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Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Titel: Die Buchmagier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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davonstürzte. »Sie sind das, wozu wir sie gemacht haben. Unsere Zauberei. Unser Glaube. Unsere Bücher.«
    Huberts Schluchzen ging in Lachen über. Er blickte auf, und seine Augen strahlten buchstäblich. »Du kannst uns nicht aufhalten«, murmelte er.
    Ich untersuchte das Muster der Magie, versuchte festzustellen, wer oder was aus ihm sprach. Charles Hubert war praktisch tot, ertrunken in den wirbelnden Energien, die in seinem Körper gefangen waren. Sie verzehrten ihn, verbrannten ihn von innen heraus.
    Verbrannten … Als mir klar wurde, was gerade geschah, lief ich zu ihm hin. »Charles, nicht!«
    Ich kam zu spät. Das Licht in seinen Augen breitete sich aus und zerstörte ihn auf genau die Weise, wie er seine Vampirsklaven zerstört hatte. Einen nach dem andern sah ich die restlichen Geister sterben, bis nur noch einer übrig war. Augen aus Flammen starrten in meine. Ich hatte diese Präsenz schon einmal berührt – und sie machte mir Angst. Der Hass war genauso stark wie beim letzten Mal, aber jetzt war er auf meine Person bezogen. Ich spürte, wie es mich studierte. Sich an mich erinnerte .
    Und dann wurde auch dieser Geist verschlungen, und nichts blieb mehr von Charles Hubert.

Kapitel 22
    »Isaac?« Lena warf den Revolver fort und ging vorsichtig auf mich zu. »Alles in Ordnung?«
    »Es ging mir schon besser.« Einer meiner Arme endete am Ellbogen, der andere war eine verkohlte, brüchige Masse. Andererseits – wenn ich mir vor Augen führte, dass ich unlängst niedergestochen worden war, durch die Erdatmosphäre gestürzt war und vier von Gutenbergs Automaten erledigt hatte, hielt ich mich eigentlich ziemlich gut.
    »Du siehst aus wie gegrillte Scheiße!« Lena berührte meinen Arm. Ich konnte sehen, wie die Magie sie durchströmte und versuchte, das Holz zu kräftigen. Versuchte, mich zu kräftigen. Sie zischte und zog die Finger zurück, als hätte sie sich verbrannt.
    »Was ist los?«
    »Der Verfall ist zu weit fortgeschritten. Es ist … verstörend. Wie den Tod zu berühren. Isaac, was hast du dir angetan?«
    »Ich erzähle es dir später.« Ich kniete mich hin und griff mit meiner schwarzen Gliedmaße nach Klecks. Er näherte sich noch vorsichtiger, als Lena es getan hatte. Er berührte mit den Beinen den unförmigen Klumpen, der meine Hand war, und beroch mich. Was immer er fand, es musste zufriedenstellend sein, denn er flitzte an meinem Arm hoch und auf meine Schulter, als ob alles beim Alten wäre.
    Wäre dieser Körper dazu in der Lage gewesen, ich glaube, ich hätte in diesem Moment geweint. Was immer aus mir geworden war, wie viel Schaden ich mir auch selbst zugefügt hatte, Klecks kannte mich.
    »Wie geht es jetzt weiter, wo Hubert tot ist?«, riss Lena mich aus meinen Gedanken.
    Sämtliche Vampire, die er versklavt hatte, waren wieder frei. Die meisten würden ins Nest zurückkehren, auch wenn ich vermutete, dass einige Nutzen aus dem Chaos und der Freiheit ziehen würden, um ihrer dunkleren Natur zu frönen. »Ich weiß es nicht. Die Automaten sind, in gewissem Maß, zu selbstständigem Handeln in der Lage. Vielleicht folgen sie einfach wieder ihren ursprünglichen Instruktionen.«
    »Vielleicht befolgen sie aber auch weiter Huberts letzte Befehle.«
    Wir wandten uns dem Büro zu, wo Gutenberg bewusstlos verharrte. Hubert hatte die Tür abgesperrt. Lena wollte nach dem Rahmen greifen, aber ich stieß einfach den Arm durch die obere Ecke und brach die ganze Tür heraus.
    Johannes Gutenberg lag auf einer Metallpritsche, die zwischen Tür und Wand eingeklemmt war. Er war sowohl mit Zauberei als auch von Drogen an sein Lager gefesselt. Ein Infusionsschlauch schlängelte sich in seinen linken Arm; Nadel und Schlauchende waren ungeschickt mit Klebeband an seinem Fleisch befestigt.
    Er war kleiner als ich. Kleiner als mein menschlicher Körper, meine ich. Ein buschiger schwarzer Bart und Schnurrbart verbargen viel von seinem bleichen Gesicht. Das wirre Haar reichte ihm vollkommen verstrubbelt bis weit über die Ohren. Er erinnerte mich ein bisschen an einen jungen, mageren Nikolaus.
    Ich drehte mich langsam um die eigene Achse und überprüfte den Raum, ob er irgendwelche unangenehmen Überraschungen bereithielt. Leere Aktenschränke aus Metall säumten die Wände. An einer großen Stecktafel auf der linken Seite hingen ein paar Schlüsselringe. Auf dem Schreibtisch in der Ecke lagen Bücher herum; in dem Durcheinander erkannte ich einige von den verschlossenen aus unserem Archiv wieder.

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