Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Titel: Die Buchmagier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
Vom Netzwerk:
kleinen antiken Schreibtisch in der anderen Ecke des Wohnzimmers hinüber. Er stand neben dem Fenster. Dort hatte Rays Computer gestanden, aber der war verschwunden; nur ein sauberes Rechteck im Staub verriet, wo das Gerät gestanden hatte. Die Polizei musste ihn mitgenommen haben, um seine E-Mails oder seine Chatprotokolle zu überprüfen. Sie würden nichts finden. Ein Zauber auf dem Motherboard würde die Festplatte in dem Moment gelöscht haben, in dem sie die dazugehörige Verzauberung im Eingang passiert hatte. Dieser Zauber war eine standardisierte Vorsichtsnahme der Pförtner, freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom verstorbenen Victor Harrison.
    Eine Hand schloss sich um meine Schulter. Lena sagte kein Wort. Sie stand neben mir und ließ mir Zeit, doch sie ließ mich wissen, dass sie da war.
    »Das hat er nicht verdient.« Ich schluckte, versuchte, meiner zugeschnürten Kehle Erleichterung zu verschaffen. Ich hatte schon immer eine rege Einbildungskraft besessen. Sie war Teil dessen, was mich zu einem guten Libriomanten machte, doch jetzt folterte sie mich, indem sie die möglichen Einzelheiten des Angriffs vor meinem geistigen Auge ablaufen ließ: der Adrenalinschub, als die Trümmer der Tür nach innen flogen; der Schock, der Schmerz und die Verwirrung, als unmenschlich starke Hände ihn von der Couch rissen; die Angst, als er erkannte, was nun passieren würde. Hatte er nach Hilfe geschrien, als der Vampir ihn in die Küche schleppte?
    Ich machte mich aufs Schlimmste gefasst und trat an Ted vorbei. Der Vampir war an der Grenze zur Küche stehen geblieben, da, wo Teppich auf braunes Linoleum traf. Verblasste braunrote Schmierspuren markierten die Wände, und der Boden klebte unter meinen Schuhen. Jemand hatte eine Erstreinigung vorgenommen, womöglich der Hausbesitzer, aber es würde Industriereiniger brauchen, um diesen Ort wieder bewohnbar zu machen.
    Die Speisekammer lag in Trümmern. Ein paar verirrte Cheerios knirschten unter meinen Füßen, und ich bemerkte kleine Ameisen, die über den Boden liefen. Die Messer aus dem Holzblock neben der Spüle fehlten. Wahrscheinlich waren sie in ein gerichtsmedizinisches Labor der Polizei gebracht worden.
    Ich öffnete Klecks’ Käfig und ließ ihn auf meine Schulter klettern. Sofort drehte er sich um und duckte sich, um Ted zu beobachten. Hitze waberte von seinem kleinen Körper.
    »Es ist das Blut«, sagte Ted. »Ich kann es schmecken.« Sein Gesicht war noch blasser als gewöhnlich, und die Zunge huschte über seine Unterlippe. Seine Augen hatten einen Rotstich angenommen. »Ich werde besser hier hinten warten.«
    »Gute Idee!« Ich hätte Ted nur ungern getötet, nachdem ich mir die ganze Arbeit gemacht hatte, ihn hierher zu schleppen. Ganz zu schweigen von den Fragen, die eine Schicht Vampirasche bei denjenigen aufwerfen würde, die kommen würden, um Rays Habseligkeiten auszuräumen. Wahrscheinlich seine Exfrau. Oder seine Tochter. Ich fragte mich, ob die Pförtner wohl mit ihnen gesprochen hatten. Sie hatten es verdient, die Wahrheit zu erfahren, aber das würde nie geschehen.
    Lena war zu dem runden Holztisch gegangen, der in der Ecke stand. Blutflecken verdunkelten jeden Kratzer und jede Furche in der Oberfläche. Dünne Streifen durchbrachen die Flecken und zeigten an, wo die Polizei Proben von dem Blut genommen hatte. Von Rays Blut.
    Ich zwang mich, näher heranzutreten und die frischen Narben im Holz sowie den undeutlichen Blutspritzer an der Wand zu untersuchen. Ich trat zur Seite, bewegte die Hand nach unten, als ob ich ein Messer schwingen und es dann herausreißen würde. »Derjenige, der ihn umgebracht hat, stand hier.«
    Die weiße Decke bildete das Blut besser ab als die Wände. Da war nichts Achtsames oder Präzises an dem, was Ray angetan worden war. Jedes Mal, wenn das Messer aus dem Körper gerissen worden war, hatte Blut Wände und Decke vollgespritzt. Diesen Strichen nach zu urteilen, war mindestens sechs Mal auf Ray eingestochen worden.
    »Da scheint etwas Persönliches im Spiel gewesen zu sein«, sagte Lena. »Der Täter hat völlig übertrieben!«
    Etwas Persönliches – und völlig anders als die Angriffe auf mich in Copper River. Jene Funkler waren zwar auch sauer gewesen, aber nicht so. Und Deb hatte versucht, mich mit einem Trick dazu zu bringen, mit ihr zu kommen. »Wie sah denn der Angriff auf Doktor Shah im Vergleich hierzu aus?«
    »Die Vampire, die uns attackierten, waren organisiert und gerissen.« Lenas Worte waren

Weitere Kostenlose Bücher