Die Buchmagier: Roman (German Edition)
desjenigen, der hinter dieser Sache steckt, und ich gebe Ihnen Ihre Geliebte zurück. Wenn Sie nicht imstande sind, Gutenberg zu besiegen …« Ihr Lächeln wurde breiter. »Dann bringen Sie mir in sieben Tagen Isaac Vainio.«
Lena stand angespannt wie Klavierdraht da. Ihre Knöchel waren weiß, und ihre Finger schienen in die Holzpflöcke eingesunken, als wäre sie eins mit ihren Waffen. »Das kann ich nicht!«
Granach gestikulierte, und eine der Wachen richtete seine Waffe auf Doktor Shah.
»Abgemacht!«, sagte ich, bevor Lena eine Antwort geben konnte. »Gehen wir!«
»Lena!« Shahs Stimme war so schneidend, wie ich sie noch nie gehört hatte. Sie schüttelte den Kopf.
»Es tut mir leid.« Lena lockerte den Griff, sodass die Pflöcke auf den Boden polterten. Ich konnte nicht sagen, ob sie mit Shah oder mit mir redete.
Shah wechselte in Gujarati. Ich verstand die Sprache nicht, aber meine Magie übersetzte die Bedeutung. »Isaac, wenn Gutenberg tatsächlich hinter dem Ganzen steckt … du weißt, was eine dissoziative Identitätsstörung beinhaltet.«
»Keine Geheimnisse!« Granach schlug Doktor Shah mit dem Handrücken so fest ins Gesicht, dass die zu Boden ging. Lena stürzte zu ihr hin, aber zwei Vampire ergriffen ihre Arme und zerrten sie zurück.
Ich nickte Doktor Shah zu und ließ mich von den anderen Wachen wegeskortieren.
*
Die Dunkelheit des Nests gegen die helle Sonne einzutauschen ließ Verständnis für die Untoten in mir aufwallen. Ich schirmte meine Augen ab, während das Tageslicht sich alle Mühe gab, mir die Netzhäute herauszubrennen.
Den Triumph schien niemand angerührt zu haben. Doch ich war sicher, dass man ein Ortungsgerät angebracht hatte. Das konnte ich später aber immer noch mit ein bisschen Zauberei aus James Bond suchen. Lena bewegte sich steif und vermied jeden Blickkontakt mit mir.
»Es ist in Ordnung«, sagte ich ruhig.
Sie schaute auf.
»Wir werden Gutenberg finden, und wir werden Shah zurückholen.« Ich zitterte; die Nachwirkungen von zu viel Zauberei und zu vielen Versuchen, mich umzubringen. Gegen das Zittern anzukämpfen machte es nur noch schlimmer. Ich lehnte mich gegen das Auto und arbeitete daran, meine Atmung zu verlangsamen. Ich fühlte mich, als hätte ich die letzten paar Tage damit verbracht, Espressos intravenös zu mir zu nehmen. »Danach können du und Doktor Shah wieder zu eurem alten Leben zurückkehren.«
»Es tut mir leid!« Die Vampire hatten Lena ihre Bokken zurückgegeben. Sie drückte sie an die Brust. »Ich dachte, Nidhi sei …«
»Ich weiß.« Ich fasste mich kürzer als beabsichtigt. Ich hätte mich eigentlich darauf vorbereiten sollen, was als Nächstes kam, und stattdessen ertappte ich mich dabei, an die Magie zurückzudenken, die uns beide aus ihrem Baum durchströmt hatte, die Glückseligkeit in ihren Augen, als wir heute Morgen das Restaurant verlassen hatten, das Gefühl ihrer Lippen auf meinen. »Du hast … Du tust, was du tun musst.«
Ich blickte auf den Wagen und versuchte mir darüber klar zu werden, ob ich schon wieder fahren konnte oder nicht. Schweren Herzens fischte ich die Schlüssel heraus und reichte sie Lena und versuchte zu ignorieren, wie ihre Finger meine Handflächen streiften.
»Kannst du Gutenberg wirklich finden?«, fragte sie.
»Kommt drauf an, wie gut Plan B funktioniert.« Ich stieg ins Auto und versuchte, mein Gemüt zu beruhigen. »Wir haben nicht alle gestohlenen Bücher aus der Bibliothek wiedergefunden. Theoretisch könnte ich diese fehlenden Bücher benutzen, um denjenigen aufzuspüren, der sie hat.«
»Theoretisch?«
»Ich habe das noch nie zuvor getan.« Ich wusste nur von einer Person, die das je vollbracht hatte. »Wir brauchen einen ruhigen Platz zum Arbeiten, fern von Menschen.«
»Ein ruhiger, isolierter Ort mitten in Detroit. Kein Problem!«
»Nicht mittendrin. Wir befinden uns abseits des Zentrums.« Mir brummte der Schädel, aber ich widerstand der Versuchung, mithilfe von Zauberei den Schaden zu beseitigen, den Granach angerichtet hatte. Doktor Shah hatte recht: Ich übertrieb es jetzt schon, und wenn ich unseren Killer finden wollte, konnte ich es mir nicht leisten, meine Schutzwehr noch weiter zu schwächen.
»Glaubst du, sie werden Nidhi herausgeben?«, fragte sie ruhig, als wir vom Parkplatz fuhren.
»Ich glaube, wenn es uns gelingt, Johannes Gutenberg zu finden, sind wir in einer viel besseren Position, von ihnen zu verlangen, ihren Teil der Abmachung einzuhalten.«
Ich schloss
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