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Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Titel: Die Buchmagier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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der Mauer in den kühlen Schatten dessen, was einmal eine Fertigungsstraße gewesen war. Rost und Graffiti überzogen Stützpfeiler aus Metall. Eine Ratte huschte durch eine Öffnung in der gegenüberliegenden Mauer. Über mir flatterten Spatzen verärgert aus ihren Nestern in den stählernen Dachsparren und protestierten tschilpend gegen mein Eindringen.
    Sie würden sich bald noch viel mehr aufregen.
    Lena prügelte auf das Ding ein, bis es sich umdrehte, dann schlug sie noch einmal zu, um es in meine Richtung zu treiben. Sie erinnerte mich an einen Hockeyspieler, der den Puck kontrollierte. Ihre Jacke war zerrissen, ihre Wangen glühten rot.
    Ich hielt den Griff von mir fort und aktivierte ihn. Ein monofiler Draht schoss heraus, der von einem starken Magnetfeld festgehalten wurde, das mir wahrscheinlich jede einzelne Kreditkarte in meiner Brieftasche gebraten hatte. Ich fuhr die Klinge auf maximale Länge aus und vollführte eine schnelle Bewegung aus dem Handgelenk heraus: Der Pfeiler zu meiner Linken erzitterte; Staub und Flocken alter grüner Farbe regneten herab. Anfangs war der Schnitt nicht zu sehen, doch dann bewegte sich der Pfeiler fast unmerklich aus der Flucht. »Kannst du es am Boden festhalten?«
    »Nicht für sehr lange!« Das Ding krümmte sich, als Lena einen Überkopfschlag landete; seine Hände packten Lenas linkes Knie, und sie schrie vor Schmerzen auf. Sie rammte ihm das andere Knie in den Rachen, aber die Kreatur klammerte sich an ihr fest. Sie musste ihr den Stab durch die Hand stoßen und den Arm von sich wegstemmen, um sich zu befreien.
    Als das Wesen das andere Ende des Stabes ergriff, verzog Lenas Mund sich zu einem schmallippigen Lächeln. Sie machte einen schnellen Schritt zurück, brachte es damit aus dem Gleichgewicht und durchbohrte mit dem Ende des Stabes seine Brust.
    Lena hob ihr Stabende an und stieß es nach unten. Stahl durchschlug den alten Betonboden. Sie verbog das freie Ende, bis der Stab wie eine übergroße Heftklammer aussah, und stieß auch dieses der Kreatur durch die Brust. Dann sprang sie zurück und brach zusammen, denn das verletzte Bein versagte ihr den Dienst.
    Ich schlug nach einem anderen Pfeiler und packte Lena dann am Arm. Sie gab sich alle Mühe, um auf den Beinen zu bleiben, während ich sie praktisch wegschleifte.
    Der erste Pfeiler bewegte sich und riss sich aus dem Dach los; Metall und Rost regneten herab, als er mit einer Wucht, die das ganze Gebäude zum Beben brachte, auf dem Boden aufschlug, aber das Dach blieb stehen.
    Von der Mauerlücke aus durchschnitt ich noch mehrere andere Pfeiler, dann knipste ich meine Waffe aus. »Jetzt wäre vermutlich ein guter Zeitpunkt, um schleunigst von hier zu verschwinden!«
    Was diesen Worten folgte, hörte sich wie eine langgezogene Explosion an. Während wir weghinkten, machte ich nur kurz halt, um mir Klecks zu schnappen, und suchte dann Zuflucht in einem offenen Zugang zum nächsten Gebäude. Die Deckenmitte gab zuerst nach; Stahl, Beton und geteerte Dachteile bröckelten ab und stürzten in die Tiefe. Der Boden bebte, und über die Trümmer ging ein Regen aus Staub nieder.
    Ich sah mich um und fragte mich, ob ich mich verkalkuliert hatte. Keines dieser Gebäude schien noch allzu stabil zu sein, und ich bezweifelte, dass wir entkommen konnten, falls sie einstürzten. Lena hatte offenbar denselben Gedanken; sie packte meinen Arm und zog mich herunter und schirmte mich mit ihrem Körper ab, so gut sie konnte. Sie war widerstandsfähig genug, um herabfallendes Glas und ein paar kleinere Trümmer auszuhalten, aber falls der ganze Komplex einstürzte, würden wir beide zerquetscht werden.
    Langsam beruhigte sich das Ächzen und Rumpeln. Staub trübte die Luft wie brauner Nebel. Es sah aus, als wäre ungefähr das halbe Gebäude zusammengefallen, und von dem, was der andere Libriomant uns hinterhergeschickt hatte, war keine Spur zu sehen.
    Lenas Arm und Bein bluteten. Ich war mir nicht sicher, was passieren würde, falls sie sich infizierte. Ihre Magie definierte sie; konnte eine magische Erkrankung umschreiben, was sie war? Aber das kalte Summen der Magie des Buches war abwesend – ich hoffte und betete, dass das hieß, dass sie sicher war.
    Ich fing an, meine Waffe zurück in ihr Buch aufzulösen. Vorübergehend verwirrt starrte ich auf die Seiten. Ich hatte nicht die Zeit, alte Romane zu lesen, nicht bei einem potenziellen Bioterrorismusvorfall der Kategorie A. Ich sollte wieder im Labor sein, nicht … was war

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