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Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Titel: Die Buchmagier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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die daran arbeitete, das Virus von der Universität zurück zu seinem Ursprung zu verfolgen. Brad Ryder, der Agent, den seine Ermittlungen an Georgias Schwelle geführt hatten. Ich spürte ihre Angst, ihre Wut, ihre unausgesprochene Hingezogenheit zueinander und ihren verzweifelten Wunsch, die Welt zu retten. Doch diese Gefühle waren nicht ihre eigenen – die Figuren waren nichts als Wörter auf einer Seite. Welches Pseudoleben ich auch spürte, es war von Lesern und Zauberei erschaffen worden.
    Meine Grenzen waren geschwächt von den Anstrengungen der letzten paar Tage, und je länger ich meine Verbindung mit dem Buch aufrechterhielt, desto größer war die Anzahl dieser Stimmen, die durch Risse in meinem Verstand eindrangen.
    »Isaac, alles in Ordnung?« Lena berührte mich an der Schulter. Ihre Worte klangen undeutlich und entfernt.
    »Es geht mir gut.« Ich schob ihre Hand weg und konzentrierte mich auf die Stimmen, tauchte in den von Shaffer angelegten Zauber ein, einen Zauber, der so magisch wie nur irgendeiner war, den Zauberer früherer Tage gewirkt hatten. Ich spürte die potenzielle Macht des Buches, ein Kribbeln direkt unter meiner Haut, das darauf wartete, geformt zu werden. Das geformt werden wollte .
    Die Stimmen waren jetzt lauter: wütendes Streiten und panische Schreie. Die kühle, beruhigende Rede eines Politikers. Der Schmerz eines Elternteils, das um ein Kind trauerte.
    Lenas Gesicht oder die Fabrik konnte ich nicht mehr sehen. Flackernde Bilder neckten mich vom Rand meiner Wahrnehmung. Ungeduldig wartete ich, während sie allmählich schärfer wurden, falls ›schärfer‹ das richtige Wort für die Collage aus sich bewegenden Gestalten war, die mich umgaben. Ich starrte eine davon an und versuchte, sie kraft meines Willens zu zwingen, deutlich zu werden. Aber meine Anstrengungen bescherten mir nichts als Kopfschmerzen. Es war, als habe jemand tausend Fotos von ähnlich aussehenden Frauen genommen und eines auf das andere gelegt, bis nichts mehr blieb außer dem vagen Eindruck einer Frau in einem weißen Laborkittel.
    Jedes einzelne dieser Fotos war das geistige Bild eines Lesers von Georgia McCain, der die Protagonistin nach eigenen Vorstellungen erschaffen hatte. Ich sah den Glauben all dieser Leser. Erregung durchflutete mich, gefolgt von einer einzigen Frage: Jetzt, wo ich hier bin, wie komme ich wieder raus?
    Mein Körper fühlte sich taub und schwer an. Ich versuchte, die Finger zu bewegen, aber es war unmöglich zu sagen, ob mir das gelang. Ich zögerte. Wenn ich jetzt versuchte zu entkommen, hätte ich nichts erreicht. Ich versuchte zu entspannen, meine Gedanken zu beruhigen, während gleichzeitig weitere Figuren auf mich zuschlurften.
    In der realen Welt waren Tausende Exemplare von Tollwut über den Globus verstreut; magisch gesprochen war jedes einzelne dieser Exemplare hier nun gleichzeitig vorhanden. Aber nur eins dieser Bücher war kürzlich benutzt worden, um Magie zu manipulieren. Ich suchte nach irgendwelchen noch vorhandenen Spuren von Zauberei, versuchte, mich von der Strömung leiten zu lassen.
    Die Schmerzen kehrten zurück. Ich hieß sie willkommen. Dies war die erste körperliche Empfindung, seit ich mich in dem Buch verloren hatte. Das zertrümmerte Schloss schnitt diesmal tiefer, und ich konnte den Text deutlicher sehen. Sowohl das Latein, angeordnet in ordentlichen Blöcken und Reihen, als auch einen zweiten Zauber, der aus beschädigtem Gekritzel bestand und praktisch unlesbar war.
    Das Schloss wie auch der zweite Zauber waren auf dem materiellen Exemplar des Buches platziert worden, nach dem ich suchte. Ich klammerte mich an sie und ließ den Schmerz durch mich strömen, während ich hinausgriff, um diese bestimmte materielle Manifestation des Buches zu berühren.
    Dunkelheit. Kalte Luft, die nach Öl und Benzin roch. Die schwere, tote Magie von verschlossenen Büchern. Sie rührte nicht von meinem Exemplar von Tollwut her; es war eine Wahrnehmung des Ortes, an dem jenes andere Buch aufbewahrt wurde.
    Mein Verstand stürzte sich auf die Implikationen. Konnten zwei Libriomanten auf diese Weise kommunizieren? Konnten Nachrichten durch passende Bücher verschickt werden? Und wenn ja, würde es eine Verzögerung geben oder fände der Vorgang augenblicklich statt? Was war mit materiellen Objekten? Könnte ich etwas von einem Buch zu einem anderen transportieren?
    Eine neue Stimme zog meine Aufmerksamkeit auf sich; keine Figur aus dem Buch, sondern ein Mann, der mit sich

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