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Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Titel: Die Buchmagier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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hin, um den Mechanismus zu untersuchen. Ein Einwegventil war auf die Platte geschraubt. Einen Vampir würde es daran hindern, Gasform anzunehmen und sich den Weg durch den Luftbehälter zu bahnen. »Wie haben Sie sie überhaupt gefangen genommen?«
    »Nicht einmal Vampire sind unverwundbar«, erklärte Granach. »Wenn man hart genug zuschlägt, kann man den meisten das Bewusstsein rauben, wenigstens eine Zeit lang.«
    »Gut zu wissen. Was haben Sie sonst noch in Erfahrung gebracht?«
    Shah ließ sich auf ihren Stuhl sacken. Sie wirkte ruhig, aber ihre Fingerknöchel waren weiß, als sie sich an Lenas Hand klammerte. »Chesas Verstand ist nicht ihr eigener.« Sie hob einen Notizblock vom Boden auf und blätterte durch die Seiten. »Ich habe Blicke auf das erhascht, was ich für Chesa selbst halte, aber sie sind flüchtig. Momente der Angst und der Verwirrung, schnell niedergeworfen von dem kontrollierenden Verstand – wobei es sich nicht nur um einen handelt.«
    »Es gibt mehr als einen?«, fragte ich.
    »Wenn Chesa ein Mensch wäre, würde ich bei ihr wahrscheinlich eine Form von dissoziativer Identitätsstörung diagnostizieren. Ihre Körpersprache, ihre Intonation, alles wechselt aufs Geratewohl. In dem einen Moment geht sie wie ein Tiger auf und ab und schaut aus ihrer Zelle, als könnte sie mein Blut selbst durch die Trennwand riechen. Im nächsten Augenblick wiegt sie sich und schlägt den Kopf gegen die Wand; ein heftiges selbststimulierendes Verhalten, das mich an schweren Autismus erinnert. Ich habe wenigstens vier verschiedene Verhaltens- und Körpersprachmuster dokumentieren können.«
    Ich betrachtete Chesa und versuchte die Teile in meinem Kopf zusammenzufügen. »Welcher Spezies gehört sie an?«
    »Manananggal«, übernahm Granach für Doktor Shah.
    »Ach wirklich?« Meine anderen Sorgen waren vorübergehend vergessen. »Das würde das Blut an der Taille erklären, aber was macht sie in Detroit?«
    »Was ist ein Manananggal?«, fragte Lena.
    »Eine Kreatur, die ihren Ursprung auf den Philippinen hat«, antwortete ich. »Einen natürlichen Ursprung, nicht aus Büchern geboren. Sie ist kein echter Vampir, auch wenn sie sich von Blut ernährt. Und von Organen. Und hier und da von einem ungeborenen Kind. Nachts sprießen ihnen Flügel, und der Oberkörper trennt sich vom Unterkörper, was ihnen erlaubt, zu fliegen und zu jagen.«
    »Nicht da drin«, sagte Granach. »Dazu halten wir den Luftdruck zu niedrig.«
    Ich fuhr zusammen, denn Chesa schlug mit dem Kopf gegen die Tür. Klecks flammte heiß auf. Ich klopfte die Funken auf meiner Jacke aus. »Was haben Sie versucht, um sie zum Reden zu bringen?«
    »Hypnose zeigt keine Wirkung«, meinte Granach verdrießlich, »ebenso wenig Drogen oder Folter.«
    »Keines dieser Mittel wirkt auf den, der sie kontrolliert.« Ich legte die gewölbten Hände auf die Tür und studierte die goldenen Iriden, die Chesas kreuzförmige Pupillen umspannten. »Was ist mit ihrem Blut? Können Ihre Leser nicht auf diesem Weg ihre Gedanken aufnehmen?«
    »Wir haben es versucht. Meine Leute sind ihren Erinnerungen durch die Straßen gefolgt. Sie wurde tagsüber angegriffen. Aufgrund der Geschwindigkeit und Gewalt vermuten wir, dass es ein anderer Vampir war. Da gab es Schmerz, eine Empfindung des Fallens und dann … nichts. Sie hat keine über diesen Moment hinausgehenden Erinnerungen.«
    »Die eine Sache, die alle Morde gemeinsam haben, ist Wut«, sagte Doktor Shah. »Ein Zorn wie dieser kommt nicht aus dem Nichts.«
    »Sie hassen uns«, stimmte ich ihr zu, als ich mich an Rays Appartement erinnerte. »Das hier ist etwas Persönliches.« Falls Gutenberg dafür verantwortlich war … Wie lange hatte dieser Hass sich dann unter der Oberfläche aufgestaut, und wie hatte er es geschafft, ihn vor seinen Pförtnern zu verbergen?
    Ich klopfte an die Zellentür. »Hallo da drin! Alice hier sagt, Sie haben keine Erinnerungen, aber ich wette, an mich erinnern Sie sich!«
    Chesa sank langsam nach hinten. Ihre Arme und Schultern zitterten. Es erinnerte mich an einen sich aufplusternden Vogel.
    »Wenn man sich die Morde so ansieht, drängt sich einem die Vermutung auf, dass es sich um einen Serienkiller handelt«, sagte Shah. »Ein Serienkiller will Macht; er sucht den Nervenkitzel, Gott zu spielen.«
    »Da käme jeder Pförtner infrage«, meinte ich trocken.
    »Warum, denken Sie, hält man mich hier beschäftigt?«, konterte sie, wobei sie meinen Tonfall imitierte.
    »Touché!« Ich griff tief

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