Die Buchmagier: Roman (German Edition)
und Baugeräte brummten böse wie wütende Metallbestien.
Eine Mannschaft in gelben Warnwesten und Schutzhelmen war damit beschäftigt, Schutt wegzuräumen. Andere arbeiteten mit Hunden und suchten vermutlich nach Überlebenden, die in den Trümmern eingesperrt waren. Ein kleines Stück weiter weg war ein Bulldozer geparkt; ich sah auch ein Polizeiauto und einen Krankenwagen.
Ted machte sich noch eine Zigarette an und spuckte den Stummel der ersten auf die Straße, womit er sich den verärgerten Blick eines der Studenten einhandelte, die den Ort in sicherer Entfernung umringten. Viele knipsten Bilder mit ihren Handys. Andere tuschelten miteinander, und ich sah auch einige Leute weinen. Überall lagen ruinierte Bücher und Zeitschriften herum, durch deren Seiten der Wind fuhr.
Die Bäume rings um die Bibliothek waren grau vor Staub, schienen jedoch unversehrt zu sein. Die umstehenden Häuser waren ebenfalls dreckig, aber unbeschädigt: nirgendwo war auch nur ein gesprungenes Fenster zu sehen. Dies war ein vorsätzlicher, sorgfältig kontrollierter Angriff auf die Bibliothek gewesen. Auf uns.
»Das waren keine Vampire!«, knurrte Ted. »Nicht mal Funkler sind so harte Brocken. Was immer diesen Ort plattgemacht hat, es würde euch und mich wie Moskitos zerquetschen.«
»Wir werden sehen«, meinte Lena. Sie hatte ihre Bokken zu einem einzigen, dicken Stock verdreht; es sah aus wie eine handgeschnitzte Doppelhelix. Das war ein raffinierter Trick, der ihr ermöglichte, ihre Waffen mit sich zu führen, ohne allzu viel Aufmerksamkeit zu erregen. Sie stützte sich auf den Stock und fragte: »Kannst du sagen, ob da drin noch jemand am Leben ist?«
Teds Geruch und Erscheinung hielten die Gaffer davon ab, uns zu nahe zu kommen, und das Kreischen der Werkzeuge und Geräte verhinderte, dass jemand unsere Unterhaltung belauschte. »Um sicher zu sein, müsste ich näher ran«, sagte Ted, »aber ich glaube nicht.«
Ich ging über die Straße, fasste den Maschendrahtzaun an und starrte auf das Chaos. »Der Angriff kam schnell. Es blieb bestimmt nicht genug Zeit für alle, um rauszukommen.«
Deb hatte angedeutet, einer von Gutenbergs Automaten könnte dafür verantwortlich sein, und es fiel mir schwer, mir eine andere Möglichkeit vorzustellen. Ein Drache vielleicht … Allerdings hatte es seit 1825 keine verifizierte Drachensichtung mehr gegeben, und ich konnte keinen Schaden entdecken, wie er für feurigen Drachenodem typisch gewesen wäre.
»Isaac?« Ted blieb mit aufgerissenen Augen ein paar Schritte vom Zaun weg stehen. »Wen immer du suchst, er ist noch da drin!«
Ich wirbelte herum. »Bist du sicher?« Wenn der Vampir nach Rays Tod, aber vor der Zerstörung der Bibliothek hierhergekommen war, dann konnte er durchaus im Innern eingeschlossen sein. »Vielleicht war der Angriff auf die Bibliothek ein Versuch, den Killer aufzuhalten. Er könnte verletzt oder sogar tot sein!«
»Tot definitiv nicht!« Ted starrte immer noch auf die Reste der Bibliothek. »Nicht mehr als ich jedenfalls.«
Ich rieb mir übers Gesicht. Der Staub ließ meine Augen und meinen Hals trocken werden, und das nahm immer weiter zu. Ich nahm ein Buch aus einer meiner Gesäßtaschen und zog, indem ich mich dicht an Lena kauerte, um unliebsame Blicke abzuhalten, einen zusammengeklappten Ausweis heraus. »Gehen wir!«
Ted rührte sich nicht. »Ich habe dir gesagt, ich helfe dir, dieses Ding zu finden. Das ist alles.«
»Richtig«, bestätigte ich. »Und sobald ich die Kreatur erblickt habe, die Ray Walker umgebracht hat, darfst du gern den ganzen Weg bis nach Marquette zurücklaufen.«
»Du verstehst es nicht! Was da unten auch ist, es ist verdammt viel stärker, als ich es bin!« Seine Augen waren weit geöffnet und hatten immer noch ihren Rotstich. »Was willst du machen, du Genie? Mich mitten in dieser Menschenmenge in die Luft jagen? Ich geh da nicht rein! Und wenn du schlau bist, lässt du’s auch bleiben. Ruf deine Pförtner, und lass sie die schweren Geschütze auffahren!«
Die Pförtner hatten bereits Nachforschungen angestellt. Wieso hatten sie den Vampir nicht entdeckt, der sich in den Trümmern versteckt hielt? Aber Ted hatte nicht ganz unrecht. Ich rief Pallas noch mal an, erhielt aber dieselbe Nachricht wie zuvor. Ich legte auf. »Nachdem Gutenberg und seine Automaten verschwunden sind und die Pförtner auf meine Anrufe nicht reagieren, sind wir die schweren Geschütze.«
Ted schnaubte verächtlich. »Tu mir nur einen Gefallen: Schalt
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