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Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Titel: Die Buchmagier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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meinem Mann auf die Jagd, Friede seiner Seele. Nachdem Mike …« Ihre Schultern bebten. Mit gerunzelter Stirn sah sie Lena an. »Tut mir leid, was habe ich gerade gesagt?«
    Es war möglich, dass wir hier die frühen Anzeichen von Demenz sahen, aber ich hatte keine Spur von Unsicherheit oder Verwirrung gehört, als sie über Mikes Bock gesprochen hatte. Erst als Charles erwähnt worden war, hatte Margie zu straucheln begonnen.
    »Sie erzählten mir von Charles«, half Lena ihr behutsam. »Haben Sie ihn denn überhaupt gesehen, seit er aus Afghanistan zurückkam?«
    »Afghanistan?« Mit vor Tränen glasigem Blick sah sie Lena an. »Ich … was hat er getan? Hat Charles meinen Sohn genommen?« Die Tränen flossen jetzt ungehindert und strömten über ihre Wangen, aber ihre Worte waren ausdruckslos.
    »Wir wollen ihm ja nur ein paar Fragen stellen!«, beruhigte Lena sie.
    »Dürfte ich mal das Bad benutzen?«, fragte ich. Mit teilnahmslosem Gesicht blickte Margie zu mir auf, dann nickte sie. Ich ging durch den Flur zurück in ein Badezimmer, das in Orange und Schwarz ausgestattet war, den Farben der hiesigen Highschool. Ich setzte mich hin und nahm eine Taschenbuchausgabe der Odyssee heraus.
    Als ich zurückkam, schien Margie sich beruhigt zu haben. Sie beschrieb gerade das Verschwinden ihres Sohns Mike. »Wir wollten uns ein Spiel der Tigers ansehen. Wir gingen jedes Jahr zum ersten Heimspiel. Mike nahm immer seinen Handschuh mit – er wollte einen Ball fangen, mit dem ein Homerun geschlagen worden war … Aber es gelang ihm nie.«
    Sie schauderte und tupfte sich die Augen ab. »Er war vorgegangen, um den Wagen anzulassen. Die Polizei fand keine Hinweise auf ein Verbrechen.«
    »Sie ließen einen zwölfjährigen Jungen alleine loslaufen?«, fragte ich.
    Lena funkelte mich wütend an.
    »Wir hätten nie … wir haben doch nicht …« Ihre Stimme verlor sich, und ihr Blick schweifte in die Ferne.
    »Was mit Mike passiert ist, war nicht Ihre Schuld«, sagte Lena.
    Ich ging zu Margie hinüber, in der Hand ein Zweigchen Moly. »Das hier habe ich auf dem Boden gefunden. Vielleicht von einer Ihrer Handarbeiten?«
    In dem Moment, als sie das magische Kraut berührte, veränderte sich ihr ganzes Gebaren. »Er war nicht allein! Charles hatte gerade seine Fahrerlaubnis bekommen. Er und Mike …« Ihre Augen wurden rund, und die weißen Blütenblätter begannen zu welken, als sie den Zauber bekämpften, der ihre Erinnerungen umgeschrieben hatte. Sie starrte mich an. »Wer … was haben Sie mit mir gemacht? Wo ist Charles?«
    »Sie erinnern sich jetzt an ihn?«, fragte ich.
    »Natürlich erinnere ich mich an ihn! Ich …« Sie umklammerte ihren Kopf. »Wer seid ihr Leute? Ich will, dass Sie gehen! Verlassen Sie mein Haus!«
    Lena berührte sie am Arm. »Margie, Sie sind in Sicherheit! Wir versuchen, Ihnen zu helfen!«
    Margie schüttelte sie nicht ab, aber sie durchbohrte mich mit Blicken, als sei ich der Teufel persönlich, gekommen, um ihre Seele zu holen.
    Ich zog mich an die Tür zurück. »Ich warte im Wagen.«
    Wieder im Triumph, ließ ich Klecks aus seinem Käfig. Er flitzte auf die Windschutzscheibe hoch und drehte sich dann um und schaute mich an, als warte er ungeduldig auf den Beginn der Fahrt.
    »Charles Hubert kommt mit Zauberkräften aus Afghanistan zurück«, sagte ich langsam und versuchte, die Teile zusammenzufügen. »Er übertreibt es und wird am Ende besessen. So weit ergibt es Sinn. Ein Amateurlibriomant ohne jemanden, der ihn anleitet … aber wieso war er allein? Wieso haben die Pförtner ihn nicht gefunden?«
    Ich nahm mein Telefon heraus und rief Ponce de Leon an. Wenn jemand wusste, wie man unter dem Radar der Pförtner operierte, dann er. Vielleicht hatte er auch eine Idee, wie jemand urplötzlich magische Fähigkeiten entwickeln konnte. Sein Telefon schaltete auf die Mailbox. Ich hinterließ eine kurze Nachricht und wandte mich dann wieder an Klecks. Wenn sie nicht gerade Sachen in Brand steckte oder Runden lief, war die Feuerspinne ein ziemlich guter Zuhörer.
    »Vor zwei Jahren war Margie da, um ihren Sohn abzuholen, als er aus Afghanistan zurückkam. Zwischen damals und jetzt hat ihn jemand aus ihrer Erinnerung gestrichen.« Möglicherweise Charles selbst, um ein weiteres Hindernis für jeden zu errichten, der ihn zu finden versuchte. »Und dann fing er an, Pförtner umzubringen.«
    Nein, zuerst hatte er V-Day geschrieben. Ich nahm das Buch zur Hand und fing an, genauer zu lesen, versenkte mich in

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