Die Buchmagier: Roman (German Edition)
verärgerte Nachrichten erwarteten mich wohl auf meinem Rechner, wenn ich wieder nach Hause kam?
Lena öffnete die Tür und nahm sich zusammen, als ein kleiner, hyperaktiver Beagle ihr bellend und schnüffelnd an die Beine sprang. Er schien nicht aggressiv zu sein, bloß fröhlich. Sein ganzes Hinterteil wedelte, als er Lenas Turnschuhe untersuchte.
Klecks bewegte sich unruhig auf meiner Schulter und beobachtete den Hund genau. »Pass auf!«, sagte ich zu Lena. »Du weißt ja, was Hunde mit Bäumen zu tun pflegen.«
Sie gab mir einen Knuff auf den Arm, richtete jedoch trotzdem ein strenges »Denk nicht einmal daran!« an den Beagle.
Teds Zuhause hatte sich seit meinem letzten Besuch nicht verändert; es war gut gepflegt und roch schwach nach Grillparty. Eine Wand des Wohnzimmers, das sich zur Linken befand, wurde von einem handgefertigten TV-Hi-Fi-Schrank beherrscht, und die Regale füllte eine respektable Sammlung von Videospielen. Rechts von uns gab es eine kleine Küche mit Essbereich.
Ich sah im Kühlschrank nach. Keine Spur von Blut, was gut war. Das Gefrierfach war so vollgestopft mit in Plastiktüten verpacktem Wildbret, dass es aus allen Nähten platzte; auf jeder Tüte stand mit schwarzem Filzstift das Datum. »Ted ist ein guter Jäger. Er macht sich nicht die Mühe, ein Gewehr oder einen Bogen mitzunehmen, aber seit unserer kleinen ›Unterhaltung‹ vor ein paar Jahren hat er darauf geachtet, jedes Jahr für seine Jagderlaubnis zu bezahlen. Es ist erstaunlich, wie schnell man sich angewöhnt, die Regeln zu befolgen, wenn jemand einem Sprengstoff an die Schädelbasis heftet. Seit damals hat er nicht mal mehr einen Strafzettel bekommen!«
Ich ging durch den Flur in den kleinen Hauswirtschaftsraum, wo uns abblätterndes Linoleum und der Geruch nach Desinfektionsmitteln empfing. Der Beagle wurde noch aufgeregter, was ich nicht für möglich gehalten hätte. Sein Halsband mit den Anhängeschildchen klimperte an dem leeren Stahlnapf auf dem Boden.
»Tut mir leid«, sagte ich. »Kein Fressen, bis dein Herrchen aufwacht!« Ich öffnete den Vorratsschrank und fand einen Haufen Lappen und Handtücher, die planlos auf die Regale gepackt waren. Ich kniete auf einem Bein nieder und langte an den Handtüchern vorbei, bis ich den kleinen Stahlgriff fand, der in die Rückwand eingelassen war. Ein Ziehen belohnte mich mit einem metallischen Klicken. Im Stehen zog ich an dem ganzen Schrank, bis er herausschwenkte und eine Aluminiumleiter enthüllte, die mit etwas, das wie ein alter Metallkleiderbügel aussah, an den Wandpfosten befestigt war.
Lena zwängte sich an mir vorbei; dass ihr Körper sich dabei an meinem rieb, lenkte mich vorübergehend ab, während sie in das dunkle Loch im Boden hinabblickte.
»Ted hat einen festen Schlaf«, versicherte ich ihr. Ich sah noch einmal nach Klecks, der sich weit mehr Sorgen über den Beagle als über den Vampir unter uns zu machen schien.
Lena fasste ihre Bokken in einer Hand und stieg mit der andern nach unten. Ich folgte ihr, und aus dem schrillen Bellen des Beagles wurde ein langgezogenes, erbärmliches Winseln, während er uns vom Rand des Lochs aus zusah.
Die Luft unten war klamm und kühl. Über uns hing eine einzelne Glühlampe. Ich fand die Kette und zog daran, dass Mauern aus Schlackenbetonblöcken und eine niedrige Decke voller Spinnweben und Weberknechte im funzeligen Licht auftauchten. Teds provisorischer Keller war so groß wie ein kleines Schlafzimmer. In der Mitte des Zementbodens steckten zwei Metallpfeiler, die die Unterseite des Wohnwagens abstützten.
Teds Sarg ruhte auf zwei breiten Holzblöcken, die wie dicke Baumstümpfe positioniert waren. Der Sarg war glänzend schwarz, mit Silber beschlagen und wirkte in der schäbigen Umgebung völlig fehl am Platz. Das Ding war so sorgfältig poliert, dass ich unser beider Spiegelbild auf der Oberfläche sehen konnte. Ich überlegte nicht zum ersten Mal, wie es ihm gelungen war, das Ding da runter zu schaffen. Ob er wohl einfach einen Keller ausgehoben und anschließend den Wohnwagen darüber in Stellung gebracht hatte, wobei er dann vampirische Tricks einsetzte, um die Neugierde all jener auszulöschen, die Fragen zu seinem kuriosen Vorgehen gestellt haben mochten?
An eine Wand war die Hälfte einer Tischtennisplatte geschoben. Teds alter Schläger und ein einsamer, vergilbter Ball lagen auf der Ecke. Er hatte ein Netz an die Wand gemalt und sich einen Trainingstisch geschaffen, an dem er gegen sich selbst
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