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Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Titel: Die Buchmagier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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beispielsweise hat versucht, sich von ihrer eigenen Art zu ernähren, und dabei gehofft, deren Kräfte in sich aufnehmen zu können. Wir hätten sie auf der Stelle getötet, nur scheint es funktioniert zu haben. Wir studieren ihr Blut, um zu erfahren, wie das funktionierte. Der Junge, an dem wir gerade vorbeigekommen sind, hatte sich in der Hoffnung auf Erlösung mit einem Vampirjäger der katholischen Kirche zusammmengetan. Er bleibt so lange am Leben, bis wir genau wissen, wie vielen Leuten er von unserer Existenz berichtet hat. Natürlich stimmt ihn das nicht übermäßig kooperativ.«
    »Was ist mit ihm?«, fragte ich und zeigte auf einen dünnen, schwarzhaarigen Vampir auf einer aus Stein gemeißelten Bank.
    »Er hat sich in unsere Server gehackt. Ich habe E-Mails aus einem Zeitraum von vier Jahren verloren.«
    Wir bogen nach rechts ab, und Lena erstarrte. Vor uns saß auf einem Holzstuhl eine einzelne Gestalt vor einer weiteren Zelle und sprach mit jemandem darin. Ein großer, breitschultriger Mann mit einer Pistole hatte hinter ihr Wachposten bezogen. Das schwache Licht machte es schwierig, irgendwelche Details zu erkennen, aber ich hörte, wie Lenas Atem stockte. Sie machte noch einen Schritt, dann wirbelte sie herum und packte mich bei den Schultern.
    »Was immer sie ihr antaten, es wird Konsequenzen haben!«, versprach ich und zog sie an mich. »Wir werden einen Weg finden.«
    »Ich weiß.« Ihre Hand glitt meinen Hals hoch, in meine Haare. Sie küsste mich einmal, atmete tief ein und drehte sich dann um, um Nidhi Shah gegenüberzutreten.
    Shah erhob sich von ihrem Stuhl und ging auf uns zu. Sogar von hier aus konnte ich ihre Verwirrung und Fassungslosigkeit erkennen. Mitten im Schritt blieb sie stehen, denn hinter ihr hob die Wache die Pistole.
    »Ist in Ordnung!«, sagte Granach. »Isaac ist ein Pförtner. Er und seine Freundin Lena sind gekommen, um uns ihre Sachkenntnis zur Verfügung zu stellen.«
    »Lena? Wie …?« Shah sah erschöpft aus. Ihre Augen hinter den rechteckigen Brillengläsern waren dunkel gerändert, die Unterlippe geschwollen und verletzt. Ihre Kleider waren dreckig. Der bestickte Kragen ihrer Hemdbluse hing so tief, dass der Halsansatz zu sehen war; die Haut war allerdings unversehrt und die Bluse ohne Blutflecken. »Was machst du denn hier, Liebling?«
    Mit vor Ungläubigkeit weit aufgerissenen Augen drehte Lena sich zu Granach um.
    »Ja, sie ist ein Mensch«, sagte Granach mit belustigter Stimme. »Als sie erst einmal die Bedrohung begriffen hatte, der wir uns gegenübersehen, kooperierte sie bereitwillig. Es ist am besten so, denn dadurch bleibt ihr Verstand unversehrt.«
    Shah lächelte uns zaghaft zu, wodurch die kleine Lücke zwischen ihren Vorderzähnen zum Vorschein kam, an die ich mich von unseren Sitzungen erinnerte. Die Haare hingen ihr in schmutzigen Strähnen ins Gesicht, sodass ich nur eben so die schwache blaue Tätowierung an ihrer linken Schläfe erkennen konnte, eine Reihe von Gujarati-Schriftzeichen, die Balance bedeutete.
    Lena machte sich von mir los. Ich warf einen Blick auf Klecks, der zwar immer noch wie ein Stück Kohle glühte, aber nicht erkennbar auf Shahs Gegenwart reagierte. »Ich glaube, sie sagt die Wahrheit.«
    Lena lief durch den Korridor, schlang die Arme um Shah und küsste sie heftig. Die erwiderte die Umarmung voller Enthusiasmus.
    »Ist es nicht rührend, junge Liebende wieder vereint zu sehen?«, säuselte Granach, wobei ihr kalter Atem meinen Hals kitzelte. Ich hatte sie nicht einmal näher kommen hören. Sie lächelte, jedoch nicht in Richtung Lena und Doktor Shah, sondern an mich gewandt, als wäre sie diejenige, die mir ein Messer in die Brust gestoßen und es umgedreht hatte.
    Ich gab mir alle Mühe, die Eifersucht zu verdrängen, und rang mir ein Lächeln ab. »Mir ist vorher noch nie ein Vampir mit Zahnprothese begegnet. Was für eine Haftcreme benutzen Sie?«
    »Sie haben ein scharfes Auge«, sagte sie, aber die Belustigung war aus ihrer Stimme verschwunden. »Die hier sind speziell für mich entworfen worden. Möchten Sie mal sehen?« Ihr Lächeln wurde schmallippiger, und kleine dreieckige Klingen schoben sich aus ihren Fangzähnen.
    »Reizen Sie sie nicht, Isaac!«, sagte Shah. »Alice mag Herausforderungen nicht besonders.«
    »Isaac.« Lena starrte mich an, den Mund rund vor Verwirrung. Sie hatte einen besitzergreifenden Arm um Shahs Taille gelegt. Ich hatte das Gefühl, dass sie meine Anwesenheit völlig vergessen hatte, bis der

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