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Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Titel: Die Buchmagier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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Vampire tatsächlich im Begriff waren, einen Krieg zu beginnen, hätten sie niemand Besseres finden können, um sich über die Stärken und Schwächen ihres Feindes ins Bild zu setzen.

Kapitel 5
    Ich ließ mir Zeit, um nach Marquette zu gelangen, denn ich wollte warten, bis die Sonne im Zenit stand. Ted war ein Vampir der alten Schule, hauptsächlich Sanguinarius stokerus, auch wenn der Hybrid, der ihn umgedreht hatte, ihm ein paar besondere Eigenheiten mitgegeben hatte. Tagsüber war er normalerweise träge und schwach, was mir ganz gut in den Kram passte.
    »Woher wissen wir, dass dein Freund mit dem Ganzen nichts zu tun hat?«, wollte Lena wissen.
    »Zuallererst einmal ist Ted ein Feigling. Ich kann mich nicht entsinnen, dass er es jemals auf ein Opfer abgesehen hätte, das stark genug gewesen wäre, um ihm einen Kampf zu liefern.«
    »Und was ist der zweite Grund?«
    »Ich habe ihm eine Bombe in den Kopf gesteckt.« Ich suchte nach dem bogenförmigen Holzschild, an das ich mich von meinem letzten Besuch erinnerte. Ted wohnte am Südrand der Stadt, ungefähr zwei Meilen landeinwärts von der Bucht. »Er hatte Jagd auf Menschen gemacht, deshalb befahl Pallas mir, ihn zu eliminieren. Normalerweise hätten sich die Vampire um ihn gekümmert, aber es gab ›juristische Komplikationen‹ zwischen dem Detroiter und dem GreenBay-Nest. Als ich Ted fand, bettelte er mich an, ihm noch eine Chance zu geben. Ich dachte mir, es könnte nicht schaden, meinen eigenen Informanten zu haben. Das Gerät, das ich ihm verpasst habe, lässt mich auch seinen Aufenthaltsort aufspüren. Er ist zwar nicht einmal im Traum gezähmt, aber das ist das Nächstbeste.«
    »Wie ging es weiter, nachdem du den Außendienst verlassen hattest?«
    »Alle paar Monate schickten die Pförtner jemanden hoch. Meistens ließen sie einfach den Computer seine Bewegungen aufzeichnen. Er schickt eine Warnung, wenn er irgendwo hingeht, wo er nicht hingehen soll, beispielsweise das Pfadfinderlager westlich der Stadt.« Als ich ihn fand, hatte er im Wald gelebt und sich nachts in Zelte geschlichen, um zu fressen.
    Lena schaute sich um, als ich die gewundene Straße hochfuhr. »Und jetzt wohnt er in einer Wohnwagensiedlung?«
    »Er sagt, er fühlt sich hier wohl.« Ich steuerte nach links auf die dichter bewaldete Gegend im Hintergrund zu. Schnell entdeckte ich Teds Trailer, einen gelben, doppelt breiten mit grüner Zierleiste. An einer Stange im Türrahmen hing eine amerikanische Flagge. Teds blauer Ford Bronco stand in der unbefestigten Auffahrt; Stück für Stück verlor die Karosserie den Krieg gegen den Rost. Auf einem verblassten Aufkleber auf der hinteren Stoßstange stand: Say yah to da U. P., eh?
    Während Lena ihre Waffen nahm, öffnete ich das Handschuhfach und nahm eine kleine Nylontüte sowie eine alte Weltraumoper heraus. Aus Kapitel zwölf des Buches erzeugte ich ein Gerät in der Größe eines Smartphones, das einen leuchtenden roten Punkt genau in der Mitte des Bildschirms zeigte.
    Ich zog die Fliegengittertür auf und klopfte. Ted sollte eigentlich schlafen, aber man konnte ja nie wissen. Wildes Bellen brach im Innern aus, gefolgt vom Geräusch von Krallen, die an der Tür kratzten. Ich versuchte den Knauf. »Wie bist du mit Schlössern?«
    Lena reichte mir ihre Bokken. Sie waren schwerer, als ich gedacht hätte. Sie zog einen Zahnstocher aus einer kleinen Tasche im Saum ihrer Jacke und zwinkerte mir zu. »Pass gut auf!«
    Sie nahm den Zahnstocher zwischen Daumen und Zeigefinger. Das Holz wuchs, als wäre es lebendig. Es wurde länger und trieb an einer Seite eine flache, dreieckige Delle aus. Sie schob den Zahnstocher ins Schloss und schloss die Augen. Anstatt zu versuchen, das Schloss zu knacken, wartete sie einfach. Gleich darauf grinste sie und drehte den Zahnstocher um. Als sie ihn wieder herauszog, war er zu einer passablen Nachbildung eines Schlüssels herangewachsen.
    »Nett!«, sagte ich.
    »Du solltest mal sehen, was ich mit Rosensträuchern machen kann!«
    Um sicherzugehen, dass niemand etwas bemerkt hatte, überprüfte ich die in der Nähe stehenden Wohnwagen. Der Hund fuhr fort, seinen Protest gegen unsere Ankunft jedem kundzutun, der zuhören wollte; aber entweder waren die Nachbarn bei der Arbeit, oder sie hatten gelernt, das Bellen von Teds Haustier zu ignorieren.
    Arbeit. »Oh Scheiße! Erinnere mich dran, in der Bücherei anzurufen, wenn wir hier fertig sind!« Ich hätte eigentlich heute Morgen aufmachen sollen. Wie viele

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