Hosentaschen hätte. »Freut mich. Du bist sicher die, die immer auf Victor aufpasst.«
    »Die bin ich.« Katharina lächelte slawisch.
    »Ich arbeite in Tessas Redaktion«, sagte Ben und machte mit dem Korkenzieher eine unbestimmte Bewegung in Richtung Tessa.
    »Ehrlich? Du siehst aus wie ein Student.« Das slawische Lächeln wurde noch breiter. Tessa sah Ben unter der braunen Strubbelfrisur erröten.
    »Ich denke, es reicht, wenn du morgen so gegen elf kommst«, sagte sie zu Katharina. »Ich nehme Victor mit zum Laufen.«
    »Wird Sebastian am Wochenende zurück sein?«, fragte Katharina und lächelte immer noch.
    »Ja.« Tessa sah sie an mit Blicken, die keinen Zweifel daran ließen, dass sie das Gespräch für beendet hielt.
    »Dann gehe ich jetzt«, sagte die Kinderfrau. »Eine schöne Nacht wünsche ich euch.«
    »Tschüss.«
    »Gute Nacht.«
    Das Surren der hinabfahrenden Kabine war das einzige Geräusch, nachdem sich die Fahrstuhltüren hinter Katharina geschlossen hatten.
    »Machst du den Wein auf?«, beendete Tessa das Schweigen.
    »Ja. Klar.« Unbeholfen versuchte Ben, mit der Spitze des Korkenziehers die Folienkappe einzuritzen. »Das ist ja super, dass du so eine hast, auf die du dich verlassen kannst.«
    »Ohne Katharina würde das alles nicht gehen.«
    »Ich glaub, ich will später mal mindestens drei Kinder haben.« Ben hatte die Folie komplett vom Flaschenhals entfernt und schaute sich nach einem Ort um, wo er sie ablegen konnte. »Kinder sind was Tolles.«
    »Leg’s einfach da auf den Tisch.«
    »Ich bewundere das total, wie du das hinkriegst, mit dem Job und dem Kleinen und alles. Kann er eigentlich schon laufen?«
    »Gott sei Dank noch nicht. Er ist gerade ins Krabbelalter gekommen, das ist schlimm genug. Bis in Kniehöhe kannst du nichts mehr rumliegen lassen.« Tessas Blick machte die Runde. Die zugestöpselten Steckdosen. Ein schwacher Ring, dort, wo einmal der Oleander gestanden hatte. Keine Vasen. Keine Kabel. Die untersten Regale waren ausgeräumt. Schaumgummipolster, mit Angelschnur um die scharfkantigen Couchtischbeine gewickelt. Eine Wohnung ohne Unterleib.
    »Also, ich finde das total cool, mit welchem Speed die durch die Wohnung krabbeln. Meine Schwester, die hat auch eine Kleine, da mach ich manchmal Babysitter. Total süß.«
    Ben hatte die Flasche endlich entkorkt, er schenkte ein Glas ein, gab es Tessa und ging daran, das Pizzastück in der Mitte durchzuschneiden.
    »Ich möchte nichts, danke«, sagte Tessa, als Ben ihr das Stück, das er auf eine Serviette gelegt hatte, hinhielt.
    »Hey, du musst was essen.«
    »Ich habe keinen Hunger, ehrlich.«
    »Das sieht aber total lecker aus. Guck mal.« Er setzte sich neben Tessa aufs Sofa und spielte mit dem Pizzastück vor Tessas Gesicht Raumgleiter. »Mmh … Lecker … Lecker … Mmh.«
    »Ben. Bitte.« Tessa wandte den Kopf ab, um ihr Lächeln zu verbergen.
    »Entschuldige.« Ben rückte ein Stück von ihr weg und legte die Pizza auf den Tisch zurück. »Das tut mir Leid, ich wollte dich nicht –«
    »Ist schon okay.« Sie musste immer noch lächeln.
    Ben trank einen Schluck aus seiner Bierflasche. »Hat Attila in letzter Zeit mit dir eigentlich mal über die Quoten geredet?«
    »Nein, wieso?«, fragte Tessa, plötzlich alarmiert.
    »Ich mein nur, ich versteh’s nicht. Die Sendung ist super, ich finde, wir alle sind in diesem Jahr noch mal viel besser geworden. Ich versteh’s einfach nicht, wieso weniger Leute einschalten.«
    »Hat Attila was zu euch gesagt?«
    »Nein. Und das ist das nächste, was ich nicht verstehe. Im Januar oder so, da hatten wir ja diese Sitzung. Wo wir beschlossen haben, dass wir bei den Gästen noch populärer werden müssen, aber seitdem –« Ben zuckte mit den Schultern. »Und du willst wirklich nichts von der Pizza?« Er griff wieder nach dem Stück, das er abgelegt hatte.
    Tessa schüttelte ungeduldig den Kopf. »Vielleicht war die Sendung mit der Behrens ein Fehler«, sagte sie. »Das heißt, nicht die Sendung an sich. Die Tatsache, dass es die Behrens trotzdem nicht geschafft hat.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Ben kauend.
    »Ich hätte geglaubt, dass es sie rettet. Zu uns zu kommen.«
    Ben machte mit der freien Hand die Geste für
Moment noch
und kaute schneller. »Das war doch von vornherein klar«, sagte er, nachdem er seinen Mund endlich

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