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Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Titel: Die Buchmagier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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Worte meinen Mund verlassen, hätte ich mir am liebsten in den Hintern getreten. Lena war ein Produkt der Libriomantik, genau wie Klecks. Und ihre ›Programmierung‹ war viel grausamer als seine. Als sie schließlich antwortete, klang sie abwesend. »Kannst du das Programm umschreiben?«
    »Genauso wenig wie man eine Statue entschnitzen kann. Entschuldigung!« Idiot! »Ich wollte dich nicht …«
    »Ich weiß.« Sie drückte mich kurz. »Du behältst Klecks bei dir, obwohl er keine andere Wahl hat, als dir zu helfen? Obwohl er im Grunde ein Sklave seiner Natur ist?«
    »Er ist mein Freund!«, erwiderte ich scharf. »Ich kann ihn nicht freilassen, und ich könnte ihn auch nicht wieder zurück in sein Buch auflösen!«
    »Hm.« Damit ließ sie die Sache auf sich beruhen.
    Ich zielte mit dem Laser nach links, und Klecks huschte auf das zu, was einmal das östliche Treppenhaus gewesen war. Kaum wahrnehmbare Lichtsplitter waren das Einzige, was bis hierher durchdrang. Ich zog eine Taschenlampe aus der Tasche und reichte sie Lena. Klecks fühlte sich in der Dunkelheit wie zu Hause, aber ich nicht.
    »Wohin gehen wir zuerst?«, fragte Lena.
    »Ins Archiv.« Dieser Ort war der einzige Grund, den ich mir denken konnte, weshalb ein Vampir hierherkommen sollte, nachdem er Ray umgebracht hatte.
    Es war eine lange Reise ins Untergeschoss. Nur selten änderte Klecks das Tempo oder hielt sich an die intakteren Bereiche von Mauern und Böden. Normalerweise war ich nicht anfällig für Reisekrankheit, aber als die Spinne sich den Weg nach unten bahnte und dabei wie eine Berg-und-Tal-Bahn auf acht Beinen hin und her huschte, begann mein Magen zu protestieren.
    Ich sog die Luft durch die Zähne ein, um den Staub zu filtern, und behielt die Augen auf das Gelände vor uns gerichtet. Einen Fixpunkt zu haben half ein bisschen gegen die Übelkeit. Falls es jedoch noch schlimmer wurde, würde ich meine Feuerspinne vollkotzen.
    Lena hatte keine solchen Probleme. Sie lachte, als wir entlang der Unterseite einer eingestürzten Mauer nach unten kletterten. »Falls du die Bibliothek jemals satthast, könntest du ein Vermögen machen, indem du Tickets für Spinnenritte verkaufst!«
    Die Geräusche des Arbeitstrupps waren dumpfer geworden, abgeschirmt von der Masse der Trümmer. Ab und zu hallte allerdings tiefes Stöhnen und Ächzen durch das Gebäude, weil es sich weiter setzte. Wasser tropfte aus gebrochenen Rohren. Schutt prasselte in der Ferne wie Hagelkörner. Das weckte unangenehme Erinnerungen daran, dass der ganze Ort sich jederzeit bewegen und uns wie Insekten zerquetschen konnte. Und dann gab es da, sofern Ted recht hatte, noch den flüchtigen Vampir, um den wir uns kümmern mussten.
    Während wir uns weiter nach unten arbeiteten, wurde Klecks immer wärmer. Bald waren wir alle von Staub überzogen und mein Hals und meine Nasenlöcher davon verkrustet. Das Ausmaß der Zerstörung war hier größer, und wir mussten immer wieder zurückgehen, um uns einen Weg hindurchzusuchen.
    Es gab jedoch auch Stellen, die von Beschädigungen größtenteils verschont geblieben waren. So kamen wir beispielsweise an einem kleinen Studierzimmer vorbei, das unversehrt zu sein schien. Alte Zeitschriften standen ordentlich in Regalen, und neben einem kleinen Schreibtisch lag ein verlassener schwarzer Rucksack von L. L. Bean. Nur ein paar Schritte dahinter hatten Träger die Decke durchschlagen.
    Die erste Leiche, die ich entdeckte, war ein Mädchen von ungefähr zwanzig, das in einer Türöffnung Schutz gesucht hatte. Ein guter Instinkt bei einem Erdbeben, aber der Durchgang war eingestürzt und hatte sie zerquetscht. Allem Anschein nach war es ein schneller Tod gewesen.
    Wir kamen noch an zwei weiteren Leichen vorbei, bevor wir den Aufzug erreichten. Die Türen waren zerknittert, als wären sie aus Papier, und standen weit offen. Als Klecks auf der Schwelle ankam, sahen wir in ein Loch hinab.
    Normalerweise konnte das Pförtner-Archiv im geheimen zweiten Untergeschoss nur betreten werden, indem man mit Hilfe der Aufzugsknöpfe einen neunstelligen Code eingab. Aber durch den Angriff auf die Bibliothek war die Aufzugskabine oben festgeklemmt und der Schachtboden aufgerissen worden, sodass das Archiv offen sichtbar dalag.
    Die Pförtner unterhielten sechs Archive in den Vereinigten Staaten, versteckte Räume, die sowohl von profanen als auch von magischen Sicherheitssystemen geschützt wurden; in ihnen konnten verschlossene Bücher zusammen mit den

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