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Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Titel: Die Buchmagier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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Vorteil aus der Situation zu ziehen.«
    Was bedeutete, dass wir uns zusätzlich zu gemeingefährlichen Vampiren, vermissten Automaten und Gutenberg möglicherweise noch über einen Zauberer mit einer Macht, die nur der Gutenbergs selbst nachstand, Sorgen machen durften. Wäre ich eine Feuerspinne gewesen, hätte ich in diesem Moment wie ein Signalfeuer gelodert.
*
    Nachdem wir eine Stunde wegen einer Baustelle auf der 127 in Fahrtrichtung Süden verloren hatten, erreichten wir East Lansing kurz vor Sonnenuntergang. Ray Walker hatte in einem Appartement über seinem Antiquariat in der Grand River Avenue gewohnt, auf der andern Seite der Straße, die an den Nordrand der Michigan State University grenzte.
    Ich fand einen Parkplatz einen Block weit entfernt in einem überdimensionierten orange und blau gestrichenen Parkhaus. Ich vergewisserte mich, dass niemand zusah, dann klappte ich den Kofferraum auf.
    Ted gähnte und hielt die Hand hoch, um seine Augen abzuschirmen. »Komm wieder und hol mich, wenn die Sonne untergegangen ist, in Ordnung?«
    »Kein Problem, aber ich muss irgendwo die Reste vom Abendessen verstauen.« Ich warf eine Pizzaschachtel neben ihn in den Kofferraum.
    Ted schoss heraus, als hätte ich ihm einen Stromschlag verpasst. Er fauchte mich an, hellwach und stocksauer. »Arschloch!«
    »Hey, wenigstens habe ich nicht die Sardellen mit extra Knoblauch bestellt!« Ich knallte den Kofferraum zu. »Komm schon!«
    Während des Sommers büßte East Lansing einen beträchtlichen Batzen seiner Einwohnerschaft ein, aber eine Menge Studenten lebten das ganze Jahr über hier und bevölkerten die Gehwege und betraten und verließen allerlei Geschäfte. Ich hatte mich während meiner Zeit auf der MSU an East Lansing angepasst, aber nachdem ich nun zwei Jahre in Copper River verbracht hatte, empfand ich die Stadt als unangenehm überfüllt. Ich gab mir Mühe, die Leute und den Verkehr zu ignorieren, als wir hinter den Läden entlang zu Rays Haus zurückgingen.
    Schweiß tropfte mir an den Seiten herab, aber ich war nicht gewillt gewesen, meinen Mantel und die Bücher im Wagen zu lassen. Der Mantel erlaubte mir auch, Klecks zu verstecken, dessen augenblickliches Beförderungsmittel ein kleiner, rechteckiger Käfig war, der mit einem Stahlkarabiner an einer meiner Gürtelschlaufen befestigt war. Er hing flach an meiner Hüfte und erzeugte eine furchtbare Ausbeulung, aber dadurch war Klecks sicher und vor unliebsamen Blicken geschützt.
    Gelbes Absperrband kennzeichnete den Hintereingang zu Rays Laden. Flugblätter in allen Farben überzogen die Fenster: Werbung für hiesige Bands, Nachhilfedienste, Benefizveranstaltungen und mehr. Ich spähte zwischen den Flugblättern durch in den verdunkelten Laden: Reihe um Reihe zusammengedrängter Sperrholzregale mit zum Bersten gefüllten Fächern; genau wie ich es in Erinnerung hatte.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Lena leise.
    Ich ging am Laden vorbei zu einer Glastür, die in ein Treppenhaus führte, das zwischen Rays Laden und dem, was früher ein Friseursalon gewesen war, lag. Inzwischen schien der Salon aber ein Tätowierstudio zu sein. Ich war diese Stufen als Student tausendmal hinauf- und hinuntergestiegen, auf dem Weg in Rays Appartement, um mich meinen dort stattfindenden wahren Studien zu widmen.
    »Es gibt eine Überwachungskamera«, sagte ich leise, als ich meine Begleiter durch die Tür und die Treppe hinunterführte. Rauch von Räucherstäbchen aus einem New-Age-Laden hing schwer in der Luft. Ich duckte mich in den wenigen freien Platz unter der Treppe.
    Während Ted die in die Wand geritzten Graffiti inspizierte, nahm ich ein Taschenbuch von Robert Asprin heraus und überflog die Seiten. »Halt mal bitte!«
    Während Lena die Buchränder festhielt, griff ich mit beiden Händen hinein und zog eine Bahn unsichtbaren Stoffs heraus. Ich musste mehrmals innehalten, um das Gewebe zusammenzurollen und -zudrücken, damit es durch das Buch passte. Unsichtbarkeit war ein alltäglicher Trick, aber die meisten Ringe und Umhänge waren nur für eine Person gut. Diese Stoffbahn sollte reichen, um uns alle zu verdecken.
    Minuten später stiegen wir die Treppe wieder hoch zu den Wohnungen darüber, gleichermaßen unsichtbar für Menschen und Kameras. Leider schloss der Stoff auch den Gestank nach Tod, Fäulnis und Old Spice ein, der von Teds Körper aufstieg, als er sich dicht an mich drückte.
    Ich hätte schwören können, dass er mir beim Gehen absichtlich auf die

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