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Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Titel: Die Buchmagier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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die Augen und dachte über alles nach, was wir erfahren hatten. Chesa hatte einen hochgestellten Vampir zwei Tage lang gefoltert, ihn jedoch nicht versklavt. Ein Ältester wäre als Sklave wertvoll gewesen, was nahelegte, dass sie dazu nicht fähig gewesen war. Vermutlich musste der Libriomant das persönlich erledigen.
    Mehr Sorgen machte ich mir wegen der Tatsache, dass Chesa nach den meisten Maßstäben gar keine richtige Vampirin war. Ein Libriomant, der Vampire kontrollieren konnte, war schlimm genug, aber dieser hier war auch in der Lage, andere Zauberwesen zu beherrschen. Ich warf einen verstohlenen Blick auf Lena und malte mir aus, wie ihre braunen Augen sich zusammenzogen und die Pupillen sich zu spitzen Kreuzen umwandelten.
    »Was hat Nidhi zum Schluss gemeint?«, fragte sie. »Was ist so Besonderes an einer Diagnose von dissoziativer Identitätsstörung?«
    »Weißt du noch, was ich dir über die Gefahren der Libriomantik und die Art, wie Bücher in einen zurückgreifen können, erzählt habe? Es ist möglich, dass Shah andere Leute gesehen hat, die um die Kontrolle von Chesas Körper kämpften. Es ist ebenso möglich, dass diese Veränderungen in Chesas Verhalten alle vom selben Verstand herrührten – von Gutenbergs Verstand.« Ich zog meine Jacke fester um mich. »Magisch gesprochen sieht dissoziative Identitätsstörung stark nach Besessenheit aus.«

Kapitel 12
    Danach sagte keiner von uns mehr viel. Nicht dass ich Lena für ihr Schweigen hätte tadeln können – dank mir saß ihre Geliebte immer noch unter der Erde in der Falle.
    Ich hatte alles so sorgfältig geplant: der Liebesmagnet, das Aushändigen von zusätzlichen Waffen, um den Vampiren zu suggerieren, dass sie mich entwaffnet hatten …
    Klecks hatte es gewusst. Er hatte versucht, mich zu warnen, aber ich war zu überzeugt davon gewesen, zu wissen, was ich tat. Dass ich schlauer war als die Blutsauger in ihrem Nest, schlauer als der Killer. Und wegen dieser Arroganz konnte der Killer mich benutzen, um in das Nest einzudringen und eine unserer potenziellen Spuren zu vernichten.
    Auf der Mackinac-Insel zwei Jahre zuvor war es mir wenigstens gelungen, meine Feinde aufzuhalten, bevor ich mich selbst beinah umgebracht hatte. Diesmal war alles, was ich zuwege gebracht hatte, einem Mörder zu helfen. Wenn Lena nicht dabei gewesen wäre und mir Zeit verschafft hätte, den Detonator herauszufischen, wäre ich jetzt wahrscheinlich tot.
    »Ich hätte Pallas anrufen sollen«, meinte ich ruhig. »Sie bitten sollen, einen richtigen Außendienstler zu schicken, um die Vampire zu befragen.«
    »Du könntest sie ja jetzt anrufen«, schlug Lena vor.
    Ich schüttelte den Kopf. Nachdem ich geholfen hatte, die eine Person zu eliminieren, die uns vielleicht zu Ray Walkers Mörder hätte führen können, fiel mir nur noch eine weitere Möglichkeit ein, und es war ausgeschlossen, dass Pallas die absegnete.
    Ich schloss die Augen, als ich mich an Shahs Gesichtsausdruck erinnerte, während man uns fortschleppte. Der Doktor besaß das beste Pokerface, das ich kannte, aber sie war inzwischen seit Tagen dort unten eingesperrt, umgeben von Kreaturen, für die sie wenig mehr als ein Stück Vieh war. Sie war nicht länger in der Lage gewesen, ihre Verzweiflung zu verbergen.
    »Es ergibt keinen Sinn! Gutenberg kennt die Gefahren der Besessenheit besser als jeder andere.« Gutenberg hatte die Gesetze der Libriomantik geschrieben . Aber Chesa war mittels libriomantischer Magie versklavt worden. Und wer sonst wäre dazu fähig, Gutenbergs Automaten zu befehligen? Ponce de Leon war mächtig, aber er war kein Libriomant. Nicola Pallas benutzte bardische Magie. Deb DeGeorges Macht war im Schwinden begriffen, und sie hatte keine Symptome der Besessenheit gezeigt. Ich ging im Geist alle Libriomanten durch, die ich kannte, aber nicht einer von ihnen war stark genug, um Gutenberg herauszufordern.
    »Macht erweckt in Leuten den Glauben, unverwundbar zu sein«, sinnierte Lena.
    »Aber wieso jetzt, nach so vielen Lebensspannen der Ausübung von Zauberei? Und wieso hat niemand die Zeichen bemerkt?« Ich sank in meinen Sitz zurück.
    »Vielleicht hat es ja jemand getan. Vielleicht wurde er darauf hingewiesen, und er schob ihre Bedenken beiseite, bis es zu spät war.« Ihre Worte waren anklagend, und sie mied noch immer meinen Blick.
    »Es geht mir gut«, sagte ich. Für den Moment jedenfalls. Was ich vorhatte, konnte das nur allzu leicht ändern.
    Binnen zweier weiterer Meilen hatten

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