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Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Titel: Die Buchmagier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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flüsterte sie immer wieder.
    Ich schüttelte den Kopf und schloss die Augen. Ich weiß nicht, wie lange ich so liegen geblieben wäre, wenn ich nicht gespürt hätte, wie die Magie aus dem Buch sickerte und meine Knochen streifte. Ich stieß einen gellenden Schrei aus und sprang auf.
    Klecks trippelte auf uns zu und ließ geschwärztes Unkraut in seinem Kielwasser zurück. Hinter ihm flatterten verbrannte Seiten in einer unsichtbaren Brise: Seiten, die sowohl vom Spinnenfeuer als auch von magischer Verkohlung beschädigt waren.
    Lena ergriff ihre Bokken, erhob beide und nahm Abwehrhaltung ein. »Sag mir, was passiert ist, Isaac!«
    »Ich habe ihn gefunden.« Die Worte taten mir im Hals weh. »Er hat versucht, mich im Buch einzusperren.«
    Nur – was immer dieser letzte Angriff gewesen war, nach einem magischen Schloss hatte sich das nicht angefühlt. Es war mehr wie … Hunger. Verzweifelter, rasender, nackter Hunger. Die Erinnerung daran brachte mich wieder zum Zittern. Ich krümmte mich, griff nach meinen Knien und drückte fest zu, um mir von den Schmerzen beweisen zu lassen, dass ich noch real war. Dass ich noch existierte.
    »Isaac …« Lena bewegte sich zur Seite. »Was ist das?«
    Die Bewegungen des Buches wurden heftiger. Seiten rissen ab und wirbelten in engen Kreisen durch die Luft. »Ich denke, er hat jemanden … etwas … geschickt, um mir zu folgen.«
    Lena griff nach einer der Seiten und fluchte: Blut quoll aus ihren Fingerspitzen. Sie stellte sich zwischen mich und das Buch.
    Das hätte alles keinesfalls möglich sein dürfen. Durch Bücher zu spähen war eine Sache, aber physisch durch dieses Buch hindurchzugreifen, um einen anderen Libriomanten zu attackieren? Grauer Rauch wirbelte in den Seiten und floss zu fester Form zusammen. Das hier konnte alles verändern, was wir über Libriomantik wussten, und alles, was ich wollte, war zu fliehen.
    Ich zwang mich dazu, aufrecht zu stehen. Figuren riefen in meinem Kopf, und dank meines vorherigen Eintauchens in das Buch waren ihre Worte ebenso laut und so real wie Lenas.
    Klecks kletterte auf die nächste Mauer; er brannte wie ein Leuchtfeuer. Dies war die Art von Bedrohung, die zu bekämpfen Gutenbergs Automaten erschaffen worden waren. Sie konnten Magie absorbieren, dieses Ding, was immer es auch war, verschlingen und das Buch dabei zerstören. Ich andererseits war kurz davor, mich an meine eigene Magie zu verlieren.
    Rauch und Schwärze begannen sich zu verfestigen. Ich konnte spüren , wie das Ding drängte, wie es sich darum mühte, Form zu erringen. Arme und Beine schälten sich aus dem Rauch und gewannen Substanz. Ein menschenförmiger Schatten machte einen langsamen, zittrigen Schritt auf uns zu. Die wirbelnden Seiten klebten an seinem Körper, eine schwarze Haut aus Papier. »Ich glaube … ich glaube, es ist eine Figur aus dem Buch!«
    »Welche?«
    Ich horchte auf die Stimmen, während das Ding einen weiteren Schritt machte. »Sie alle.«
    Die Gestalt schien sich nicht um die diversen Gesetze der Zauberei zu kümmern, die sie mit ihrer Existenz verletzte, als sie sich auf uns zu schleppte, angetrieben von dem einen Trieb, der allen Figuren in dem Buch gemein war: dem Drang, ihre Feinde zu vernichten.

Kapitel 13
    Ich stand wie erstarrt da, als das Ding sich näherte.
    Ich hatte mich schon des Öfteren Monstern stellen müssen. Ich hatte meine Bücher, meine Zauberei … falls ich die Stimmen lange genug aussperren und mich ausreichend konzentrieren konnte, um davon Gebrauch zu machen. Aber ich wusste nicht, wogegen wir kämpften. Es ähnelte einem verbrannten Leichnam. Es gab kein Gesicht, bloß vage Einbuchtungen, die Augen und ein Mund sein mochten. Ich konnte nicht einmal dahinterkommen, wie ich es bezeichnen sollte.
    Lenas Schwerter wurden in ihren Händen flach. Ich konnte spüren, wie das Holz auf ihre Magie reagierte, wie ein tiefes, warmes Summen in meinen Knochen, als die Schneiden sich von alleine schärften.
    Das hätte ich aber eigentlich nicht spüren dürfen. Ein weiteres Warnzeichen. Die Grenzen zwischen mir und der Magie waren gefährlich dünn geworden.
    »Ist dieses Ding ansteckend?«, fragte Lena.
    Ich hatte noch nicht einmal darüber nachgedacht, ob es wohl den Virus tragen würde. »Kann sein.«
    »Nichts für ungut, aber ich mag Plan B nicht mehr.« Lena schob einen Fuß nach vorn und holte aus.
    Ihr Bokken traf den Hals des Dings und zerbrach wie ein morscher Ast. Der Aufprall warf die Kreatur einen Schritt zurück,

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