Die Buchmagier: Roman (German Edition)
Zauber, sondern eine andere Präsenz, verzweifelt und hungrig.
Was, wenn Hubert dieses Ding gar nicht durch das Buch geschickt hatte? Was, wenn es bereits dort gewesen wäre, lebend in der Magie selbst? Weggesperrt. Was hatte Hubert gesagt? Alles läuft darauf hinaus, die Türen zu verschließen. Gefängnisse zu erschaffen.
Es ergab Sinn. Das war der Grund, weshalb Pallas mich unter Bewachung halten wollte. Ich hatte zu tief in die Magie hineingegriffen, und sie fürchtete sich davor, was ich vielleicht zurückgebracht hatte.
Eine Turbulenz riss mich in die Gegenwart zurück. Bei dieser Geschwindigkeit schlug selbst die dünnste Luft am äußersten Rand der Erdatmosphäre härter auf mich ein als jeder Automat. Ich breitete Arme und Beine aus und kippte die Hände wie Seitenruder, um mich auf den nächsten Automaten zuzudrehen. Die Luft unter mir wurde heißer, als ich weiter auf die Erde zuraste.
Er streckte die Hand nach mir aus, doch dieses Mal kam mir der Angriff gelegen. Ich schlang Arme und Beine um ihn und riss uns beide mit einem Ruck herum, sodass er unter mir war. »Schon mal drüber nachgedacht, warum Meteoriten in der Atmosphäre verglühen? Willkommen in deiner ersten und letzten Unterrichtsstunde in Physik des einundzwanzigsten Jahrhunderts!«
Mittlerweile bewegten wir uns sicher schon mit vielfacher Schallgeschwindigkeit fort. Unsere Körper komprimierten die Luft und überhitzten die erdwärtsliegenden Gase, bis sie Temperaturen erreichten, die hoch genug waren, um Stein zu verdampfen … oder Metall zu schmelzen. Die meisten Meteoriten verglühten innerhalb von Sekunden. Mein Timing würde perfekt sein müssen.
Ich tat mein Bestes, um oben auf dem anderen Automaten zu bleiben, und benutzte ihn als meinen persönlichen Hitzeschild. Die der Hitze ausgesetzten Teile der Metallhaut an meinen Armen begannen zu schmelzen. Die Luft um uns herum verwandelte sich zu Flammen. Ich konzentrierte mich auf die Magie des anderen Automaten und beobachtete, wie Zaubersprüche zerbrachen und zerflossen. Der Holzkörper fing an zu zerbröckeln, als seine Schutzzauber verschwanden; gleichzeitig konnte ich spüren, wie meine eigene Magie sich immer mehr abmühen musste, mich zusammenzuhalten.
»Ja, es ist eine kurze Unterrichtsstunde.« Ich betete, dass das Folgende funktionieren würde, konzentrierte mich auf den Erdboden unter mir und rief: »Dixitque Deus fiat lux et facta est lux!«
Ich nehme an, ich sah ein bisschen wie die Menschliche Fackel aus, als ich über dem Parkplatz materialisierte: die Arme schwarz, der Körper in Flammen eingehüllt. Ich fiel gut und gern fünfzehn Meter und durchschlug einen Hummer, der zu langsam war, meinem Sturz auszuweichen.
Meine Hände waren nutzlose Kohleklumpen, die nur noch von Zauberei zusammengehalten wurden. Die Luft kräuselte sich von der Hitze, die von meinem Körper aufstieg. Aber ich lebte, mehr oder weniger. Ich wälzte mich von den zerknitterten Überresten des Geländewagens herunter und rappelte mich hoch. Der geflügelte Vampir, der das Dach bewacht hatte, stieß herab und flog auf mich zu, doch dann besann er sich anscheinend eines Besseren.
Ich ging mit großen Schritten durch das offene Garagentor. Hubert starrte meine glühende Gestalt an. »Was hast du gemacht? «
»Forschung.« Den linken Arm konnte ich im Ellbogen immer noch beugen; der rechte war von der Schulter an tot. Klümpchen geschmolzenen Metalls sprenkelten das verkohlte Holz.
Hubert wich zurück und umklammerte mit zitternden Händen sein Silberkreuz wie einen Schild.
Die Zeit in diesem Körper hatte mich an seine Sinne gewöhnt. Ich konnte Huberts Besessenheit sehen, die anderen Wesen in ihm drin, wie sie taumelten und um Kontrolle rangen in einer Art magischem Schleudergang. Was von Charles Hubert selbst übrig war, war zerfleddert, zerfetzt bis an die Grenze des Nichts.
Ich konnte auch noch etwas anderes sehen: einen dunkleren Bewusstseinsfaden, der durch die ihn besitzenden Geister gewoben war und von anderswo in Hubert einsickerte. Beende es, Charles! Lass mich –
»Dich mir helfen lassen?« Er hörte sich müde an. »Du und ich wissen beide, dass wir über diesen Punkt hinaus sind.« Er hob das Kreuz an die Stirn. Hinter ihm hob Lena einen schwarzen Revolver.
Ich schlug mit der linken Hand gegen meine metallgepanzerte Brust. Brocken verkohlten Holzes fielen unter meinen Fingern ab. »Damit kannst du mich nicht töten.«
Lena hielt sich die Mündung des Revolvers unters
Weitere Kostenlose Bücher